22.10.2024

Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex

WWWI: 31. bis 41. Kalenderwoche 2024
Die wirtschaftliche Aktivität auf Basis des wöchentlichen Indikators für das reale BIP (WWWI) war im August (Kalenderwochen 31 bis 35, 29. Juli bis 1. September) um ¼% niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum und dürfte im September (Kalenderwochen 36 bis 39, 2. bis 29. September) auf dem Vorjahresniveau stagniert haben.

WWWI für das BIP und seine Teilkomponenten

Auf Basis des wöchentlichen Indikators für das BIP (WWWI) lag die heimische Wirtschaftsleistung im August (Kalenderwochen 31 bis 35) um ¼% unter dem Vorjahresniveau (unbereinigt). Im September (Kalenderwochen 36 bis 39) und in der 1. Oktoberhälfte (Kalenderwochen 40 und 41, vorläufige Schätzung) dürfte die wirtschaftliche Aktivität gegenüber dem Vorjahr unverändert geblieben sein1).

Die realen Einzelhandelsumsätze haben laut Statistik Austria nach einem überraschend starken Einbruch im Juni (–4,6% gegenüber dem Vorjahr) mit +1¼% im Juli und +1½% im August (vorläufige Schätzung) wieder zugenommen. Das inflationsbereinigte Volumen der bargeldlosen Transaktionen als Indikator für die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigt von August bis Mitte Oktober im Vorjahresvergleich einen Anstieg der Nachfrage nach Gütern (Einzelhandelsumsätze) und nach Dienstleistungen, wobei der Zuwachs bei Letzteren im September und Anfang Oktober voraussichtlich etwas stärker ausgefallen ist als bei den Gütern. Der private Konsum dürfte im August um 1%, im September um ¾% und in der 1. Oktoberhälfte um 1½% gegenüber dem Vorjahr zugenommen haben (Juli +¼%).

Die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen wird von der Wirtschaftsleistung (Industrieproduktion) und der Stimmung im produzierenden Bereich (gemäß WIFO-Konjunkturtest) bestimmt. Im August und September wird der Rückgang gegenüber dem Vorjahr auf jeweils 2¾% geschätzt (Juli +1%).

Aus der Entwicklung der Industrieproduktion und des Tourismus sowie der großen Nachfragekomponenten und den daraus resultierenden Wirkungen auf den Außenhandel ergibt sich für die Nettoexporte i. w. S. im August ein positiver (+3 Prozentpunkte) und im September ein negativer (–2 Prozentpunkte) Wachstumsbeitrag zum BIP (Juli +½ Prozentpunkt).

Die Lkw-Fahrleistung auf Österreichs Autobahnen war im Zeitraum August bis Mitte Oktober im Vorjahresvergleich rückläufig. Die Zahl der abgefertigten Passagierflüge auf dem Flughafen Wien nahm vom August bis Mitte Oktober zu, die Frachtflüge steigen seit Jahresbeginn sehr kräftig. Die Stimmung der Unternehmen im Verkehrsbereich zeigt sich gemäß WIFO-Konjunkturtest weiterhin deutlich negativ. Ausgehend von dieser heterogenen Indikatorenlage schätzen wir für den Bereich Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H) einen Wertschöpfungszuwachs gegenüber dem Vorjahr von 1% im August und von jeweils 2% im September und Anfang Oktober (Juli +1%).

Für die WWWI-Schätzungen werden unbereinigte wöchentliche und monatliche Daten im Vorjahresvergleich modelliert. Vor allem im güterproduzierenden Bereich und den damit enger verbundenen Marktdienstleistungen beeinflussen daher im Juli zwei Arbeitstage mehr und im August ein Arbeitstag weniger als im Vorjahr die Berechnungen und führen im Juli zu vorübergehend besseren Ergebnissen. Die Beschäftigung im güterproduzierenden Bereich (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E) sank rezessionsbedingt weiter und die Zahl arbeitssuchender Personen nimmt seit November 2023 mit zweistelligen Raten gegenüber dem Vorjahr zu. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt noch keine Verbesserung der Stimmung, weder bei den aktuellen Lagebeurteilungen noch in den Erwartungen für die kommenden Monate. Das WIFO erwartet im güterproduzierenden Bereich im August eine um 4½% und für September und die 1. Oktoberhälfte eine um 4% niedrigere Wirtschaftsleistung als im Vorjahr (Juli –1%).

