10.11.2021

Aufschwung der Industriekonjunktur verlangsamt sich

WIFO-Konjunkturbericht November 2021
"Infolge von Lieferengpässen und Rohstoffknappheit meldet ein wachsender Anteil der Sachgütererzeuger eine sinkende Auslastung der Produktionskapazitäten", so die Autorin des aktuellen WIFO-Konjunkturberichtes Sandra Bilek-Steindl.

Nachdem sich die Weltwirtschaft sehr rasch vom Einbruch durch die COVID-19-Krise erholt hatte, verlor die Dynamik zuletzt an Schwung. Vor allem in der Industrie wird der Aufschwung durch Material- und Lieferengpässe gedämpft. Vertrauensindikatoren liegen jedoch weiterhin auf hohem Niveau. In Österreich wuchs die Wirtschaftsleistung im III. Quartal 2021 robust. Getragen wurde dieses Wachstum von einem kräftigen Anstieg der Konsumnachfrage der privaten Haushalte. Auch die stark vom privaten Konsum abhängigen Dienstleistungs­bereiche expandierten deutlich. Die Ausweitung der Beschäftigung setzt sich fort. Mit dem Anstieg der Rohstoffpreise beschleunigte sich die Inflation im Oktober weiter.

Nach einer Phase kräftiger Erholung verloren der Welthandel und die weltweite Industrieproduktion in den Sommermonaten 2021 an Schwung. In China schwächt sich das Wirtschaftswachstum bereits seit Anfang 2021 ab.

In den USA flaute das BIP-Wachstum mit dem Auslaufen fiskalischer Impulse im III. Quartal ab (+0,5% gegenüber dem Vorquartal), nachdem diese im 1. Halbjahr den Konsum belebt hatten. Die Arbeitslosigkeit sank im Oktober weiter auf 4,6%, den tiefsten Wert seit April 2020.

Im Euro-Raum wuchs die Wirtschaft im III. Quartal robust, das BIP stieg um 2,2%. Hier dürfte der Konsum der privaten Haushalte erneut die tragende Säule gewesen sein. Die Industriekonjunktur verlor dagegen an Fahrt. Nachdem der Produktionsindex für den Euro-Raum im Juni und Juli 2021 gegenüber dem Vormonat noch angestiegen war, sank er im August um 1,6%. Gemäß den Umfragen der Europäischen Kommission von Oktober 2021 meldeten die Industrieunternehmen eine sinkende Auslastung ihrer Produktionskapazitäten.

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich hingegen nach wie vor günstig. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Euro-Raum sank im September auf 7,4%.

Bei Energierohstoffen hielt der Preisanstieg an. Im Oktober notierte ein Barrel Rohöl der Sorte Brent bei 84 $, nach 55 $ Anfang 2021. Auch der Preis für Erdgas stieg zuletzt markant. Mit dem Anstieg der Rohstoffpreise zogen auch die Verbraucherpreise an. Im Euro-Raum beschleunigte sich die Inflation laut ersten Schätzungen im Oktober auf 4,1%, in Deutschland auf 4,6%.

Die deutsche Industrie leidet weiterhin unter dem Mangel an Vorprodukten. Der Produktionsindex sank im August und September gegenüber dem Vormonat.

Auch in Österreich melden immer mehr Sachgütererzeuger einen Mangel an Material als primäres Produktionshemmnis. Im Oktober stieg der entsprechende Anteil auf 42% der befragten Unternehmen. Der Aufschwung der Industriekonjunktur verlangsamte sich zuletzt. Auch in der Bauwirtschaft setzte sich die hohe Dynamik aus dem 1. Halbjahr nicht fort.

Im III. Quartal stützten vor allem der Tourismus und andere Dienstleistungsbereiche das heimische Wirtschaftswachstum. Diese Sektoren profitierten von der weiteren Lockerung der COVID-19-Maßnahmen über den Sommer. Gemäß ersten Berechnungen stieg das BIP im III. Quartal um 3,3% gegenüber der Vorperiode.

Im Zuge des Aufschwungs der Konjunktur setzte sich im Oktober der Beschäftigungszuwachs fort und die Arbeitslosigkeit ging weiter zurück. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote gemäß nationaler Berechnung sank nach vorläufigen Zahlen auf 7,1%.

Der Anstieg der Treibstoffpreise trieb im Oktober weiterhin die Verbraucherpreise. Gemäß der Vorausschätzung von Statistik Austria beschleunigte sich die Inflation laut VPI auf 3,6%, den höchsten Wert seit November 2011.