Pflegevorsorge in den Gemeinden
Die Befragung, an der 649 Gemeinden (und damit 31% der heimischen Gemeinden) teilgenommen haben, hat ergeben, dass aus Sicht der Gemeinden Nachholbedarf bei der Koordination der Pflege besteht. Zum einen durch eine systematische Herangehensweise, um Informationen über den gegenwärtigen und künftigen Pflegebedarf der lokalen Bevölkerung zu erheben. Und zum anderen auch, um den Bewohnerinnen und Bewohnern der Gemeinde kompetente wohnortnahe Information und Beratung bieten zu können. Hier wird von den Gemeindevertreterinnen und ‑vertretern ein großes Defizit diagnostiziert. Als Lösung findet vor allem die Etablierung von regionalen Pflegeinformationsstellen über alle Bundesländer hinweg großen Zuspruch. Diese würden einerseits eine Anlaufstelle zur umfassenden Beratung und Information rund um das Thema Altern und Pflege bieten und könnten andererseits auch die Entwicklung des regionalen Pflegebedarfs verfolgen und besser prognostizieren. Die Verbesserung der Bedarfsplanung für Pflegedienstleistungen sehen 64% (Tirol) bis 88% (Salzburg) der Gemeinden als wichtige mittelfristige Herausforderung an.
Die Mehrheit der Gemeinden scheint derzeit keine systematischen Herangehensweisen zu verfolgen, um Informationen über den gegenwärtigen und künftigen Pflegebedarf der lokalen Bevölkerung zu erheben. Das ist in zweierlei Hinsicht problematisch: Zum einen brauchen die Pflegebedürftigen und ihre Familien auf regionaler Ebene Ansprechpersonen, die über die Pflegeunterstützungsmöglichkeiten in einer Region Bescheid wissen. Zum anderen kann die Information über die regionalen Pflegebedürfnisse verwendet werden, um das Angebot an Pflegedienstleistungen dementsprechend anzupassen", fasst Studienleiterin Ulrike Famira-Mühlberger, stellvertretende Leiterin des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO), die Ergebnisse zusammen.
Eine wesentliche Herausforderung für die Pflegevorsorge in Österreich ist laut der Studie die äußerst komplexe Finanzierungsstruktur mit hoher Verflechtung zwischen den Gebietskörperschaften. "Finanzierungs- und Aufgabenverantwortung sind zwischen unterschiedlichen Gebietskörperschaften verteilt – zumeist ohne gemeinsame Steuerung, sodass es zu Fehlanreizen und Ineffizienzen kommt. Während die Auszahlung des Pflegegelds in die Kompetenz des Bundes fällt, werden Pflegedienstleistungen vorwiegend von Ländern und Gemeinden finanziert", erläutert der WIFO-Leiter Christoph Badelt. 67% der Gemeinden bemängeln laut der Gemeinde-Umfrage von Ende 2019, dass aus ihrer Sicht beim Thema Pflege-Organisation und -Finanzierung bisher nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der kommunalen Ebene Rücksicht genommen wurde.
Den vollständigen Pressetext zur Studienpräsentation finden Sie bitte hier.
Eine Videoaufzeichnung der Pressekonferenz ist hier abrufbar.