
Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex
WWWI für das BIP und seine Teilkomponenten
Auf Basis des wöchentlichen Indikators für das BIP (WWWI) ist die heimische Wirtschaftsleistung im Juni um ¾% gegenüber dem Vorjahr gesunken. In den ersten beiden Juliwochen dürfte sie das Vorjahresniveau erreicht haben (Mai +½%, revidiert)1).
Das inflationsbereinigte Volumen der bargeldlosen Transaktionen als Indikator für die Konsumausgaben der privaten Haushalte zeigt im Juni im Vorjahresvergleich für die Nachfrage nach Gütern (Einzelhandelsumsätze; zwei Handelstage weniger als im Vorjahr) einen stärkeren Rückgang als für jene nach Dienstleistungen. Der private Konsum dürfte im Juni gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres folglich um ¾% geringer ausgefallen sein (Mai +2¾%). Für die ersten beiden Juliwochen wird ein Anstieg von ¾% erwartet.
Die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen wird von der geschätzten Wirtschaftsleistung (Industrieproduktion) und der erhobenen Stimmung im produzierenden Bereich gemäß WIFO-Konjunkturtest bestimmt. Im Juni dürften die Investitionen gegenüber dem Vorjahr um 1½% zurückgegangen sein (Mai +¼%).
Aus der Entwicklung der Industrieproduktion und des Tourismus sowie der großen Nachfragekomponenten und den daraus resultierenden Wirkungen auf den Außenhandel ergibt sich für die Nettoexporte i. w. S. im Juni mit –3½ Prozentpunkten ein negativer Wachstumsbeitrag zum BIP (Mai –1½ Prozentpunkte).
Die Lkw-Fahrleistung auf Österreichs Autobahnen und das abgefertigte Frachtvolumen auf dem Flughafen Wien gingen im Juni im Vorjahresvergleich zurück, wohingegen der Güterverkehr auf der Schiene und das Fluggastaufkommen zunahmen. Die Unternehmen im Verkehrsbereich schätzen ihre aktuelle Geschäftslage gemäß WIFO-Konjunkturtest weiterhin mehrheitlich negativ ein. Ausgehend von dieser Indikatorenlage wird für den Bereich Verkehr (ÖNACE 2008, Abschnitt H) im Juni ein Rückgang der Wertschöpfung um 1½% gegenüber dem Vorjahr erwartet (1. Julihälfte +¼%, Mai +1%).
In der aktuellen Veröffentlichung der Produktionsindizes für die Industrie und das Bauwesen von Statistik Austria wurden die bisher vorläufigen Werte für den April merklich nach unten revidiert (Industrie –3,4 Prozentpunkte, Bauwesen –5,2 Prozentpunkte; unbereinigt). Diese schwächere Ausgangslage im produzierenden Bereich wirkt sich über autoregressive Terme in den Schätzmodellen negativ auf die unbereinigte Schätzung der Wertschöpfung im Juni aus. Hinzu kommt, dass im Juni im Vergleich zum Vorjahr ein Arbeitstag weniger zur Verfügung stand.
Die Beschäftigung im güterproduzierenden Bereich (ÖNACE 2008, Abschnitte A bis E) sank rezessionsbedingt weiter und der Zuwachs der arbeitssuchenden Personen liegt seit November 2023 gegenüber dem Vorjahr bei zweistelligen Raten. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt in den aktuellen Lagebeurteilungen eine neuerliche Eintrübung der nach wie vor negativen Stimmung. Das WIFO erwartet im güterproduzierenden Bereich im Juni eine um 3½% geringere Wirtschaftsleistung als im Vorjahr (1. Julihälfte –2%, Mai –1¼%).
