08.05.2025

Erwartungen im Einzelhandel und bei den Konsument:innen verschlechterten sich

Konjunkturreport Einzelhandel im Auftrag des Handelsverbandes
"Sowohl bei der aktuellen Lage wie auch bei den Erwartungen hat sich die Stimmung im Einzelhandel zuletzt stärker als in der Gesamtwirtschaft eingetrübt. Auch zeigen sich die privaten Haushalte deutlich pessimistischer aufgrund der erwartbaren finanziellen Kürzungen im Zuge der Konsolidierungsmaßnahmen der Regierung", so WIFO-Ökonom Jürgen Bierbaumer.

Die heimische Konjunktur weist erste Anzeichen einer Erholung auf. Gemäß der WIFO-Schnellschätzung von Ende April nahm die Wirtschaftsleistung im I. Quartal 2025 um 0,2% zu (gegenüber dem Vorquartal, saison- und arbeitstagsbereinigt). Damit wuchs die Wirtschaft erstmals seit rund 2½ Jahren wieder, wobei sich vor allem die Industrie positiv entwickelte, während Konsum und Handel verhalten blieben.

Der Geschäftsgang fiel im heimischen Einzelhandel (ohne Kfz) kalenderbereinigt sowohl im Februar (nominell +3,9%, real +2,0% gegenüber dem Vorjahr) als auch im März 2025 (nominell +3,5%, real +1,7%, vorläufige Werte) moderat gut aus. Im März verlief die Entwicklung im Nichtnahrungsmittelbereich schwächer, im Nahrungsmittelbereich hingegen weiterhin solide. Unbereinigt gingen die Umsätze in den beiden Monaten real hingegen zurück.

Nachdem die Inflation (VPI) im März 2025 bei +2,9% lag, stieg sie laut Schnellschätzung von Statistik Austria im April auf 3,1%. Gemäß HVPI lag sie bei 3,3% und damit über dem Durchschnitt des Euro-Raumes (2,2%).

Die Stimmung der heimischen Einzelhandelsunternehmen hat sich in den letzten Monaten wieder eingetrübt. In der April-Befragung des WIFO-Konjunkturtests ging sowohl der Index der aktuellen Lagebeurteilung als auch der unternehmerischen Erwartungen zurück. Im Vergleich zu Deutschland hat sich jedoch das Stimmungsbild im Einzelhandel, gemessen am Vertrauensindikator der Europäischen Kommission, seit Jahresbeginn etwas weniger stark verschlechtert.

Auch das Verbrauchervertrauen ging im April merklich zurück, insbesondere bezogen auf die Erwartungen für die kommenden 12 Monate. Die Konsolidierungsmaßnahmen der Regierung, welche auch Haushalte treffen, dürften in die Beurteilung einwirken. Die schwache Konsumdynamik wird sich damit auch im weiteren Jahresverlauf fortsetzen, erst im nächsten Jahr ist wieder mit Zuwächsen und einer höheren Ausgabenbereitschaft der privaten Haushalte zu rechnen.

Auf dem Arbeitsmarkt ging der Bestand an unbesetzten Stellen im April erneut zurück (Gesamtwirtschaft –12,7%). Im März konnten im Einzelhandel (einschließlich Kfz, laut ÖNACE 2025) 9.493 offene Stellen nicht zeitnah besetzt werden, in der Gesamtwirtschaft waren es 81.740.

Die Zahl der eröffneten Unternehmensinsolvenzen blieb auch im I. Quartal 2025 hoch. Insgesamt wurden 1.134 Insolvenzen (gemäß KSV1870) eröffnet; +4,1% im Vergleich zum Vorjahr. Im Handel insgesamt waren es 215 Fälle; +7% im Vergleich zum Vorjahr.

Studie
08.05.2025
Fertigstellung: Mai 2025
Projektauftraggeber:in: Handelsverband Österreich
Call for Papers – Einreichfrist: 28. Februar 2025
29.01.2025