Automobilindustrie im Wandel
Weltweit treiben gesetzliche Rahmenbedingungen zur Reduktion von Emissionen, wie etwa die EU-Abgasnormen, die Transformation der Automobilbranche voran. Produzenten von Fahrzeugen mit konventionellen Antrieben, die sich auf fossile Brennstoffe stützen, werden dadurch unter Änderungsdruck gesetzt. Die Transformation kann Unternehmen neue Wachstumschancen eröffnen, birgt aber auch Risiken. Wirtschaftspolitische Ansätze sollen das Risiko für die heimische Kfz-Zulieferindustrie mindern. Ansatzpunkte sind eine Verbesserung der Planungssicherheit, die Konsistenz des Maßnahmenmix, Diversifizierung der Tätigkeiten sowie Aus- und Weiterbildung.
Die angestrebte Reduktion der CO2-Emissionen ist ein zentraler Treiber des Strukturwandels in der Kfz-Branche. Dadurch wird der bereits heute intensive technologische Wandel, beschleunigt. Die Dekarbonisierung setzt auf andere Faktoren auf, wie etwa die Digitalisierung und Automatisierung von Produktionsprozessen oder die Elektrifizierung von Fahrzeugen. Industrie 4.0 und elektronisch komplexe Fahrzeuge verändern Produkte, Produktionsprozesse und nachgefragte Arbeitsprofile. Fahrzeuge mit traditionellen Verbrennungsmotoren verlieren zunehmend an Bedeutung – sowohl in der Produktion als auch im Verkauf. International tätige Fahrzeughersteller haben sich bereits zur Dekarbonisierung bekannt. Zudem prägen Regulierung, neue Mobilitätskonzepte und ein Wandel der Kundenpräferenzen Veränderungen in der Nachfrage. So nahm die Zahl der Zulassungen von Fahrzeugen mit einem geringeren CO2-Ausstoß in den letzten Jahren in Österreich stetig zu. Der Anteil von Elektrofahrzeugen wird weiter ansteigen und vor allem im Nahverkehr eine Rolle spielen. Wasserstofffahrzeuge haben insbesondere im Nutzfahrzeugbereich Potential.
Diese technologisch notwendige Neuordnung der Automobilindustrie bringt tiefgreifende Veränderungen in einer der wichtigsten Branchen der österreichischen Wirtschaft mit sich. Die weltweiten Transformationsprozesse in der Automobilindustrie haben massive Auswirkungen auf Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung in der österreichischen Kfz-Zulieferindustrie. Die österreichische Kfz-Zulieferindustrie beliefert international tätige Fahrzeughersteller, deren technologische Entscheidungen die Architektur der Produktionsnetzwerke definieren. Die Abhängigkeit von internationalen Produktionsnetzwerken beschränkt vielfach den Handlungsspielraum der österreichischen Produzenten. So zwang bzw. zwingt etwa der Mangel an Mikrochips als kritische Systemkomponenten viele Fahrzeughersteller, ihre Produktion zeitweise stillzulegen, was sich wiederum negativ auf die Zulieferindustrie auswirkt. Da die Produktion der Kfz-Zulieferindustrie in Österreich stark regional konzentriert ist, stehen insbesondere Regionen, in denen die Automobilindustrie eine hohe Bedeutung zukommt, vor großen Herausforderungen.
Dieser Strukturwandel eröffnet zwar neue Märkte und Absatzchancen, er birgt jedoch auch Risken und wird zu gestrandeten Investitionen führen. Veränderungen in Antriebssträngen, Materialien, Verkehrskonzepten, Technologien sowie im Nachfrageverhalten führen zu Umgestaltungen und Wandel der Lieferketten, auf die sich die Kfz-Zulieferindustrie frühzeitig einstellen sollte. Um unerwünschte Folgen hintanzuhalten, werden wirtschaftspolitische Ansätze, die um Planungssicherheit, die Konsistenz des Maßnahmenmix, Diversifizierung der Tätigkeitsfelder der Unternehmen sowie Aus- und Weiterbildung, empfohlen. Wenn rasch und effektiv innovative Lösungen gefunden werden und zielgerichtete Regularien und Förderungen diese stützen, erhöht dies die Überlebenswahrscheinlichkeit von Unternehmen in der Branche und könnte in weiterer Folge einen Wettbewerbsvorteil für österreichische Unternehmen begründen. Langfristig erfolgreiche Unternehmen nützen bestehende Kompetenzen für Anpassungs- und Diversifizierungsstrategien, um die Abhängigkeit vom Weltmarkt zu reduzieren. Die Diversifizierung von Kompetenz- und Produktportfolios verringert somit die Risken, die mit der Dekarbonisierung verbunden sind. Aus- und Weiterbildung, auch bei Entscheidungsträgern, sind zentral, um die erforderliche Anpassungsfähigkeit sicherzustellen.