Nach Stagflation allmähliche Erholung

25.07.2023

Update der mittelfristigen Prognose 2023 bis 2027

Der internationalen Entwicklung folgend erholt sich die österreichische Wirtschaft nach der Stagflation im Jahr 2023 allmählich. Für 2025 wird der zyklische Höhepunkt mit einem realen Wirtschaftswachstum von 1,8% erwartet. Für 2023/2027 rechnet das WIFO mit einem durchschnittlichen BIP-Zuwachs von 1,4% p. a. (Ø 2010/2019 +1,5% p. a.).

Österreichs Wirtschaft durchlebt 2023 eine Stagflationsphase (BIP +0,3%, Inflation +7,5%), da hohe Energiepreise die Produktionsmöglichkeiten und die Wettbewerbsfähigkeit reduzieren, insbesondere von weltweit anbietenden energieintensiven Unternehmen. Die davon getriebene kräftige Inflation führt ceteris paribus zu einem Verlust an Kaufkraft, der den Konsum dämpft. Durch (überwiegend dauerhafte) einkommensstützende fiskalpolitische Maßnahmen werden die negativen Folgen der Teuerung gemildert. Die Minderversorgung mit russischer Energie (insbesondere Erdgas) trifft vor allem die europäischen Volkswirtschaften und damit einen Großteil der wichtigsten Handelspartner Österreichs, worunter die Exporte leiden. Die europäischen Großmarktpreise für Gas und Strom sind zwar seit Oktober 2022 wieder gesunken, das niedrige Preisniveau von 2020/21 wird im Prognosezeitraum aber nicht mehr erreicht und liegt weiterhin über dem Preisniveau in den USA und anderen außereuropäischen Industrieländern. Die Verteuerung von Energie belastet somit auch mittelfristig vor allem die energieintensive Industrie.

Neben den direkten Effekten wirkte sich der Energiepreisauftrieb 2022 auch indirekt, durch (teilweise überproportionale) Überwälzungen der höheren Energiekosten auf alle Preise der anderen Güter und Dienstleistungen aus. Verstärkt durch Angebotsengpässe (Lieferketten- und Kapazitätsengpässe) bei hoher (Konsum-)Güternachfrage führte das im Jahr 2022 (+8,6%) zur höchsten Inflationsrate seit den 1970er-Jahren. Aufgrund von, in der ersten Jahreshälfte noch weiterhin, ansteigenden Haushaltsenergiepreise und inflationsbedingt höheren Lohnkosten wird für 2023 mit einer Inflationsrate von 7,5% gerechnet. Mit der Entspannung der Lieferketten sowie dem Rückgang der Haushaltstarife für Gas und Strom sollte die Inflationsrate 2024 auf 3,8% zurückgehen und sich bis zum Ende des Prognosezeitraums dem 2%-Ziel der EZB langsam annähern. Im internationalen Vergleich wird erwartet, dass die Inflation in Österreich langsamer zurückgeht als in den anderen Gründungsländern des Euro-Raums.

Der demografische Wandel verstärkt im Prognosezeitraum den Arbeitskräftemangel. Da das Arbeitskräfteangebot aber etwas schwächer zunimmt als die Beschäftigung (+1% p. a.), ergibt sich ein Rückgang der Arbeitslosigkeit: Die Arbeitslosenquote unterschritt bereits 2022 das Vorkrisenniveau von 2019 und liegt 2027 bei voraussichtlich 5,3%. Diese Prognose unterstellt, dass bei einem Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter die vorhandenen Potenziale zur Ausweitung des Arbeitsangebots vor allem bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren genutzt werden können.

Trotz umfangreicher fiskalpolitischer Maßnahmen zur Abfederung der Teuerung stabilisiert sich die Budgetdefizitquote mittelfristig bei rund 1,5% des nominellen BIP. Die Staatsschuld steigt im Prognosezeitraum um 42 Mrd. €. Die Schuldenquote sinkt vor allem aufgrund der kräftigen Ausweitung des nominellen BIP von knapp 83% (2020: COVID-19-Krise) auf knapp 68½% (2027).
 

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Mag. Dr. Josef Baumgartner

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Parim Sina/Unsplash
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