Erholung der Wirtschaft zeichnet sich ab
"Die Angebotsbeschränkungen und der Nachfrageeinbruch durch den Lockdown hatten eine massive Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Aktivität in vielen Ländern zur Folge. Nach der Aufhebung der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Infektionen wird die Wirtschaftsaktivität in den einzelnen Ländern asynchron wieder aufgenommen. Dies prägt die international unterschiedliche Dynamik", so der Autor des aktuellen WIFO-Konjunkturberichtes Christian Glocker.
In Österreich sank die Wirtschaftsleistung im 1. Halbjahr 2020 wegen der zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie getroffenen Maßnahmen. Einem Rückgang von 2,4% gegenüber der Vorperiode im I. Quartal folgte ein Einbruch um 10,7% im II. Quartal (saisonbereinigt laut Eurostat-Vorgabe). Wenngleich die Unternehmen die aktuelle Lage in Umfragen weiterhin ungünstig einschätzen, haben sich insbesondere die Erwartungsindikatoren verbessert. Die Konjunkturrisiken sind aufgrund des neuerlichen Anstieges der Infektionszahlen zuletzt wieder stärker abwärts gerichtet.
Die Angebotsbeschränkungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie sowie der Ausfall der Nachfrage aus dem In- und Ausland hatten in Österreich im 1. Halbjahr einen Einbruch der Wirtschaftsleistung zur Folge. Während der Rückgang des privaten Konsums aufgrund der Einschränkungen im Handel und in vielen Dienstleistungsbereichen das BIP maßgeblich dämpfte, wurde auch die Investitions- und Exporttätigkeit eingeschränkt. Auf der Entstehungsseite prägten vor allem die Bereiche Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz und Lagerei, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie den Rückgang der Wirtschaftsleistung, auf sie entfiel im II. Quartal fast die Hälfte des BIP-Rückganges.
Im Euro-Raum blieb das BIP im II. Quartal um 12,1% unter dem Vorquartalsergebnis. Besonders stark sank die Wirtschaftsleistung in Italien, Frankreich und Spanien. In den USA schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im II. Quartal um 9,5%. Hingegen expandierte die Wirtschaftsleistung in China nach einem Einbruch im I. Quartal im II. Quartal kräftig.
Die Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie treffen den Arbeitsmarkt erheblich. Bis Juli entspannte sich die Situation in Österreich etwas, ist aber insgesamt weiterhin prekär. Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten war im Juli nach vorläufigen Schätzungen um 88.000 niedriger als im Vorjahr (–2,3%), die Zahl der beim AMS registrierten Arbeitslosen um 112.200 höher (+41,3%), einschließlich Personen in Schulungen um 107.300 (+33,0%). Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote dürfte damit nach nationaler Definition im Juli bei 10,7% gelegen sein.