Das gesamte Ausgabenvolumen für die Pflegevorsorge betrug in Österreich 2006 rund 3,3 Mrd. €, um etwa 50% mehr als 1994. Bis
2030 werden die Kosten gemäß den Berechnungen in drei Szenarien um 66% bis 207% steigen. Zur langfristigen Finanzierung wird
eine Steuerlösung vorgeschlagen, die bei unzureichender Ergiebigkeit durch Beitragselemente erweitert werden kann. Aufgrund
der Problematik einer Umgehung der Vermögensheranziehung der zu Pflegenden sollte darauf verzichtet werden, um im Gegenzug
vermögensbezogene Steuern zur Finanzierung der Pflegevorsorge heranzuziehen. Als organisatorischer Überbau für Geld- und Sachleistungen
bietet sich eine Fondslösung an, die hinsichtlich Ergiebigkeit, Volatilität und Verteilungseffekte optimiert werden kann.
Forschungsbereich:Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit – Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch
Long-term Care in Austria
Public expenditure for long-term care in Austria increased by 50 percent to roughly € 3.3 billion between 1994 and 2006. However,
financing long-term care is becoming increasingly difficult due to demographic developments and societal changes. Estimates
of future expenditure for long-term care show that there will be significant increases until 2030, ranging from a low of 66
percent to a high of 207 percent (medium level estimates: +160 percent). Expressed as a share of the Austrian GDP, expenditure
for long-term care will rise from 1.13 percent in 2006 to 1.96 percent in 2030. To finance these rising costs, WIFO recommends
funding long-term care from general taxes while supplementing the financial gap from social security contributions. Establishing
a long-term care fund would be suitable as an organisational umbrella to bring together the different financial streams. Such
a fund would be flexible enough to cope with problems of financial volatility and to fine-tune distributional effects. Finally,
the problem of circumventing public access to the personal property of individuals receiving care in kind calls for new political
solutions. Thus, WIFO proposes that the personal property of such individuals should not be accessed, but instead wealth-related
taxes should be introduced to finance long-term care in Austria.
Die Projektion der öffentlichen Nettoausgaben für Pflegedienstleistungen in den Bundesländern, die aus Mitteln der Sozialhilfe
bzw. der Mindestsicherung (mit-)finanziert werden, berücksichtigt die prognostizierte demographische Entwicklung, die Verbesserung
der Gesundheit der Älteren, den Rückgang der informellen Pflege sowie Kostensteigerungen, nicht jedoch künftige Politikänderungen.
Zwischen 2012 und 2030 wird demnach der öffentliche Gesamtaufwand um 112% (Burgenland) bis 159% (Vorarlberg) zunehmen. Dabei
ergibt sich ein etwas geringerer Anstieg für mobile Dienste als für stationäre Dienste. Ein "Politikszenario" unterstellt
eine schrittweise Einschränkung der stationären Pflege und zeigt, dass eine treffsicherere Vergabe der Pflegeheimplätze die
Kosten senken würde.
Wegen des demographischen Wandels zu einer älteren Gesellschaft gewinnt die effiziente Ausgestaltung öffentlich finanzierter
Pflegedienstleistungen zunehmend an Bedeutung. Mit dem Pflegefondsgesetz wurde der vorrangige Ausbau mobiler gegenüber stationären
Pflegediensten 2011 gesetzlich verankert. Wie die aktuelle Literatur und eine österreichweite Befragung von Pflegedienstleistern
durch das WIFO zeigen, können mobile und stationäre Dienste nur eingeschränkt als Substitute betrachtet werden. Der bevorstehende
Anstieg der Nachfrage erfordert darüber hinaus dennoch auch die Verringerung bestehender Ineffizienzen in Hinblick auf die
bedarfsorientierte Zuteilung und Erbringung von Pflegedienstleistungen. Um den künftigen Bedarf an Pflegekräften adäquat decken
zu können, gilt es außerdem die Attraktivität der Pflegeberufe deutlich zu erhöhen.
