04.06.2025

Arbeitsmarkt im Wandel

WIFO-Wirtschaftsgespräche 2025
Im Anschluss an die Generalversammlung des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung fanden am 4. Juni 2025 die WIFO-Wirtschaftsgespräche mit Gabriel Felbermayr, Ulrike Huemer, Barbara Teiber und Karlheinz Kopf im Helene-Lieser-Saal des WIFO statt.

"Es ist unser strategischer Anspruch als Expert:innenorganisation, eine Brücke zwischen akademischer Grundlagenforschung und praktischer politischer Anwendung zu schlagen", so WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr bei seiner Eröffnung der Wirtschaftsgespräche. "255 Publikationen, 212 öffentliche Vorträge, 42.000 Downloads auf wifo.ac.at und 11.608 Mediennennungen – es gibt zahlreiche Kennzahlen aus dem Jahr 2024, die den öffentlichen Mehrwert, die wissenschaftliche Qualität und den wirtschaftspolitischen Impact unseres Institutes untermauern."

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Strukturelle Herausforderungen

Unter dem Titel "Strukturelle Herausforderungen am Arbeitsmarkt – Perspektiven und evidenzbasierte Antworten des WIFO" lieferte Arbeitsmarktökonomin Ulrike Huemer den inhaltlichen Impuls des Tages.

"Der demografische Wandel führt dazu, dass die geburtenstarken Jahrgänge schrittweise in den Ruhestand übertreten, während ihnen Kohorten mit geringerer Bevölkerungszahl nachfolgen. Zwar wird der Anstieg der Erwerbsbeteiligung diesen Rückgang überkompensieren, das Arbeitskräfteangebot dürfte aber dennoch schwächer wachsen als in den vergangenen Jahrzehnten. Laut einer im Jahr 2024 vom WIFO durchgeführten modellgestützten Simulation des Arbeitskräfteangebotes wird die Zahl der Erwerbspersonen in Österreich bis 2030 wachsen und dürfte danach, bis 2040, auf diesem Niveau verbleiben bzw. leicht absinken", so Huemer.

Gleichzeitig kommt es zu einer markanten Veränderung der Struktur des Arbeitskräfteangebotes: Insbesondere werden Ältere und gesundheitlich Eingeschränkte aufgrund des demografischen Wandels und der jüngsten Pensionsreformen künftig stärker im Arbeitskräfteangebot vertreten sein. Auch Fluchtbewegungen tragen zur Veränderung im Arbeitskräfteangebot bei.

Die Verknappung des Arbeitskräfteangebotes bietet die Chance, Arbeitslosigkeit abzubauen und stille Reserven auf dem Arbeitsmarkt zu mobilisieren. Dies setzt jedoch den Einsatz aktiver arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen, die Bereitschaft der Arbeitskräfte zur beruflichen Umorientierung sowie die Bereitschaft der Unternehmen, bisher weniger berücksichtigte Personengruppen einzustellen, voraus. Darüber hinaus müssen Barrieren, die einer Erwerbsbeteiligung entgegenstehen, abgebaut werden.

Rolle der Sozialpartner

Im Zentrum der Wirtschaftsgespräche stand die Frage, welche Rolle die Sozialpartner bei der Bewältigung der aktuellen arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen übernehmen können. Moderiert wurde die Runde mit Gabriel Felbermayr, Ulrike Huemer, Barbara Teiber und Karlheinz Kopf von der stellvertretenden WIFO-Direktorin Christine Mayrhuber.

"Egal ob Teuerung, Corona oder Finanzkrise: Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten kommt den Sozialpartnern eine Schlüsselrolle zu", erklärte Barbara Teiber, die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten. "Wir sind aber nicht nur Krisenmanager – die Politik ist gut beraten, die Sozialpartnerschaft als dauerhaftes Instrument der Politikgestaltung anzuerkennen. Das ist nicht nur für den Wirtschaftsstandort, sondern für unser ganzes Land ein großer Vorteil. Denn der Arbeitsmarkt braucht aktuell nicht weniger Sozialstaat, sondern gezielte Qualifizierungs- und Beschäftigungsimpulse, die Perspektiven eröffnen und die wirtschaftliche und soziale Teilhabe sichern."

"Die Sozialpartner können mit neuen Konzepten und durch ihre Einbindung im AMS-Verwaltungsrat und im Bundes-Berufsausbildungsbeirat einen wichtigen Beitrag für die Qualifizierung von Arbeitskräften, die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und der Produktivität leisten", so Karlheinz Kopf, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg. "Entgegen der jüngsten Vergangenheit müssen sie allerdings in den kommenden Jahren durch eine maßvollere Lohnpolitik den Zuwachs der Lohnstückkosten zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit deutlich einbremsen. Und für den demografiebedingten Arbeitskräftemangel braucht es eine kluge gemeinsame Fachkräftestrategie."

Mag. Christine Mayrhuber
Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit
Mag. Ulrike Huemer
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