21.01.2025

Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex

WWWI: 49. Kalenderwoche 2024 bis 2. Kalenderwoche 2025
Die (unbereinigte) wirtschaftliche Aktivität auf Basis des wöchentlichen Indikators für das reale BIP (WWWI) war im Dezember 2024 (Kalenderwochen 49 bis 52; 2. bis 29. Dezember 2024) um 0,3% höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

WWWI für das BIP und seine Teilkomponenten

Auf Basis des wöchentlichen Indikators für das BIP (WWWI) lag die heimische Wirtschaftsleistung im Dezember 2024 (Kalenderwochen 49 bis 52) um ¼% über und in der 1. Jännerhälfte 2025 (Kalenderwochen 1 und 2) um 1¼% unter dem Vorjahresniveau (November –¼%, revidiert)1).

Das inflationsbereinigte Volumen der bargeldlosen Transaktionen als Indikator für die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigt im Dezember im Vorjahresvergleich für die Nachfrage nach Gütern (Einzelhandelsumsätze) einen geringfügigen Anstieg, während die Nachfrage nach Dienstleistungen leicht nachgegeben haben dürfte. Der private Konsum dürfte im Dezember auf dem Niveau des Vorjahres stagniert haben und in der 1. Jännerhälfte um ½% geringer ausgefallen sein (November +½%).

Die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen wird von der Wirtschaftsleistung (Industrieproduktion) und der Stimmung im produzierenden Bereich (gemäß WIFO-Konjunkturtest) bestimmt. Im Dezember dürften die Investitionen am Vorjahresniveau stagniert haben (November –1¾%).

Aus der Entwicklung der Industrieproduktion und des Tourismus sowie der großen Nachfragekomponenten und den daraus resultierenden Wirkungen auf den Außenhandel ergibt sich für die Nettoexporte i. w. S. im Dezember ein negativer Wachstumsbeitrag zum BIP von 2½ Prozentpunkten (November –4¼ Prozentpunkte).

Die Lkw-Fahrleistung auf Österreichs Autobahnen, der Güterverkehr auf der Schiene und die Zahl der abgefertigten Passagierflüge auf dem Flughafen Wien nahmen im Dezember zu, die Frachtflüge stiegen weiter kräftig. Die Einschätzung der künftigen Geschäftsentwicklung (Erwartung für die nächsten Monate) der Unternehmen im Verkehrsbereich hat sich gemäß WIFO-Konjunkturtest im Dezember leicht verbessert, bleibt allerdings weiterhin mehrheitlich im negativen Bereich. Ausgehend von dieser Indikatorenlage wird für den Bereich Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H) im Dezember ein Wertschöpfungszuwachs gegenüber dem Vorjahr von 2¾% geschätzt (November +2½%).

Die Beschäftigung im güterproduzierenden Bereich (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E) sank rezessionsbedingt weiter und der Zuwachs der arbeitssuchenden Personen liegt seit November 2023 gegenüber dem Vorjahr bei zweistelligen Raten. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt nach wie vor sowohl in den aktuellen Lagebeurteilungen als auch in den Erwartungen für die kommenden Monate keine wesentliche Verbesserung der Stimmung. Das WIFO erwartet für Dezember eine um 2½% geringere Wirtschaftsleistung als im Vorjahr, die auch in der 1. Jännerhälfte weiter geschrumpft sein dürfte (November –5%)2).

Die Stimmungsindikatoren für die Bauwirtschaft bleiben weiter eingetrübt. Der seit zwei Jahren anhaltende Anstieg der Zahl arbeitslos gemeldeter Personen im Bauwesen, der zwischen März und September 2024 sogar zweistellig gewesen war, wurde im Dezember unterbrochen. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen sank erstmals gegenüber dem Vorjahresmonat, die Beschäftigung stagnierte. Die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft (ÖNACE 2008, Abschnitt F) dürfte im Vorjahresvergleich im Dezember um 1% niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres ausgefallen sein (1. Jännerhälfte –2¼%; November –2%).

Basierend auf bargeldlosen Transaktionen im Bereich Restaurants und Hotels, den Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest und Online-Suchanfragen von Gästen aus dem Ausland wird die Wertschöpfung im Tourismus (Beherbergung und Gastronomie, ÖNACE 2008, Abschnitt I) im Dezember um 1¾% niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum geschätzt. Sie dürfte auch in der 1. Jännerhälfte deutlich unter dem Vorjahresniveau geblieben sein (November –1¼%). Nach einem leichten Zuwachs im III. Quartal 2024 (+¾%) haben sich die Einzelhandelsumsätze weiter erholt. Im IV. Quartal stiegen sie um insgesamt 2½% (Dezember +½%). Im Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) wird für den Dezember ein Rückgang in der Wertschöpfung um 1¼% gegenüber dem Vorjahr erwartet (1. Jännerhälfte –1%; November +1¾%).

Die aktuelle Beschäftigungssituation in den übrigen Marktdienstleistungen sowie Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest deuten auf eine leichte Besserung in diesem Sektor hin und auch der dämpfende Effekt aus der Sachgütererzeugung dürfte etwas abgenommen haben. Für die übrigen Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N) wird im Dezember gegenüber dem Vorjahr ein Wertschöpfungszuwachs von 2% erwartet (1. Jännerhälfte +1%; November +1%). In den sonstigen persönlichen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte R bis T) dürfte die Wertschöpfung auf der Grundlage der preisbereinigten bargeldlosen Zahlungen im Bereich des Veranstaltungswesens im Dezember gegenüber dem Vorjahr um ½% zugenommen haben (1. Jännerhälfte +¼%; November +2%).

 


1) Die Berücksichtigung neu veröffentlichter Monatsdaten, die bei der Schätzung des WWWI erfüllt werden müssen, führte zu einer Revision des WWWI für das BIP. Zu nennenswerten entstehungsseitigen Abwärtsrevisionen kam es insbesondere im Bereich Güterproduktion (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E). Größere Aufwärtsrevisionen gab es in den Bereichen übrige Marktdienstleistungen (Abschnitte J bis N), Handel (Abschnitt G) und Bauwesen (Abschnitt F).

2) Für die WWWI-Schätzungen werden unbereinigte wöchentliche und monatliche Daten im Vorjahresvergleich modelliert. Vor allem im güterproduzierenden Bereich und den damit eng verbundenen Marktdienstleistungen, sowie in der Bauwirtschaft beeinflusst daher im Dezember ein Arbeitstag mehr als im Vorjahr die Berechnungen und führt vorübergehend zu besseren Ergebnissen. Im November gab es einen Arbeitstag weniger als im Vorjahr.

Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) schätzt die realwirtschaftliche Aktivität der österreichischen Volkswirtschaft auf wöchentlicher und monatlicher Basis. Er verwendet wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Zeitreihen, um wöchentliche und monatliche Indikatoren für das reale BIP und 18 BIP-Teilaggregate (Verwendungsseite 8, Produktionsseite 10) der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu schätzen.

Mit der Veröffentlichung für den Juni 2022 wurden die ökonometrischen Modelle für die historischen Zerlegungen und für das "Nowcasting" auf saisonal unbereinigte Zeitreihen umgestellt. Zudem werden nun für die Schätzung der Modelle die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr verwendet.

Die WWWI-Berechnungen werden (derzeit) monatlich aktualisiert und auf der Website des WIFO veröffentlicht.