Die Stimmung unter den Bauunternehmen hellt sich langsam auf und einige Indikatoren haben bereits in positives Territorium gedreht. Die Zahl arbeitslos gemeldeter Personen im Bauwesen stieg jedoch nach zwischenzeitlichen Rückgängen zu Beginn des Jahres seit April wieder an. Auch die Beschäftigung sank weiter. Die Wertschöpfung in der Bauwirtschaft (ÖNACE 2008, Abschnitt F) wird für Juni um 3¼% und in den ersten beiden Juliwochen um 1¾% niedriger geschätzt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (Mai –3%).
Basierend auf bargeldlosen Transaktionen im Bereich Restaurants und Hotels und den Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest wird die Wertschöpfung im Tourismus (Beherbergung und Gastronomie, ÖNACE 2008, Abschnitt I) – nach +9½% im April (Ostern) und –4% im Mai – im Juni um 1¾% höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum geschätzt. Die Schätzungen werden in den drei Monaten jeweils durch eine kalendarische Verschiebung von Feiertagen gegenüber dem Vorjahr beeinflusst: 2025 fielen aufgrund des späten Ostertermins mit Pfingsten und Fronleichnam zwei verlängerte Wochenenden in den Juni, während diese 2024 im Mai lagen. Für die ersten beiden Juliwochen wird eine Stagnation der Wertschöpfung am Vorjahresniveau erwartet. Im Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G) gibt es im Juni 2025 im Vergleich zum Vorjahr zwei Handelstage weniger (davon ein Samstag). Für den Juni und die ersten zwei Juliwochen wird ein Rückgang der Wertschöpfung um 4% bzw. 2¼% gegenüber dem Vorjahr erwartet (Mai +1¼%).
Die aktuelle Beschäftigungssituation in den übrigen Marktdienstleistungen sowie Stimmungsindikatoren aus dem WIFO-Konjunkturtest deuten auf eine Stagnation in diesem Sektor hin. Für die übrigen Marktdienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte J bis N) dürfte die Wertschöpfung im Juni gegenüber dem Vorjahr unverändert geblieben sein (1. Julihälfte +¼%, Mai +½%). Die Wertschöpfung in den sonstigen persönlichen Dienstleistungen (ÖNACE 2008, Abschnitte R bis T) wird auf der Grundlage der preisbereinigten bargeldlosen Zahlungen im Bereich des Veranstaltungswesens im Juni um 3½% und in den ersten beiden Juliwochen um 2¾% niedriger geschätzt als im Vorjahr (Mai –3%).
1) Die Berücksichtigung neu veröffentlichter und revidierter Monatsdaten, die bei der Schätzung des WWWI erfüllt werden müssen, führte zu einer Revision des WWWI für das BIP. Zu nennenswerten entstehungsseitigen Aufwärtsrevisionen kam es im Mai insbesondere im Bereich Handel (ÖNACE 2008, Abschnitt G), während das Bauwesen (Abschnitt F) nach unten revidiert werden musste.
Wöchentliche Wirtschaftsaktivität, WWWI – Entstehung und Verwendung Der WWWI befindet sich in ständiger Bearbeitung; er wird laufend überprüft und nach Verfügbarkeit mit neuen und zusätzlichen wöchentlichen Datenreihen erweitert. Der WWWI ist keine offizielle Quartalsschätzung, Prognose o. Ä. des WIFO.
Der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) schätzt die realwirtschaftliche Aktivität der österreichischen Volkswirtschaft auf wöchentlicher und monatlicher Basis. Er verwendet wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Zeitreihen, um wöchentliche und monatliche Indikatoren für das reale BIP und 18 BIP-Teilaggregate (Verwendungsseite 8, Produktionsseite 10) der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu schätzen.
Mit der Veröffentlichung für den Juni 2022 wurden die ökonometrischen Modelle für die historischen Zerlegungen und für das "Nowcasting" auf saisonal unbereinigte Zeitreihen umgestellt. Zudem werden nun für die Schätzung der Modelle die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr verwendet.
Die WWWI-Berechnungen werden (derzeit) monatlich aktualisiert und auf der Website des WIFO veröffentlicht.