Die Stimmungsindikatoren für die Bauwirtschaft blieben noch im negativen Bereich. Der seit 2 Jahren anhaltende Anstieg der Zahl arbeitslos gemeldeter Personen im Bauwesen ist seit März zweistellig, die Beschäftigung sinkt seit über einem Jahr. Die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft (ÖNACE 2008, Abschnitt F) dürfte im August um 4%, im September um 3½% und Anfang Oktober um voraussichtlich 2½% niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres ausgefallen sein (Juli –¾%).

Basierend auf bargeldlosen Transaktionen im Bereich Restaurants und Hotels, den Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest und Online-Suchanfragen von Gästen aus dem Ausland wird die Wertschöpfung im Tourismus (Beherbergung und Gastronomie, ÖNACE 2008, Abschnitt I) im August um ¼%, im September um 2½% und in der 1. Oktoberhälfte um voraussichtlich 2¼% geringer als im entsprechenden Vorjahreszeitraum geschätzt (Juli –1¾%). Nach sehr schwachen Einzelhandelsumsätzen im Juni haben sich die Umsätze im Juli und August wieder erholt (siehe oben). Für den August wird ein Anstieg in der Wertschöpfung des Bereiches Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) um ¾% gegenüber dem Vorjahr erwartet. Im September und Anfang Oktober dürfte die Wertschöpfung auf dem Vorjahresniveau stagniert haben.

Wie die aktuelle Beschäftigungssituation sowie die Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest zeigen, dämpft die ungünstige Entwicklung in der Sachgütererzeugung die Dynamik in den übrigen Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N). Im Vorjahresvergleich ging die Wertschöpfung im August um ¼%, im September und in der 1. Oktoberhälfte um jeweils ½% zurück (Juli +1%). Für die sonstigen persönlichen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte R bis T) wird auf der Grundlage der preisbereinigten bargeldlosen Zahlungen im Bereich des Veranstaltungswesens für August bis Anfang Oktober mit einem Anstieg der Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um 2¼%, 2% und 2½% gerechnet (Juli +4%).


1) Im September 2024 wurde eine Benchmark-Revision der Volkwirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) im Rahmen der Veröffentlichung der Jahresrechnung für 2023 bis 1995 durchgeführt (https://www.statistik.at/fileadmin/pages/224/Informationen_zur _Benchmarkrevision_der_VGR_2024.pdf). Die entsprechende Revision der Quartalsrechnung wurde am 18. Oktober publiziert. Diese Änderung der Datenbasis erforderte eine Neuberechnung des WWWI und sämtlicher Teilaggregate für den gesamten Zeitraum (1. Kalenderwoche 2020 bis 33. Kalenderwoche 2024) sowie eine Überprüfung und Aktualisierung der verwendeten Schätzmodelle.
Neben der Revision der vierteljährlichen VGR wurden in der vorliegenden Berechnung auch neu veröffentlichte Monatsdaten berücksichtigt, die bei der Schätzung des WWWI erfüllt werden müssen. Insgesamt führte dies zu einer Revision des WWWI für das BIP um +1¼ Prozentpunkte im Juli und –¾ Prozentpunkte im Juni. Zu nennenswerten entstehungsseitigen Revisionen kam es insbesondere in den Bereichen Bauwesen (ÖNACE 2008, Abschnitt F), öffentliche Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte O bis Q), übrige Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N), Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H) und Beherbergung und Gastronomie (ÖNACE 2008, Abschnitt I).

Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) schätzt die realwirtschaftliche Aktivität der österreichischen Volkswirtschaft auf wöchentlicher und monatlicher Basis. Er verwendet wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Zeitreihen, um wöchentliche und monatliche Indikatoren für das reale BIP und 18 BIP-Teilaggregate (Verwendungsseite 8, Produktionsseite 10) der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu schätzen.

Mit der Veröffentlichung für den Juni 2022 wurden die ökonometrischen Modelle für die historischen Zerlegungen und für das "Nowcasting" auf saisonal unbereinigte Zeitreihen umgestellt. Zudem werden nun für die Schätzung der Modelle die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr verwendet.

Die WWWI-Berechnungen werden (derzeit) monatlich aktualisiert und auf der Website des WIFO veröffentlicht.