ifo Konjunkturprognose Winter 2023: Konjunkturerholung verzögert sich – Haushaltslücke birgt neue Risiken
Die Weichen für die deutsche Wirtschaft sind auf Erholung gestellt. Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug, die Lohneinkommen steigen mit kräftigen Raten, und die Beschäftigung ist so hoch wie nie zuvor im wiedervereinigten Deutschland. Damit kehrt Kaufkraft zurück, und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sollte wieder zulegen. Zudem dürfte wegen der sinkenden Inflation auch der Zinshöhepunkt überschritten sein, und im Frühsommer des kommenden Jahres dürfte die Europäische Zentralbank eine erste Leitzinssenkung beschließen. Das dürfte auch die deutschen Absatzmärkte stützen, zumal auch dort mit einem Kaufkraftplus zu rechnen ist. Daher sollten der globale Warenhandel und der Warenkonsum wieder zulegen und im kommenden Jahr zu den Konjunkturtreibern werden. Die Baukonjunktur wird weiter abkühlen. Vor allem im Wohnungsbau dürfte die Auftragslage angespannt bleiben, da die Baupreise nach wie vor hoch sind und die Kreditzinsen nur sehr langsam sinken. Alles in allem wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,3% zurückgehen und im kommenden Jahr um 0,9% zunehmen. Im Jahr 2025 dürfte sich die Konjunktur dann normalisieren und das Bruttoinlandsprodukt um 1,3% zulegen. Unsicherheit geht von der Finanzpolitik aus. Die vorliegende Prognose geht von der Annahme aus, dass ungeachtet der Haushaltslücke alle bisher geplanten finanzpolitischen Maßnahmen umgesetzt werden. Sollten zusätzliche Konsolidierungsmaßnahmen beschlossen werden, um einen verfassungskonformen Haushalt aufzustellen, ist es sehr wahrscheinlich, dass die vorliegende Prognose zu optimistisch ist.