24.03.2017

Konjunkturprognose: Wirtschaft wächst 2017 um 2,0 Prozent

WIFO-Leiter Christoph Badelt rät der Regierung, den Aufschwung zu nutzen: "Rascher sprudelndes Steuergeld nicht leichtfertig ausgeben."
Österreich im Aufschwung: Nach einem Wachstum von 1,5 Prozent im Jahr 2016 dürfte die österreichische Volks­wirt­schaft nun kräftiger expandieren. Im laufenden Jahr wird sie um 2,0 Prozent und 2018 um 1,8 Prozent wachsen. Die Binnennachfrage bleibt hoch. Der Außenhandel trägt wieder stärker zum Wachstum bei. Die Arbeitslosigkeit sinkt.
Die konjunkturellen Perspektiven sind damit zur Zeit so gut wie schon lange nicht mehr. Zum ersten Mal seit dem Jahr 2010 - und somit seit sieben Jahren - befindet sich die Wirtschaft in Asien, in Europa und in den USA mehr oder weniger synchron im Aufwärtstrend. "Für eine kleine, offene Volkswirtschaft wie die österreichische sind das gute Nachrichten", sagt WIFO-Forscher Christian Glocker bei der Präsentation der Konjunkturprognose am heutigen Freitag.

Das Wirtschaftswachstum in Österreich gewann zuletzt zunehmend an Breite. Ihre Hauptstütze ist bisher die lebhafte Binnennachfrage, die wiederum von der günstigen Arbeitsmarktlage profitiert. Sowohl der Konsum der privaten Haushalte als auch die Investitionen sollten deutlich zunehmen. Auch der Außenhandel dürfte in beiden Prognosejahren wieder mehr beitragen. Der Export profitiert dabei stark vom Anziehen der Nachfrage aus dem Euro-Raum, der Konjunkturbelebung in den USA sowie in den mittel- und osteuropäischen Ländern.

Beschäftigung wächst, Arbeitslosigkeit sinkt

Mit dem Aufschwung wächst auch die Beschäftigung weiter stark. Die Arbeitslosenquote wird dennoch nur leicht zurückgehen - von 9,1 Prozent (2016) auf nunmehr 8,9 Prozent. Der Grund für den nur geringen Rückgang ist "die gleichzeitige Ausweitung des Arbeitskräfteangebots", sagt Glocker. Es steigt sowohl die Erwerbsquote der älteren Arbeitskräfte als auch die Erwerbsbeteiligung von Frauen. Zudem ist mit einem anhaltenden Zustrom ausländischer Arbeitskräfte zu rechnen: "Ein großer Unsicherheitsfaktor ist die Entwicklung des Arbeitsmarktzugangs von Asysuchenden und subsidiär Schutzberechtigten", so Glocker. WIFO-Chef Christoph Badelt warnt davor, nun von einer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt zu sprechen: "Die Arbeitslosigkeit stabilisiert sich zwar, bleibt aber insgesamt auf einem inakzeptabel hohen Niveau."
Die Inflation, gemessen am Verbraucherpreisindex, dürfte sich ausgehend von 0,9 Prozent im Jahr 2016 auf jeweils 1,7 Prozent in den Jahren 2017 und 2018 erhöhen. Sowohl die Importpreise von Rohstoffen als auch die Preise der Warenimporte haben eine steigende Tendenz und damit die Preisdynamik hoch halten.

Die heimische Fiskalpolitik bleibt 2017 trotz der günstigen Konjunktur tendenziell expansiv ausgerichtet. Der Staatshaushalt bleibt über den gesamten Projektionshorizont mäßig im Defizit. Badelt rät der Regierung, den Konjunkturaufschwung zu nutzen: "Auch wenn Vorwahlzeit ist, darf man das nun rascher sprudelnde Steuergeld nicht leichtfertig ausgeben. Das wäre unklug und kontraproduktiv", so der WIFO-Chef. Vielmehr gehe es darum, die Chance zu nutzen und sich Spielräume für finanzpolitische Maßnahmen aufzubauen, die künftig wieder nötig sein könnten. Das Regierungsprogramm, so Badelt, gehe in vielerlei Hinsicht in die richtige Richtung. Jetzt sei aber auch der beste Zeitpunkt für große Strukturreformen: "Österreich benötigt quer durch alle Bereiche Reformen - in der Bildung, im öffentlichen Sektor, bei Forschung und Technologie."

Die internen Unsicherheitsfaktoren ergeben sich für die Prognosejahre 2017 und 2018 in erster Linie aus den Maßnahmen des Regierungsprogrammes. In der vorliegenden Prognose sind diese nicht berücksichtigt. Generell könnten sie aber vorwiegend im Jahr 2018 wirksam werden. Ihre potentiellen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt dürften insgesamt positiv sein. Somit könnten die Beschäftigung 2018 höher und die Arbeitslosigkeit geringer ausfallen als derzeit prognostiziert.

Im außenwirtschaftlichen Umfeld gibt es Risiken, die die globale Konjunktur spürbar dämpfen könnten. Dazu zählen die Unsicherheit über die künftige wirtschaftspolitische Ausrichtung der USA, der bevorstehende EU-Austritt Großbritanniens und zunehmende protektionistische Tendenzen innerhalb der EU.