Umsatzentwicklung im Einzelhandel zuletzt besser, aktuelle Lage jedoch eingetrübt
Die heimische Konjunktur verläuft weiterhin schwach. Gemäß aktuellen Berechnungen des Wöchentlichen WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) lag die Wirtschaftsleistung im Mai und Juni 2024 je um ½% unter dem Vorjahr, in den ersten beiden Juliwochen stagnierte sie.
Im Einzelhandel wurden zuletzt erstmals wieder sowohl nominelle als auch reale Umsatzsteigerungen beobachtet (April 2024 nominell +4,3%, real +1,8% gegenüber dem Vorjahr; Mai 2024 nominell +2,9%, real +0,7%, vorläufiger Wert). Der positive Verlauf geht vor allem auf die gestiegenen Umsätze im Einzelhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln zurück.
Auch der weiterhin nachlassende Preisauftrieb stützt die reale Entwicklung. Im Juni 2024 betrug die Inflation 3,0% (VPI) bzw. 3,1% (HVPI) und lag damit erneut höher als der Durchschnitt des Euro-Raums (2,5%).
Nach einer zwischenzeitlichen Aufhellung trübte sich die Stimmung der österreichischen Einzelhandelsunternehmen im Juni wieder ein (Juni –6,3 Punkte, Mai –1,6 Punkte). Auch die vorläufigen Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests für Juli deuten auf einen weiteren Rückgang hin. Das Ergebnis im Juni resultiert aus einer deutlichen Verschlechterung in der Beurteilung der aktuellen Lage. Damit markiert der Saldo wieder einen Wert unter dem langjährigen Durchschnitt. Der Erwartungsindex liegt hingegen auf dem Niveau der Vormonate.
Verglichen mit den deutschen Einzelhandelsunternehmen liegen die aktuellen Umfrageergebnisse der heimischen Händler:innen dennoch deutlich positiver (Juni: Österreich –9,9 Punkte, Deutschland –20,3 Punkte).
Das heimische Konsument:innenvertrauen ist zuletzt angestiegen, liegt jedoch abermals unter dem Niveau der deutschen Haushalte (Österreich –12,6 Punkte, Deutschland –9,9 Punkte). Verantwortlich dafür sind die pessimistischeren Einschätzungen bezogen auf größere Anschaffungen in den kommenden 12 Monaten. Ebenso wird die eigene finanzielle Situation im abgelaufenen Jahr von den heimischen Haushalten nicht so positiv beurteilt wie in Deutschland.
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte werden 2024 von zwei konträren Effekten geprägt: einerseits erhöht der kräftige Anstieg des real verfügbaren Haushaltseinkommens die Konsumnachfrage, andererseits führt das weiterhin hohe Zinsniveau zusammen mit einer Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt zu einer Ersparnisbildung bei den Konsument:innen, sodass die Sparquote auch 2024 wieder zunehmen dürfte.
Die aktuell schwache Wirtschaftsentwicklung spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt. Der Bestand an unbesetzten Stellen ging sowohl im Einzelhandel als auch in der Gesamtwirtschaft weiter zurück und lag im Juni im Einzelhandel bereits um 27,5% (Gesamtwirtschaft –17,4%) unter dem Niveau des Vorjahres. Aktuell können 10.670 offene Stellen (Gesamtwirtschaft 97.915) nicht zeitnah besetzt werden.