26.11.2024

Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex

WWWI: 40. bis 46. Kalenderwoche 2024
Die (unbereinigte) wirtschaftliche Aktivität auf Basis des wöchentlichen Indikators für das reale BIP (WWWI) war im Oktober (Kalenderwochen 40 bis 44; 30. September bis 3. November) um ¾% höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Im Oktober 2024 gab es aber zwei Arbeits- bzw. Handelstage mehr als vor einem Jahr. Nach der vorläufigen Schätzung dürfte in der 1. Novemberhälfte (Kalenderwochen 45 bis 46; 4. bis 17. November) das BIP um ¼% höher ausgefallen sein als vor einem Jahr.

WWWI für das BIP und seine Teilkomponenten

Auf Basis des wöchentlichen Indikators für das BIP (WWWI) lag die heimische Wirtschaftsleistung im Oktober (Kalenderwochen 40 bis 44) um ¾% über dem Vorjahresniveau. Die Schätzungen auf der Basis unbereinigter Daten werden (ähnlich wie im Juli 2024 +1%) im Oktober 2024 von zwei zusätzlichen Arbeits- bzw. Handelstagen gegenüber dem Vorjahresmonat beeinflusst. In der 1. Novemberhälfte (Kalenderwochen 45 bis 46) dürfte die wirtschaftliche Aktivität gegenüber dem Vorjahr um ¼% höher sein als vor einem Jahr (September –½%)1).

Die realen Einzelhandelsumsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben laut Statistik Austria nach einem überraschend starken Einbruch im Juni (–4,6% gegenüber dem Vorjahr) im Juli um +1% und im August um +1¾% zugenommen. Die vorläufige Schätzung ergibt für September einen Rückgang um ¼%. Das inflationsbereinigte Volumen der bargeldlosen Transaktionen als Indikator für die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigt von Oktober bis Mitte November im Vorjahresvergleich einen Anstieg der Nachfrage nach Gütern (Einzelhandelsumsätze) und Dienstleistungen. Der private Konsum dürfte im Oktober um 3%, und in der 1. Novemberhälfte um 2% gegenüber dem Vorjahr zugenommen haben (September +1½%).

Die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen wird von der Wirtschaftsleistung (Industrieproduktion) und der Stimmung im produzierenden Bereich (gemäß WIFO-Konjunkturtest) bestimmt. Im Oktober wird der Rückgang gegenüber dem Vorjahr auf ½% geschätzt (September –1½%).

Aus der Entwicklung der Industrieproduktion und des Tourismus sowie der großen Nachfragekomponenten und den daraus resultierenden Wirkungen auf den Außenhandel ergibt sich für die Nettoexporte i. w. S. im Oktober ein negativer Wachstumsbeitrag zum BIP von 3½ Prozentpunkten (September –3¾ Prozentpunkte).

Die Lkw-Fahrleistung auf Österreichs Autobahnen und der Güterverkehr auf der Schiene waren im Zeitraum Oktober bis Mitte November im Vorjahresvergleich stagnierend bis leicht rückläufig. Die Zahl der abgefertigten Passagierflüge auf dem Flughafen Wien nahm vom Oktober bis Mitte November zu, die Frachtflüge steigen seit Jahresbeginn sehr kräftig. Die Einschätzung der künftigen Geschäftsentwicklung (Erwartung für die nächsten Monate) der Unternehmen im Verkehrsbereich zeigt sich gemäß WIFO-Konjunkturtest im Oktober weiterhin deutlich negativ und dürfte sich im November noch einmal verschlechtert haben. Ausgehend von dieser Indikatorenlage wird für den Bereich Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H) im Oktober ein Wertschöpfungszuwachs gegenüber dem Vorjahr von ¼% geschätzt. Für Anfang November wird ein Rückgang um ¾% erwartet. Im September war bedingt durch die Hochwassersituation (insbesondere im niederösterreichischen Zentralraum mit Sperren der A1 und der Westbahnstrecke) die Wertschöpfung um –3½% geringer als vor einem Jahr ausgefallen.

