
Bundespräsident Alexander Van der Bellen am WIFO
Seinen Vortrag, dem zahlreiche Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter interessiert lauschten, begann Kurt Bayer mit der These, dass die westliche Hegemonie der globalen Wirtschaftsordnung zu Ende gehe: sowohl institutionell (kennzeichnend der Rückzug der USA aus internationalen Abkommen durch ihre "America first"-Strategie) als auch inhaltlich. Spätestens die weltweite Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise seit 2008 habe, so Bayer, die Attraktivität des westlichen Modells für andere Länder reduziert. Aber auch der Aufstieg Chinas, Indiens, Brasiliens und anderer Schwellenländer weise auf den Erfolg anderer Wege hin. In Zukunft werde eine multipolare Wirtschafts-(Un-)Ordnung Platz greifen, in der der Westen akzeptieren müsse, dass auch andere Wertesysteme Legitimität hätten. Die Definition der eigenen Interessen und einer darauf aufbauenden Strategie sei eine Aufgabe, auf die sich die Europäische Union als einer der drei oder vier großen Blöcke bislang noch nicht ausreichend vorbereitet habe. Die Regeln für Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Life Science würden jetzt festgelegt: Wer nicht mitrede, dessen Interessen und Werte blieben unberücksichtigt.
Kurt Bayer war von 1971 bis 1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter am WIFO mit den Schwerpunkten Industrieökonomie, Politikevaluierung, Umweltökonomie und Technologiepolitik. Nach mehreren beruflichen Stationen im In- und Ausland, u. a. am Finanzministerium und in der Weltbank, kehrte Bayer nach seiner Pensionierung wieder ans WIFO zurück, das er seither als Emeritus Consultant unterstützt.
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