Die ausgezeichnete Studie "A European Net Wealth Tax" entstand im Rahmen des Horizon-2020 EU-Projektes "FairTax", an dem das WIFO als Partner beteiligt ist
In der Studie werden auf der Basis eines innovativen methodischen Ansatzes, der insbesondere die adäquate Berücksichtigung der Top-Vermögen ermöglicht, die potentiellen Einnahmen einer einfachen, progressiven Nettovermögensteuer geschätzt: Diese besteuert Haushaltsnettovermögen zwischen 1 und 5 Millionen Euro mit 1 Prozent und Haushaltsnettovermögen über 5 Millionen Euro mit 1,5 Prozent. Das Aufkommenspotential reicht von bis zu höchstens 0,5 Prozent des BIP (Slowakei, Ungarn, Polen) bis zu 2 Prozent oder mehr (Belgien und Zypern). Die effektiven Steuersätze, als Relation zwischen potentiellen Einnahmen und Nettovermögen, liegen in allen Ländern unter 0,5 Prozent. Werden die Top-Vermögensbesitzer adäquat berücksichtigt, sind somit angesichts der sehr ungleichen Vermögensverteilung in der EU Befürchtungen unbegründet, dass eine Vermögensteuer notwendigerweise einen bedeutenden Anteil der Haushalte betreffen müsste, um substantielle Einnahmen zu erzielen.
Mit diesen beträchtlichen Einnahmen könnten die Abgaben auf die Arbeit, die in vielen Mitgliedsländern (zu) hoch sind, deutlich reduziert werden. Eine solche aufkommensneutrale Umschichtung der Gesamtabgabenbelastung würde die Abgabensysteme beschäftigungs- und wachstumsfreundlicher sowie sozial inklusiver machen.
Der Preis erinnert an das wissenschaftliche Werk von Univ.-Prof. Dr. Kurt Rothschild und ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Für das WIFO hat er eine besondere Bedeutung: Rothschild war nach seiner Rückkehr aus dem Exil von 1947 bis 1966 am WIFO tätig und blieb dem Institut danach bis zu seinem Tod im Jahr 2010 als Konsulent verbunden. Er prägte die Wirtschaftsforschung in Österreich nachhaltig. Der Jury des Rothschild-Preises gehörten u. a. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny, der Direktor der OeNB und Vizepräsident der Nationalökonomischen Gesellschaft Peter Mooslechner, AK-Ökonom Markus Marterbauer, OeNB-Ökonomin Helene Schuberth sowie Universitätsprofessor Engelbert Stockhammer an.
Weitere Publikation
Alexander Krenek, Margit Schratzenstaller, Was eine EU-weite Vermögensteuer einbringen könnte, Ökonomenstimme, 20. April 2018.