Frauenministerin zeichnet zwei WIFO-Ökonominnen aus
Grete-Rehor-Preis für Julia Bock-Schappelwein
Der Grete-Rehor-Preis für Julia Bock-Schappelwein ist eine Anerkennung ihrer Forschungsbeiträge zur Analyse struktureller Barrieren für Frauen auf dem Arbeitsmarkt.
Bock-Schappelwein zählt zu den führenden Ökonominnen, die sich seit Jahrzehnten mit Genderfragen auf dem Arbeitsmarkt, mit den Barrieren der Frauenerwerbstätigkeit, aber auch mit den strukturellen Hürden für Frauen im Bildungsbereich und beim Zugang von Migrant:innen zum Arbeitsmarkt beschäftigen. Darüber hinaus identifiziert und untersucht die WIFO-Ökonomin strukturelle und disruptive wirtschaftliche Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Frauen. Neben ihrer konzeptionellen Arbeit zur Messung disruptiver Arbeitsmarktentwicklungen umfasst ihre jüngsten Arbeiten die Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt durch die COVID-19-Pandemie, die vielschichtigen Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft auf den Arbeitsmarkt bis hin zu den Herausforderungen des Klimawandels auf zukünftig nachgefragte Tätigkeitsprofile und Berufe und die sich daraus ergebenden Chancen für Frauen.
Sie ist auch nationale Expertin im Skillsnet-Netzwerk von Cedefop und stellt ihre Bildungsexpertise für das "Mutual Learning Programme" der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration (GD EMPL) der Europäischen Kommission zur Verfügung. Der umfangreiche wie vielschichtige Forschungsoutput umfasst neben konzeptionellen und strukturellen Analysen, auch Evaluationen von Politikmaßnahmen wie evidenzbasierte Politikempfehlungen für eine nachhaltige und geschlechtergerechte Wirtschaft. Neben ihrem vielschichtigen Publikationsoutput, hat für die Ökonomin die Forschungsdissemination einen hohen Stellenwert, womit Julia Bock-Schappelwein den WIFO-Stakeholdern und der Fachöffentlichkeit eine wissenschaftliche Basis zur Verfügung stellt.
"Die Verleihung des Grete-Rehor-Preises – der ersten Sozialministerin Österreichs (1966 bis 1970) und Vorkämpferin für die Gleichstellung und Entgeltgleichheit der Geschlechter – an Julia Bock-Schappelwein, bestätigt nicht nur die Relevanz ihrer Forschungsleistungen im Bereich der Gleichstellungspolitik, sondern ist auch eine Anerkennung für das herausragende und kontinuierliche Engagement, mit dem die WIFO-Ökonomin ihre Forschung vorantreibt und damit sowohl empirische Grundlagen für die Politikgestaltung liefert als auch einer breiten Öffentlichkeit vermittelt", so die stellvertretende WIFO-Direktorin Christine Mayrhuber in ihrer Gratulation.
Käthe-Leichter-Staatspreis-Preis für Margit Schratzenstaller
Margit Schratzenstallers langjährige Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Gleichstellung, insbesondere im Bereich der öffentlichen Finanzen, fand mit dem Käthe-Leichter-Staatspreis eine frauenpolitische Würdigung.
"Margit Schratzenstaller ist die führende österreichische Budgetexpertin nicht nur im Bereich der nationalen Budgets, sondern auch im Bereich der europäischen Budget- und Steuerpolitik", so Mayrhuber. Schratzenstallers Expertise bringt sie als Mitglied des Österreichischen Fiskalrates, des Advisory Boards Wissenschaft (ABW) im Wiener Klimarat und des Kuratoriums des Zentrums für Verwaltungsforschung (KDZ) sowie als Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik ein.
Zu Beginn ihrer Forschungstätigkeit am WIFO hat sie Gender Budgeting, also die systematische Analyse der geschlechtsspezifischen Auswirkungen staatlicher Budgetpolitik, sowohl als Forschungsthema am WIFO als auch als Thema im politischen Diskurs mitetabliert und damit wesentlich zur gesetzlichen Verankerung im Budgetprozess beigetragen. Ihre Analysen zu geschlechtsspezifischen Wirkungen im Abgabensystem, im Bereich der Familienförderung usw. liefern zentrale empirische Befunde für die Gleichstellungspolitik.
Die Arbeit der WIFO-Ökonomin zeichnet sich dadurch aus, dass sie ökonomische Entwicklungen frühzeitig erkennt und entsprechende Forschungsschwerpunkte vorantreibt, wie z. B. die Anreize im bzw. die Rolle des Abgabensystems für die sozial-ökologische(n) Transformation der Wirtschaft.
"Die Auszeichnung mit dem Käthe-Leichter-Staatspreis – einer wirtschaftswissenschaftlichen Pionierin in der Erforschung der Lebens- und Arbeitswelten von Frauen in der Ersten Republik – bestätigt und betont Schratzenstallers vielschichtigen und zukunftsweisenden Forschungsansatz", so Mayrhuber.
Gratulation des Direktoriums
Das Direktorium des WIFO gratulierte den beiden Preisträgerinnen sehr herzlich zu ihrer Auszeichnung. "Damit wird nicht nur die Bedeutung der Forschungsgebiete der beiden Ökonominnen gewürdigt und noch sichtbarer gemacht, sondern auch ihr leidenschaftliches Forschungsengagement, neue Evidenz zu den alten Fragen der wirtschaftlichen und sozialen Gleichstellung der Geschlechter zu schaffen", so Mayrhuber.
Die strukturellen Unterschiede zwischen Frauen und Männern wurden bereits von den Namensgeberinnen der Staatspreise thematisiert.
Käthe Leichter, klagte 1913 vor dem Reichsgericht auf Zulassung zum Studium an der Universität Wien, studierte Staatswissenschaften und promovierte bei Max Weber in Heidelberg, weil dies in Österreich für Frauen noch nicht möglich war. Sie baute die Frauenabteilung in der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien auf und gab u. a. das Statistische Taschenbuch heraus. Sie wurde 1942 im KZ ermordet.
Grete Rehor war die erste Bundesministerin der Republik Österreich – von 1966 bis 1970 leitete sie das Sozialresort. In der Gewerkschaft setzte sie die Abschaffung der "Frauenlohngruppen" durch, gleicher Lohn für gleiche Arbeit war ihr Ziel.