20.05.2025

Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex

WWWI: 14. bis 19. Kalenderwoche 2025
Die unbereinigte wirtschaftliche Aktivität auf Basis des wöchentlichen Indikators für das reale BIP (WWWI) war im April (Kalenderwochen 14 bis 17; 31. März bis 27. April 2025) und in der 1. Maihälfte (Kalenderwochen 18 und 19, 28. April bis 11. Mai 2025) um ½% geringer als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

WWWI für das BIP und seine Teilkomponenten

Auf Basis des wöchentlichen Indikators für das BIP (WWWI) lag die heimische Wirtschaftsleistung im April und in den ersten beiden Maiwochen wie schon im März (revidiert)1) um jeweils ½% unter dem Vorjahresniveau. Aufgrund der saisonalen Verschiebung von Ostern – die Karwoche und somit die Osterferien fielen 2024 in die letzte Märzwoche und 2025 in die dritte Aprilwoche – zeigt sich im Vorjahresvergleich im Bereich des Tourismus (vor allem in den von privaten Haushalten konsumierten Dienstleistungen) im April ein deutlicher Zuwachs. Im Gegenzug dürfte sich der güterproduzierende Bereich (Industrie, Bau) im April etwas schwächer entwickelt haben als im März und Mai.

Das inflationsbereinigte Volumen der bargeldlosen Transaktionen als Indikator für die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigt im April im Vorjahresvergleich für die Nachfrage nach Gütern (Einzelhandelsumsätze) einen leichten und für Dienstleistungen einen stärkeren Zuwachs. In der 1. Maihälfte dürfte die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen in etwa gleich stark zurückgegangen sein. Der private Konsum dürfte folglich im April um ½% höher und in der 1. Maihälfte um 1½% geringer ausgefallen sein als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (März –2½%).

Die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen wird von der geschätzten Wirtschaftsleistung (Industrieproduktion) und der erhobenen Stimmung im produzierenden Bereich gemäß WIFO-Konjunkturtest bestimmt. Im April dürften die Investitionen gegenüber dem Vorjahr um 3% gesunken sein (März –1¾%).

Aus der Entwicklung der Industrieproduktion und des Tourismus sowie der großen Nachfragekomponenten und den daraus resultierenden Wirkungen auf den Außenhandel ergibt sich für die Nettoexporte i. w. S. im April ein negativer Wachstumsbeitrag zum BIP von 3½ Prozentpunkten (März –2 Prozentpunkte).

Die Lkw-Fahrleistung auf Österreichs Autobahnen und der Güterverkehr auf der Schiene sind im April im Vorjahresvergleich zurückgegangen. Die Zahl der abgefertigten Passagierflüge und das Frachtaufkommen am Flughafen Wien nahmen hingegen zu. Die Unternehmen im Verkehrsbereich schätzen ihre aktuelle Geschäftslage gemäß WIFO-Konjunkturtest trotz einer tendenziellen Aufhellung weiterhin mehrheitlich negativ ein. Ausgehend von dieser Indikatorenlage wird für den Bereich Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H) im April ein Rückgang der Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um 2% erwartet (März +1%, 1. Maihälfte +½%).

Die Beschäftigung im güterproduzierenden Bereich (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E) sank rezessionsbedingt weiter und der Zuwachs der arbeitssuchenden Personen liegt seit November 2023 gegenüber dem Vorjahr bei zweistelligen Raten. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt sowohl in den aktuellen Lagebeurteilungen als auch in den Erwartungen für die kommenden Monate eine leichte Verbesserung, die Stimmung bleibt aber noch weit im negativen Bereich. Das WIFO erwartet im güterproduzierenden Bereich im April eine um 4% geringere Wirtschaftsleistung als im Vorjahr (März –2¼%, 1. Maihälfte –2%)2).

Die Stimmung unter den Bauunternehmen hellt sich nach wie vor nicht nachhaltig auf. Die Zahl arbeitslos gemeldeter Personen im Bauwesen stieg nach zwischenzeitlichen Rückgängen zu Beginn des Jahres im April wieder leicht an. Auch die Beschäftigung sank wieder etwas stärker. Die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft (ÖNACE 2008, Abschnitt F) wird für April um 3¼% niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres geschätzt (März +1½%, 1. Maihälfte –2½%).

Basierend auf bargeldlosen Transaktionen im Bereich Restaurants und Hotels und den Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest wird die Wertschöpfung im Tourismus (Beherbergung und Gastronomie, ÖNACE 2008, Abschnitt I) im April um 2½% höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum geschätzt (März –9%, 1. Maihälfte –1%). Der Anstieg ist auf die kalendarische Lage der Karwoche zurückzuführen: 2024 fielen die Osterferien in die Kalenderwoche 13 und damit in den März, heuer lagen sie in der Kalenderwoche 16 und damit im April. Im Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) wird für den April ein Rückgang der Wertschöpfung um 1¼% gegenüber dem Vorjahr erwartet. Im Vergleich zum März (–3¾%) und zur 1. Maihälfte (–3%) zeigt sich auch im Handel im Vorjahresvergleich ein leichter saisonaler Ostereffekt.

Die aktuelle Beschäftigungssituation in den übrigen Marktdienstleistungen sowie Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest deuten auf eine Stagnation in diesem Sektor hin. Für die übrigen Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N) dürfte die Wertschöpfung im April auf dem Vorjahresniveau gelegen haben (März +½%, 1. Maihälfte +¼%). Die Wertschöpfung in den sonstigen persönlichen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte R bis T) wird auf der Grundlage der preisbereinigten bargeldlosen Zahlungen im Bereich des Veranstaltungswesens im April (wie auch im März) um ¼% niedriger geschätzt als im Vorjahr (1. Maihälfte –2¼%).

 


1) Die Berücksichtigung neu veröffentlichter Monatsdaten, die bei der Schätzung des WWWI erfüllt werden müssen, führte zu einer Revision des WWWI für das BIP. Zu nennenswerten entstehungsseitigen Abwärtsrevisionen kam es im März insbesondere in den Bereichen Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) und übrige Marktdienstleistungen (Abschnitte J bis N). Größere Aufwärtsrevisionen gab es im Bauwesen (Abschnitt F).

2) Für die WWWI-Schätzungen werden unbereinigte wöchentliche und monatliche Daten im Vorjahresvergleich modelliert. Vor allem im güterproduzierenden Bereich und den damit eng verbundenen Marktdienstleistungsbereichen, sowie in der Bauwirtschaft beeinflusst daher im April ½ Arbeitstag weniger als im Vorjahr und im Mai 1 Arbeitstag mehr die Berechnungen.

Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) schätzt die realwirtschaftliche Aktivität der österreichischen Volkswirtschaft auf wöchentlicher und monatlicher Basis. Er verwendet wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Zeitreihen, um wöchentliche und monatliche Indikatoren für das reale BIP und 18 BIP-Teilaggregate (Verwendungsseite 8, Produktionsseite 10) der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu schätzen.

Mit der Veröffentlichung für den Juni 2022 wurden die ökonometrischen Modelle für die historischen Zerlegungen und für das "Nowcasting" auf saisonal unbereinigte Zeitreihen umgestellt. Zudem werden nun für die Schätzung der Modelle die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr verwendet.

Die WWWI-Berechnungen werden (derzeit) monatlich aktualisiert und auf der Website des WIFO veröffentlicht.

Call for Papers – Einreichfrist: 28. Februar 2025
29.01.2025