Für die WWWI-Schätzungen werden unbereinigte wöchentliche und monatliche Daten im Vorjahresvergleich modelliert. Vor allem im güterproduzierenden Bereich und den damit eng verbundenen Marktdienstleistungsbereichen beeinflussen daher im Oktober zwei Arbeitstage mehr als im Vorjahr die Berechnungen und führen vorübergehend zu einer Verbesserung der Ergebnisse.

Die Beschäftigung im güterproduzierenden Bereich (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E) sank rezessionsbedingt weiter und die Zahl arbeitssuchender Personen steigt seit November 2023 mit zweistelligen Raten gegenüber dem Vorjahr. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt noch keine Verbesserung der Stimmung, weder bei den aktuellen Lagebeurteilungen noch in den Erwartungen für die kommenden Monate. Das WIFO erwartet im güterproduzierenden Bereich im Oktober eine um 2% und für die 1. Novemberhälfte eine um 2½% niedrigere Wirtschaftsleistung als im Vorjahr (September –3¼%).

Die Stimmungsindikatoren für die Bauwirtschaft blieben noch im negativen Bereich. Der seit 2 Jahren anhaltende Anstieg der Zahl arbeitslos gemeldeter Personen im Bauwesen, der seit März sogar zweistellig war, ist im Oktober auf eine einstellige Zuwachsrate zurückgegangen, die Beschäftigung sinkt seit über einem Jahr. Die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft (ÖNACE 2008, Abschnitt F) dürfte im Vorjahresvergleich im Oktober stagniert und Anfang November um voraussichtlich 1¾% niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres ausgefallen sein (September –2¼%).

Basierend auf bargeldlosen Transaktionen im Bereich Restaurants und Hotels, den Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest und Online-Suchanfragen von Gästen aus dem Ausland wird die Wertschöpfung im Tourismus (Beherbergung und Gastronomie, ÖNACE 2008, Abschnitt I) im Oktober um ½% niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum geschätzt. Für die erste Novemberhälfte wird ein leichter Zuwachs von +¼% erwartet (September –4¼%). Nach sehr schwachen Einzelhandelsumsätzen im Juni haben sich die Umsätze im II. Quartal wieder erholt (siehe oben). Für den Oktober wird ein Rückgang in der Wertschöpfung des Bereiches Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) um ¾% gegenüber dem Vorjahr erwartet. Anfang November dürfte die Wertschöpfung um 1½% zurückgegangen sein.

Wie die aktuelle Beschäftigungssituation sowie die Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest zeigen, dämpft die ungünstige Entwicklung in der Sachgütererzeugung die Dynamik in den übrigen Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N). Im Vorjahresvergleich stagnierte die Wertschöpfung im Oktober und in der 1. Novemberhälfte (September –½%). Für die sonstigen persönlichen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte R bis T) wird auf der Grundlage der preisbereinigten bargeldlosen Zahlungen im Bereich des Veranstaltungswesens für Oktober und Anfang November mit einem Anstieg der Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um 1% gerechnet (September +1½%).


1) Die Berücksichtigung neu veröffentlichter Monatsdaten, die bei der Schätzung des WWWI erfüllt werden müssen, führte zu einer Revision des WWWI für das BIP um –½ Prozentpunkt in der 1. Oktoberhälfte, im September um –¼ Prozentpunkt und im August um –½ Prozentpunkt. Zu nennenswerten entstehungsseitigen Aufwärtsrevisionen kam es insbesondere in den Bereichen Güterproduktion (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E), Bauwesen (ÖNACE 2008, Abschnitt F) und übrige Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N), größere Abwärtsrevisionen gab es in den Bereichen Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) und Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H).

Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) schätzt die realwirtschaftliche Aktivität der österreichischen Volkswirtschaft auf wöchentlicher und monatlicher Basis. Er verwendet wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Zeitreihen, um wöchentliche und monatliche Indikatoren für das reale BIP und 18 BIP-Teilaggregate (Verwendungsseite 8, Produktionsseite 10) der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu schätzen.

Mit der Veröffentlichung für den Juni 2022 wurden die ökonometrischen Modelle für die historischen Zerlegungen und für das "Nowcasting" auf saisonal unbereinigte Zeitreihen umgestellt. Zudem werden nun für die Schätzung der Modelle die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr verwendet.

Die WWWI-Berechnungen werden (derzeit) monatlich aktualisiert und auf der Website des WIFO veröffentlicht.