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Auftraggeber: Verbindungsstelle der Österreichischen Bundesländer
Online seit: 17.09.2014 9:00
Vor dem Hintergrund der Alterung der Bevölkerung, des Anstieges der Erwerbsquote und des Rückganges der Haushaltsgröße gewinnt
die effiziente Ausgestaltung der Pflegesysteme immer mehr an Bedeutung. Mit Einführung des Pflegefondsgesetzes wurde der kontinuierliche
Auf- und Ausbau dieser Systeme in den Bundesländern gesetzlich verankert. Dabei gilt der allgemeine Grundsatz, dem Ausbau
mobiler Dienste Vorrang gegenüber dem stationären Bereich zu gewähren. Dieser Ansatz setzt jedoch eine gewisse Substituierbarkeit
von stationärer Pflege durch mobile Dienste voraus. Die vorliegende Studie vergleicht daher mobile und stationäre Dienste
kritisch und zeigt im Rahmen eines Literatursurveys und einer Befragung von Expertinnen und Experten die Möglichkeiten und
Grenzen der jeweiligen Dienstleistungen auf. Basierend auf dem Status quo werden zudem der künftige Bedarf und Aufwand für
professionelle Pflegedienste in den Bundesländern projiziert und die Effekte einer zunehmenden Verlagerung vom stationären
Bereich zu mobilen und alternativen Pflege- und Betreuungsformen geschätzt. Mobile und stationäre Dienste können, wie die
Untersuchung zeigt, nur eingeschränkt als Substitute betrachtet werden. Die allokative Effizienz kann sowohl im mobilen als
auch im stationären Bereich durch den Ausbau des Case- und Care-Managements gesteigert werden, die Intensivierung der Zusammenarbeit
der beteiligten Gruppen (Angehörige, Pflege, Ärzte, Krankenhäuser) bietet weitere Potentiale zur Qualitäts- und Effizienzsteigerung.
In allen Bundesländern steigt der Bedarf an formeller Pflege sowohl im mobilen als auch im stationären Bereich bis 2030 merklich,
jedoch mit einem deutlichen West-Ost-Gefälle. Eine Verlagerung der Sachleistungen aus der stationären Pflege zu mobilen Diensten
und alternativen Pflegeformen ist zwar mit einer beträchtlichen Nettoeinsparung verbunden, aufgrund der beschränkten Substituierbarkeit
jedoch insgesamt nur begrenzt möglich.
Auftraggeber: Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Das gesamte Ausgabenvolumen für die Pflegevorsorge betrug in Österreich 2006 rund 3,3 Mrd. €. Zwischen 1994 und 2006 erhöhte
sich der Aufwand für die Langzeitpflege um rund 50%. Gemäß den Berechnungen in drei Szenarien werden die Pflegekosten bis
2030 um 66% (Lower-bound-Szenario) bis 207% (Upper-bound-Szenario) zunehmen. Das mittlere Szenario weist einen Kostenanstieg
von rund 160% aus. Gemessen am realen BIP werden die Kosten des Pflegesystems in allen drei Varianten zunehmen.
Auftraggeber: Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Die Studie diskutiert unterschiedliche Organisations- und Finanzierungsvarianten für die Pflegevorsorge in Österreich. Gemäß
der Analyse der ökonomischen Effekte einer Steuer- und einer Beitragslösung legen sowohl die Verteilungswirkungen als auch
die Wirkungen auf Wachstum und Beschäftigung eine Steuerlösung nahe. Bei unzureichender Ergiebigkeit der Steuerfinanzierung
wäre ein Mischsystem denkbar. Aus organisatorischer Sicht erscheint eine weitere Angleichung der unterschiedlichen Systeme
in den Bundesländern erforderlich. Der Verwaltungsaufwand für das Heranziehen des Vermögens der zu Pflegenden könnte mit vermögensbezogenen
Steuern ausgeglichen werden. Können sich Bund und Länder auf eine Vereinfachung der Organisation einigen und werden unterschiedliche
Kanäle der Finanzierung herangezogen, so bietet sich als organisatorischer Überbau für Geld- und Sachleistungen eine Fondslösung
an, die im Hinblick auf Ergiebigkeit, Volatilität, Verteilungseffekte und andere ökonomische Effekte optimiert und an sich
ändernde Rahmenbedingungen angepasst werden kann.
Auftraggeber: Verbindungsstelle der Österreichischen Bundesländer
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Abgeschlossen: 2014
Im Zuge des demographischen Wandels zu einer alternden Bevölkerung gewinnt die Frage nach der Finanzierung und effizienten
Ausgestaltung der Altenpflege immer mehr an politischer Bedeutung. Aus Gründen der Kosteneffizienz im Vergleich mit der stationären
Pflege ist ein starker Trend zu mobilen Pflegedienstleistungen zu beobachten. Ein qualitativer Vergleich der Möglichkeiten
und Grenzen der einzelnen Pflegedienstleistungsarten basierend auf dem aktuellen Diskurs der Literatur und einer Expertenbefragung
wird durch eine Prognose von Nachfrage und Finanzierungsaufwand nach Pflegedienstleistungsarten in den einzelnen Bundesländern
bis 2020 bzw. 2025 ergänzt. Zudem werden verschiedene Ausbauszenarien mobiler bzw. stationärer Pfllegeeinrichtungen gegenübergestellt.
