08.07.2024

Sanktionen beeinträchtigen Russlands Kapazitäten zur Kriegsführung kaum

Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO, wiiw, IfW und ifo liefern Online-Dashboard für das BMWK
Die Sanktionen haben die Kriegsführungsfähigkeit Russlands bisher nur wenig beeinträchtigt. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsprojekt von vier Instituten aus Kiel, München und Wien im Auftrag des Wirtschaftsministeriums in Berlin.

"Die Wirtschaft des Landes wächst angesichts des Rüstungsbooms momentan kräftig, allerdings wirken die Sanktionen langfristig wie ein schleichendes Gift", sagt Vasily Astrov, Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw).

Online-Dashboard zur russischen Wirtschaft

Umfangreiches Zahlenmaterial dazu bietet eine neue Datenbank zu den Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf die russische Volkswirtschaft. Diese Datenbank steht der Öffentlichkeit ab sofort unter https://rus-monitor.wiiw.ac.at in englischer Sprache zur Verfügung. "Wir versuchen mit unserem Sanktionen-Monitor, ein möglichst realistisches Bild der Folgen der Sanktionen zu zeichnen und die Entwicklung der russischen Wirtschaft so präzise wie möglich zu analysieren", erklärt Astrov weiter.

Folgende Indikatoren sind u. a. in Zeitreihen ab dem Jahr 2021 bis zum April 2024 abrufbar und als interaktive Infografiken aufbereitet:

  • Die russische Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt)
  • Die Inflationsrate und die Leitzinsen
  • Die Staatsausgaben nach einzelnen Budgetposten (einschließlich der Militärausgaben)
  • Die Staatseinnahmen (u. a. aus Öl- und Gasverkäufen)
  • Der Preis der russischen Erdölsorte Urals im Vergleich zur Benchmark-Sorte Brent
  • Die Entwicklung der russischen Exporte und Importe nach Ländern bzw. Ländergruppen
  • Die russische Industrieproduktion und der Dienstleistungssektor
  • Daten zum Rückzug ausländischen Kapitals aus Russland

Die jeweiligen Indikatoren stehen in verschiedenen Formaten zum kostenlosen Download zur Verfügung. Darüber hinaus sind auch sämtliche Publikationen über die Entwicklung der russischen Wirtschaft, die im Rahmen des Projektes erstellt wurden, über das Online-Dashboard frei abrufbar. Dabei handelt es sich vor allem um Monats- und Quartalsberichte bis April 2024. Neben einem Update zur Konjunkturentwicklung Russlands beinhaltet jeder Bericht auch eine fundierte Analyse zu einem aktuellen Schwerpunktthema.

Diese Schwerpunktthemen umfassen die Zuverlässigkeit der russischen Wirtschaftsstatistiken, die Wechselkurs- und Inflationsentwicklung, die Neuausrichtung des Außenhandels (insbesondere der Energieexporte und Warenimporte) nach Asien, die Umgehung der Sanktionen über Drittländer und die Präsenz ausländischer Unternehmen in Russland.

Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) arbeitet dabei mit dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), dem ifo Institut in München und dem Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) zusammen. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in Berlin beauftragt und finanziert.