Infolge der COVID-19-Krise verreisten inländische Gäste in der Sommerhauptsaison 2020 deutlich häufiger im eigenen Land als 2019, wobei sich die Dynamik im August mit +15,6% bei Ankünften und +22,6% bei Nächtigungen (Hochrechnung) im Vergleich zum Juli (+10,2% bzw. +15,9%) noch verstärkte. Besonders Destinationen an Seen und in alpinen Gebieten profitierten in den beiden Monaten überdurchschnittlich stark von dieser Entwicklung (Nächtigungen: Kärnten +38,9%, Salzburg +27,7%, Tirol +23,4%, Steiermark +22,4%). Die internationale Nachfrage unterlag dagegen weiterhin starken Einschränkungen im Flugverkehr und Einreiseverboten, sodass die Zahl der Ankünfte im August um 35,6%, jene der Nächtigungen um 23,6% schrumpfte. Das Ausbleiben ausländischer – und im Besonderen fernreisender – Gäste im Zuge der COVID-19-Pandemie traf vor allem den Städtetourismus schwer: In den ersten vier Sommermonaten verlor Wien gegenüber 2019 85,6% seines internationalen Nächtigungsvolumens, in der Hauptsaison über drei Viertel (Juli ‑77,8%, August ‑76,8%). Auch Niederösterreich litt im Sog der Bundeshauptstadt überproportional unter einem massiven Nächtigungsrückgang ausländischer Reisender (August ‑49,8%; Mai bis August ‑62,4%), nicht zuletzt auch bedingt durch die Absage von Großveranstaltungen und Kongressen.
Gegenüber 2019 verschob sich im aktuellen Analysezeitraum die Gewichtung der Herkunftsmärkte deutlich: Stammten im Vorjahr noch 70,1% der bundesweiten Nächtigungen von Mai bis August von internationalen Gästen, lag dieser Anteil 2020 10 Prozentpunkte niedriger. Deutschland als bedeutendster Auslandsmarkt im österreichischen Tourismus (69,3% der internationalen Nächtigungen in der bisherigen Sommersaison) verzeichnete im August 2020 als einziges Herkunftsland Nächtigungszugewinne (+2,8%) sowie den geringsten Rückgang in den ersten vier Sommermonaten (‑24,4%). Auch auf anderen wichtigen Quellmärkten wie den Niederlanden (Marktanteil 9,7%), der Schweiz (Marktanteil 4,7%), Tschechien (Marktanteil 3,0%) und Belgien (Marktanteil 2,6%) blieb das Gesamtminus mit ‑34,0% bis ‑38,8% deutlich unter dem internationalen Durchschnitt (‑43,4%), während die Nächtigungsnachfrage aus stark von der COVID-19-Krise in Mitleidenschaft gezogenen Quellmärkten von Mai bis August 2020 massiv einbrach (Frankreich ‑65,2%, Italien ‑65,8%, Spanien ‑88,9%, USA ‑95,6%, Israel ‑98,6%).
Das Ausbleiben von Fernreisenden im Speziellen sowie die durch die COVID-19-Pandemie bedingte Zurückhaltung der Gäste in Bezug auf Orts- und Unterkunftswechsel auf derselben Reise im Allgemeinen führte in der bisherigen Sommersaison 2020 zu einem sprunghaften Anstieg der mittleren Aufenthaltsdauer je Beherbergungsbetrieb (+17,9% auf 3,76 Nächte; ähnlich lang verweilten die Österreich-Gäste im Zeitraum Mai bis August zuletzt 2008). Zudem verreisen die Gäste in Krisenzeiten seltener, pro Reise dafür länger.
Die Tourismuseinnahmen entwickelten sich im Analysezeitraum ähnlich wie die Mengenindikatoren, österreichweit belief sich das Minus auf Basis erster Schätzungen auf knapp ein Drittel (nominell ‑31,7%, real ‑33,0%). Bundesländer mit überwiegendem Anteil Binnenreisender und überdurchschnittlicher Dynamik in diesem Segment kamen vergleichsweise glimpflich davon (Kärnten ‑13,7%, Steiermark ‑17,4%, Burgenland ‑18,4%; nominelle Werte). In Nieder- und Oberösterreich dominiert ebenfalls der Inlandstourismus (mit 76,1% und 62,2% der regionalen Gesamtnächtigungen), hier ging jedoch neben der internationalen auch die heimische Nachfrage überproportional zurück, sodass die Gesamteinnahmen deutlich unter dem Niveau von 2019 lagen (nominell ‑39,2% bzw. ‑31,3%). Die Umsatzeinbußen Tirols und Vorarlbergs beliefen sich trotz starker Abhängigkeit von ausländischen Herkunftsmärkten (Nächtigungsanteil 85,8% bzw. 84,0%) dagegen "nur" auf rund ein Viertel. Die Städtedestination Wien verlor auf allen Märkten massiv an Nachfrage, dementsprechend blieben in der bisherigen Sommersaison 2020 auch die Umsätze weitestgehend aus (nominell ‑81,1%). Stellte die Bundeshauptstadt im Vergleichszeitraum 2019 noch 13,3% der österreichweiten Nächtigungen aus dem Ausland, waren es von Mai bis August 2020 nur noch 3,4%; der Marktanteil Tirols wuchs hingegen auf 42,1% an (+6,9 Prozentpunkte).