Bauboom verteuert öffentliche Bauprojekte
"Wir zeigen in der Studie, dass sich die starke Baukonjunktur fast spiegelbildlich in weniger Wettbewerb um öffentliche Aufträge niederschlägt. In weiterer Folge wirkt dies auch auf die Vergabepreise beispielsweise kommt es häufiger zu Überschreitungen der ursprünglichen Kostenschätzung", erklärte Klien gegenüber der Austria Presse Agentur (APA).
Demnach sinkt die Zahl der Angebote je Ausschreibung seit 2015 merklich. Im Durchschnitt ging die Zahl der Angebote zwischen 2015 und 2018 um 25% zurück von 6 auf 4,5. In einzelnen Bausegmenten wie dem Leitungstiefbau und dem Ingenieursbau habe sich die Zahl der Angebote je Ausschreibung seit 2015 sogar halbiert. Um hohe Baukosten zu vermeiden, sollten öffentliche Auftraggeber daher die Baukonjunktur im Auge behalten.
Die Wirtschaftsforscher haben sich für die Studie unkonventioneller Daten bedient. Sie haben die EU-Datenbank Tenders Electronic Daily (TED) ausgewertet, in der öffentliche Bauaufträge ab 5,5 Mio. ausgeschrieben werden müssen. "Um diese Daten nutzbar zu machen haben wir mehrere hunderttausend Einzelausschreibungen durchsucht, gefiltert und die relevanten Informationen extrahiert", so Klien. Mittels statistischer Glättungsverfahren sind dann Zeitreihen zur Entwicklung von Angeboten und Vergabepreisen erstellt worden.
Der Vergleich der Jahre 2006 bis 2018 zeigt der Studie zufolge, dass die Teilnahme von Baufirmen an öffentlichen Ausschreibungen von der Konjunktur beeinflusst wird. Umgekehrt können die Daten auch als zeitnaher Konjunkturindikator für die Bauwirtschaft herangezogen werden. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von öffentlichen Vergabedaten seit 1. März 2019 müssen in Österreich auch Vergaben im Unterschwellenbereich ab 50.000 veröffentlicht werden ergeben sich für Ökonomen neue Möglichkeiten der Analyse.