Eine kurzfristige Prognose der Preisänderungen von Nahrungsmitteln und Getränken für Österreich

07.02.2024

Policy Brief 1 zum Forschungsprojekt "Robuste Versorgungsketten in der Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft"

Auf der Basis eines neu entwickelten Prognosemodells für die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel und Getränke erwartet das WIFO für 2024 einen durchschnittlichen Preisanstieg um 5¼% (2023 +11½%).

Da Nahrungsmittel Güter des täglichen Bedarfs sind, müssen sie nicht nur in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, sondern auch leistbar sein. Seit dem 2. Halbjahr 2021 hat sich eine merkliche Verteuerung von Nahrungsmitteln eingestellt, mit zwischen Juni 2022 und Juli 2023 zweistelligen Veränderungsraten gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat. Ursachen dafür waren zum einen gestiegene Kosten für Rohstoffe und Energieträger und hohe Preise für Agrargüter, die mit höheren Gewinnen in der Land- und Forstwirtschaft einhergingen.

Vor allem Haushalte mit (sehr) niedrigem Einkommen stellt das vor enorme Herausforderungen die Ausgaben für das tägliche Leben noch bewältigen zu können. In Österreich waren Nahrungsmittel und Getränke 2023 um 11½% teurer als im Vorjahr. Im Gegensatz zur Headline-Inflation, die in Österreich deutlich über dem Durchschnitt der Euro-Länder lag, haben 2022/23 die Nahrungsmittelpreise in Österreich im Vergleich zum Durchschnitt des Euro-Raums und zu Deutschland schwächer zugenommen.

Für die Prognose der Preisänderungen von Nahrungsmitteln und Getränken in den nächsten 12 Monaten hat das WIFO eine neues Prognosemodell entwickelt. Aus einer großen Zahl von potenziell erklärenden Variablen (wie Preisen für agrarische Rohstoffe, Großhandelspreise, die übrigen Verbraucherpreise, Löhne, Wechselkurse und Finanzmarktbedingungen sowie Preiserwartungen von den Marktteilnehmer:innen) wird in verschiedensten Kombinationen mit Hilfe von Zeitreihenmodellen (u. a. ARIMA, Regularized Regressions), Regression Trees und Machine Learning-Verfahren für fünf Teilkomponenten der Nahrungsmittel- (pflanzliche, tierische und gemischte) und Getränkepreise (nicht-alkoholische und alkoholische) eine Vielzahl von Prognosen erstellt und ihre jeweilige Prognosegüte ermittelt. Um die Prognosegenauigkeit noch weiter zu erhöhen und die Prognoseunsicherheit zu verringern, werden alle Prognosen nach ihrer jeweiligen Güte für jeden Prognosehorizont (1 bis 12 Monate) zu einer mittleren (Median-)Prognose kombiniert.

Gemäß den am besten geeigneten Modellen wird für das Gesamtjahr 2024 eine durchschnittliche Inflationsrate bei Nahrungsmitteln und Getränken von 5¼% erwartet (pflanzliche Lebensmittel +6½%, tierische Lebensmittel +4%, gemischte Lebensmittel +5¾%, nicht-alkoholische Getränke +5½% und alkoholische Getränke +5%; Übersicht 1). Für alle Teilaggregate wird für 2024 im Jahresverlauf ein markanter Rückgang erwartet.

 

Policy Brief 1 zum Forschungsprojekt "Robuste Versorgungsketten in der Agrar- und Nah-rungsmittelwirtschaft"

Dieser Policy Brief ist Teil einer Reihe von Untersuchungen, die im Rahmen des Forschungsprojekts "Robuste Wertschöpfungsketten in der Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft" im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLFRW) entstanden sind und sich den Themen Landwirtschaft, Agrar- und Ernährungswirtschaft und Versorgungssicherheit widmen.

Die einzelnen Studien sind hier verfügbar.

 

Publikationen

Studien, Februar 2024, 18 Seiten
Auftraggeber: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 07.02.2024 0:00
 
Dieser Policy Brief ist Teil einer Reihe von Untersuchungen, die im Rahmen des Forschungsprojekts "Robuste Wertschöpfungsketten in der Agrar- und Nahrungsmittelwirtschaft" entstanden sind und sich den Themen Landwirtschaft, Agrar- und Ernährungswirtschaft und Versorgungssicherheit widmen. Da Nahrungsmittel Güter des täglichen Bedarfs sind, müssen sie nicht nur in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, sondern auch leistbar sein. Seit dem 2. Halbjahr 2021 hat sich eine merkliche Verteuerung von Nahrungsmitteln eingestellt, mit zwischen Juni 2022 und Juli 2023 zweistelligen Veränderungsraten gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat. Vor allem Haushalte mit (sehr) niedrigem Einkommen stellt das vor enorme Herausforderungen, die Ausgaben für das tägliche Leben noch bewältigen zu können. In dem vorliegenden Policy Brief werden die mit steigenden Nahrungsmittelpreisen einhergehenden Problemfelder beleuchtet. Anschließend wird eine kurzfristige Prognose der Preissteigerung von Nahrungsmitteln und Getränken vorgestellt: Für das Gesamtjahr 2024 wird eine Inflation dieser Positionen von durchschnittlich 5¼% erwartet. Diese Prognose wird abschließend im Hinblick auf die aktuelle wirtschaftspolitische Diskussion bewertet.
Rückfragen an

Mag. Dr. Josef Baumgartner

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Tara Clark/Unsplash
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