Auftraggeber: Institut für angewandte Gewerbeforschung
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 25.10.2017 0:00
Seit Einführung des Pflegegeldes im Jahr 1993 stieg die Zahl der Pflegegeldempfängerinnen und Pflegegeldempfänger kontinuierlich.
Zur Zeit erhalten rund 5% der österreichischen Bevölkerung Pflegegeld. Zusätzlich zu Geldleistungen können Pflegebedürftige
Sachleistungen in Form von stationärer, mobiler, teilstationärer und Kurzzeitpflege erhalten, wobei der stationäre Bereich
mit 74% der Nettoausgaben für Sachleistungen den größten Anteil der Mittel bindet. Zur Entlastung der Ausgaben für stationäre
Pflege – aber auch um den Wünschen der Betroffenen gerecht zu werden – wurde und wird die mobile Pflege ausgebaut und ein
Fördermodell der 24-Stunden-Betreuung zu Hause etabliert. Letzteres erfreut sich wachsender Beliebtheit: Waren im Jahr 2008
durchschnittlich 3.200 Förderfälle pro Monat verzeichnet worden, so erreichte ihre Zahl im Jahr 2015 bereits 21.900. Es gibt
Hinweise, dass die 24-Stunden-Betreuung den Bedarf an stationärer bzw. auch mobiler Pflege hinausschiebt und etwas verringert.
Damit das Modell der 24-Stunden-Betreuung allerdings zu einem nachhaltigen Modell werden kann, sind qualitätsfördernde Maßnahmen
unabdingbar.
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Auftraggeber: Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs
Online seit: 31.05.2016 0:00
Die Ausgaben für Pflege (2014: 8,3 Mrd. €) werden in Österreich von Bund, Ländern und privaten Haushalten finanziert. Die
künftige Entwicklung des Pflegeaufwandes wird durch demographische, gesundheitliche, soziale und wirtschaftliche Faktoren
bestimmt. Während demographische, soziale und wirtschaftliche Faktoren die künftigen Pflegeausgaben steigern, sollte der verbesserte
Gesundheitszustand der österreichischen Bevölkerung in Zukunft den Pflegebedarf senken. Bis 2030 wird der Bund für das Pflegegeld
um knapp ein Fünftel mehr ausgeben. Dennoch sinkt das Pflegegeld bis zum Jahr 2030 von 0,8% (2014) auf 0,7% des Bruttoinlandsproduktes.
Die Nettoausgaben der Bundesländer für Sachleistungen werden hingegen von 0,6% des Bruttoinlandsproduktes (2014) auf 0,9%
(2030) zunehmen. Da das Pflegegeld – trotz steigender Fallzahlen – hinter dem Wirtschaftswachstum zurückbleibt, sind in Zukunft
höhere Eigenbeiträge der Pflegebedürftigen zu erwarten. Restriktivere Kriterien für den Zugang zum Pflegegeld, potentielle
Qualitätsverschlechterungen oder eine beschränkte Ausweitung der Sachleistungen eröffnen ein zusätzliches Potential für die
private Pflegeversicherung.
Pflege/Pensionen (Private Old-age Care Insurance as a Supplemental Source of Finance)
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Auftraggeber: Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Abgeschlossen: 2015
Die private Vorsorge für den erwarteten Aufwand für Pflegeleistungen im Alter steht in einem engen Zusammenhang mit dem öffentlichen
Angebot an Pflegeleistungen und deren Finanzierung und mit dem bestehenden Pflegegeld des Bundes. Das Pflegegeld ist eine
öffentliche monetäre Sozialleistung, die Pflegebedürftigen eine gewisse finanzielle Absicherung bietet. Das öffentliche Pflegegeld
ermöglicht aber weder die vollständige Finanzierung einer kontinuierlichen Pflege im eigenen Privathaushalt noch die Pflege
in einer spezialisierten Einrichtung. Diese Studie untersucht die Möglichkeiten privater Pflegeversicherungen als ergänzender
Finanzierungsquelle.