Austausch über Handelspolitik mit Studierenden aus den USA
In den letzten Jahren sind laut Christen die handelspolitischen Herausforderungen für die international verflochtenen Handelsbeziehungen deutlich gewachsen. Die Vorteile handelsliberalisierender Bestrebungen werden infrage gestellt, protektionistische Maßnahmen rücken zunehmend in den Fokus und das multilaterale Handelssystem der WTO ist seit dem Scheitern der Doha-Runde geschwächt. Anhand einiger Fakten zur Zunahme von Handelsschutzinstrumenten und anderen nicht-tarifären Handelshemmnissen, zur Tiefe und Breite von neuen Freihandelsabkommen und zu markanten Unterschieden in den Zollniveaus lässt sich eine Neuorientierung der Handelspolitik erkennen, wie Christen im Rahmen des Vortrages vor der Delegation aus Illinois aufzeigte.
Besonderes Augenmerk legte sie auf die Entwicklung der transatlantischen Handelsbeziehungen im Hinblick auf die "America first"-Handelspolitik der USA. Wenngleich sich zeigt, dass die EU im Durchschnitt und für 50% aller Produkte höhere Zölle als die USA erhebt, implementieren die USA weltweit die höchste Anzahl an protektionistischen Maßnahmen. Im aktuellen Handelskonflikt sind derzeit mehr als 10% der Importe der USA, insbesondere Zwischenprodukte, mit Handelshemmnissen belegt. Die wichtigsten Handelspartner der USA spüren dies in sehr unterschiedlichem Ausmaß: während rund 50% der chinesischen Exporte betroffen sind, fällt der Anteil der EU (2,5%) im Vergleich dazu relativ gering aus. Wie Elisabeth Christen aufzeigte, sind der aktuelle Handelskonflikt zwischen den USA und der EU sowie weiteren Ländern und die damit verbundenen Vergeltungsmaßnahmen mit zum Teil hohen ökonomischen Kosten und Wohlfahrtsverlusten verbunden und eine weitere Eskalation des Handelsstreits sollte verhindert werden.
Im Anschluss informierte Oberhofer die Gäste über die Handels- und Wohlfahrtseffekte des Brexit. In der folgenden Diskussion wurde erörtert, welches Brexit-Szenario aus heutiger Sicht am realistischen wäre und unter welchen Bedingungen das Vereinigte Königreich in die EU zurückkehren könnte. Die Frage der Irisch-Nordirischen Grenzproblematik stieß ebenfalls auf besonderes Interesse der Gaststudierenden aus den USA.