06.11.2018

100 Jahre Sozialministerium

WIFO-Leiter Christoph Badelt hielt Festvortrag anlässlich des Festaktes zum 100-jährigen Bestehen des Sozialministeriums
WIFO-Leiter Christoph Badelt hielt am 5. November eine der Festreden aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Sozialministeriums. Seine Aufgabe war es, die Herausforderungen an die Sozialpolitik der Zukunft zu beschreiben. In den Vordergrund stellte Badelt die Notwendigkeit, bei sozialpolitischen Debatten mehr auf sorgfältig recherchierten empirischen Fakten denn auf politische Vorurteile aufzubauen.

So ist es etwa in der heiß umstrittenen Frage des "Missbrauchs" von Sozialleistungen besonders wichtig, mit Hilfe von empirischer Evidenz den tatsächlichen Umfang eines Problems zu dimensionieren. Andernfalls besteht die Gefahr, bei der Gratwanderung zwischen der Jagd nach Sozialmissbrauch und der Unterstützung von benachteiligten Bevölkerungsgruppen neue soziale Probleme zu schaffen, in dem Menschen, die sich in einer akuten Notlage befinden, Kürzungsmaßnahmen zum Opfer fallen. 

Badelt machte auch darauf aufmerksam, dass es eine Vielzahl von sozialpolitischen Problemen gibt, die nur auf einer internationalen Ebene gelöst werden können, insbesondere auf der Ebene der EU. Dazu zählt z. B. die Migration von Arbeitskräften innerhalb der EU, die sowohl in den Aufnahmeländern als auch in den Herkunftsländern Probleme verursachen. Auch werde die Bevölkerung generell nicht an die Zukunft Europas glauben können und wollen, wenn verbindliche Vereinbarungen nur in der Finanzpolitik getroffen werden, aber soziale Rechte häufig über wohlmeinende Deklarationen nicht hinauskommen. 

In fachspezifischer Hinsicht erwähnte der WIFO-Leiter die demographischen, technologischen und ökologischen Herausforderungen an eine neue Sozialpolitik, aber auch die Gefahr einer zunehmenden Segmentierung der Gesellschaft, in der sich Gruppen bilden, die durch eine "Freund-Feind-Haltung" geprägt sind. Diese Polarisierung könnte sich als erster Schritt in Richtung auf auch gewalttätiger Konflikte entpuppen, wie ausländische Beispiele leider zeigen würden.

Link: https://www.sozialministerium.at/site/Service_Medien/News_Veranstaltungen/News/Festakt_100_Jahre_Sozialministerium_