
17. FIW-Forschungskonferenz
Geboten wurde ein abwechslungsreiches Programm mit hochkarätigen Referenten und spannenden Diskussionen zu den mehr als 50 Arbeitspapieren, die in den parallelen Sitzungen vorgestellt wurden. Die Teilnehmer:innen hatten die Möglichkeit, sich über aktuelle Forschungsergebnisse auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Veranstaltet wurde die Konferenz vom Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft (FIW) in Kooperation mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBFW) und dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW).
Eröffnet wurde die Konferenz von Cynthia Zimmermann (FIW), Sektionsleiterin für "EU- und internationale Marktstrategien" im österreichischen Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und Rupert Sausgruber (Rektor WU Wien). Sie betonten die Bedeutung des Austausches zwischen Forschung und Politik für die Bewältigung der globalen wirtschaftlichen Herausforderungen.

Ein Höhepunkt der Konferenz war das Policy Panel zum Thema "Geopolitische Verschiebungen und Welthandel: Die Rolle der WTO und die Führungsrolle der USA". Moderiert von Harald Oberhofer (FIW, WU Wien, WIFO) diskutierten Ignacio García Bercero (Bruegel), Gabriel Felbermayr (WIFO), Meredith Crowley (University of Cambridge) und Manfred Schekulin (BMAW) über die Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Entwicklungen auf den Welthandel.
Auf dem Podium wurden die aktuellen Herausforderungen für die Welthandelsorganisation (WTO) erörtert. Es wurde festgestellt, dass die WTO zwar sehr wichtig für die Stabilität des Welthandels ist, sich aber derzeit in einer schwierigen Situation befindet. Ein großes Problem besteht darin, dass die Struktur der Zölle immer noch die Realität von 1994 widerspiegelt und seit der Uruguay-Runde keine größeren Reformen vereinbart wurden. Dennoch betonten die Diskussionsteilnehmer, dass die WTO mit ihrem Streitbeilegungsmechanismus und ihren einheitlichen Regeln große Erfolge erzielt hat. In der zweiten Hälfte des Politikpanels ging es um die aktuelle Handelspolitik der USA und die Frage, wie die Europäische Union auf die Ankündigung neuer Zölle durch den Präsidenten der USA reagieren könnte. Es herrschte Einigkeit darüber, dass etwaige Gegenmaßnahmen der Europäischen Union mit den WTO-Regeln vereinbar sein sollten und dass es im Interesse der EU sei, einen eskalierenden Handelsstreit zu vermeiden.

Meredith Crowley (University of Cambridge) hielt die erste Keynote Lecture zum Thema "The Future of Trade in a Fragmenting World". Anhand zweier aktueller Forschungsprojekte zeigte Crowley zwei unterschiedliche methodische Ansätze zur Analyse der Auswirkungen der zunehmenden Fragmentierung des internationalen Handelssystems auf.

Die zweite Keynote Lecture wurde von Philip Lane, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), gehalten. Er sprach über die Bedeutung der internationalen Wirtschaft für die Arbeit der EZB und erklärte, dass Europa nicht allein dasteht, sondern eng mit dem Rest der Welt verbunden ist – nicht nur durch Handel, sondern auch durch Netzwerke und den Austausch von Wissen und Technologie. Von besonderem Interesse war für ihn die Frage, wie schnell künstliche Intelligenz (KI) die Produktivität in Europa beeinflussen wird und wie Daten und Informationen grenzüberschreitend ausgetauscht werden. Er illustrierte dies mit einer Reihe von Kennzahlen zu wichtigen langfristigen Trends in der Weltwirtschaft. Schließlich präsentierte Lane die neuesten Modellrechnungen der EZB mit verschiedenen Szenarien zur Einführung neuer Handelsschranken.

Am Ende der Konferenz wurden zwei Preise für herausragende akademische Leistungen verliehen. Der "Young Economist Award" ging an Edoardo Tolva für sein Paper "Oligopolies in Trade and Transportation: Implications for the Gains from Trade". Der "Best Paper Award" für den besten Beitrag zur diesjährigen Konferenz ging an Toshiaki Komatsu (mit Co-Autor Emmanuel Dhyne) für das Paper "Job Ladder and Dynamic Monopsony in Pro-production Networks".

