09.12.2025

Wie kann Europa wieder wettbewerbsfähig werden?

Video: Atanas Pekanov beim "Time to Decide Europe Summit 2025"
"In diesen dynamischen Zeiten muss Europa sein Kapital viel schneller für die produktivsten Investitionen einsetzen, innovativer werden und seine Interessen besser schützen", sagte WIFO-Ökonom Atanas Pekanov am 2. Dezember 2025 beim "Time to Decide Europe Summit 2025". Die eintägige Konferenz, die von der ERSTE Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Humanwissenschaften (IWM Wien) organisiert wurde, befasste sich mit einigen der drängendsten Herausforderungen Europas.

Verlangsamtes Wachstum, sinkende Produktivität, hohe Energiekosten, demografische Herausforderungen, fragmentierte Finanzmärkte, der zunehmende globale Wettbewerb sowie Protektionismus bedrohen den langfristigen wirtschaftlichen Wohlstand Europas. Gleichzeitig muss Europa enorme Summen mobilisieren, um die grüne und digitale Wende sowie den militärischen Aufbau voranzutreiben. Wie kann Europa seine strukturellen Schwächen überwinden und die notwendigen Investitionen mobilisieren, um seine Wettbewerbsfähigkeit und Verteidigungsfähigkeit zu stärken und eine Führungsrolle in den Technologien der Zukunft zu übernehmen? Atanas Pekanov diskutierte diese Fragen in einer hochrangigen Podiumsdiskussion mit Francis Fukuyama (Senior Fellow an der Stanford Universität), Andreas Treichl (Vorsitzender des Aufsichtsrats der ERSTE Stiftung), James C. O'Brien (ehemaliger US Assistant Secretary of State für europäische und eurasische Angelegenheiten) und anderen.

"Europa muss dringend Entscheidungen treffen, um die Kapitalmarktunion zu vollenden. Dadurch können die Ersparnisse der europäischen Bürger, die derzeit nur auf Bankkonten mit geringen Renditen liegen, in produktivere Investitionen umgeleitet werden – damit europäische Unternehmen florieren können, anstatt nach besseren Marktchancen in den USA zu suchen. Wir haben die Kapitalmarktunion zu lange vernachlässigt und wenig Fortschritte erzielt. Dies sollte jetzt zu einer zentralen politischen Debatte in der EU werden. Ein weiteres dringendes Thema ist die Frage des nächsten EU-Haushaltes. Meiner Meinung nach sollte er deutlich größer sein – derzeit ist er mit etwa 1% des EU-BIP recht minimalistisch. Der Schwerpunkt müsste viel stärker auf paneuropäischen öffentlichen Gütern, der Finanzierung von Infrastruktur, insbesondere im Energiesektor, Verteidigung und Forschung und Entwicklung liegen. Dies würde dazu beitragen, endlich einen Teil der strategischen Autonomie zu erreichen, die Europa seit langem anstrebt, bei der jedoch bisher nur geringe Fortschritte erzielt wurden, während gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt würde", so Pekanov.

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