Einfluss von Erwerbslaufbahn und Nachtschwerarbeit auf die Lebenserwartung. Sterberisiko der Männer der Kohorten 1924 bis 1949 in Österreich
Die vorliegende Untersuchung zeigt deutliche Zusammenhänge zwischen der Lebenserwartung einerseits und Merkmalen der Erwerbskarriere und der Einkommensposition andererseits. Auf Basis von (anonymisierten) Individualdaten des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger wurden die Erwerbskarrieren von Männern der Jahrgänge 1924 bis 1949 untersucht und der Zusammenhang mit der Lebenserwartung getestet. Dabei wurde auch der Frage nachgegangen, wieweit sich die Lebenserwartung der Schwerarbeiter von jener der anderen Beschäftigten unterscheidet. In Österreich ist demnach die Lebenserwartung der Angestellten höher als die der Arbeiter. Der Median des Sterbealters (von Personen, die zumindest das 57. Lebensjahr erreicht haben) liegt für Arbeiter mit 78 Jahren um etwa 5 Jahre unter jenem der Angestellten. Männer, die länger Nachtschwerarbeit verrichtet haben, weisen eine überdurchschnittliche Lebenserwartung auf. Hier mögen sowohl Selektionseffekte (healthy worker effect) als auch der besondere Gesundheitsschutz dieser Beschäftigtengruppe eine Rolle spielen. Die Ergebnisse einer branchenspezifischen Betrachtung legen nahe, dass Arbeitskräfte in relativ geringqualifizierten und belastenden Tätigkeiten eine niedrigere Lebenserwartung aufweisen als in Tätigkeiten, die eine hohe Qualifikation erfordern. Zudem zeigt sich ein positiver Zusammenhang zwischen Einkommenshöhe und Lebenserwartung. In welchem Ausmaß Unterschiede in der Lebenserwartung durch Arbeitsbedingungen beeinflusst werden oder wieweit andere Faktoren (Lebensstil) dafür verantwortlich sind, kann in dieser Studie jedoch nicht abschließend beantwortet werden.