Die Rolle des öffentlichen Vergabewesens für eine klimaneutrale Produktions- und Lebensweise
Mit einem durchschnittlichen Beschaffungsvolumen von 67 Mrd. € bzw. 18% des BIP in den Jahren 2015 bis 2020 ist der Staat (einschließlich ausgegliederter öffentlicher Unternehmen) ein zentraler Nachfrager in der österreichischen Volkswirtschaft. Die Bestrebungen zur Ökologisierung des Beschaffungswesens haben auch bereits in den entsprechenden Vergaberegularien Niederschlag gefunden, und es besteht grundsätzlich großer Spielraum in der Berücksichtigung ökologischer Aspekte. Anhand von ausgewählten treibhausgasintensiven Sektoren demonstriert die vorliegende Studie die konkrete Anwendung des EU-Kriterienkatalogs. Um die durch öffentliche Beschaffung ausgelösten CO2-Emissionen zu messen, kombiniert die Studie Vergabedaten mit dem Input-Output-Modell ADAGIO zu sektoralen Emissionsmustern. Die umfangreichen Berechnungen in der Studie schätzen, dass die öffentliche Nachfrage Österreichs weltweit rund 19 Mio. t CO2 pro Jahr verursacht, wobei aufgrund der vielfach internationalen Wertschöpfungsketten nur 5,6 Mio. t in Österreich anfallen. Auch bei den Emissionen in Österreich repräsentieren die direkten Emissionen, d. h. jene bei den beauftragten Unternehmen, nur rund 32% bzw. 1,8 Mio. t – der überwiegende Teil der Emissionen entsteht entlang der Wertschöpfungskette bei den Vorprodukten. Aus sektoraler Sicht stechen besonders das Bauwesen und Teile der Sachgütererzeugung als zentrale Emissionsquellen für die öffentliche Beschaffung hervor. Die sektoralen Beschaffungsmuster im Sinne eines "Hebels" zur Reduktion des Treibhausgasausstoßes variieren aber deutlich zwischen den unterschiedlichen staatlichen Akteur:innen.