Sozialpartnerschaft, Institutionen und Wirtschaft. Entwicklungen seit der Krise (Social Partnership, Institutions and the Economy. Developments Since the Crisis)
Der Bericht diskutiert empirisch relevante Theorien zu den Wirkungskanälen zwischen Sozialpartnerschaft und makropolitischen
Kennzahlen, vergleicht wesentliche Institutionen von Lohnverhandlungssystemen in 16 europäischen Ländern und zeichnet die
Entwicklung der institutionellen bzw. korporatistischen Landschaften in diesen Ländern anhand vergleichbarer Daten in der
längeren Frist und seit Ausbruch der Krise nach. Der deskriptive Vergleich der Länder mit ihren unterschiedlichen Lohnverhandlungsstrukturen
im Hinblick auf ihre makroökonomische Performance zeigt, dass Länder mit einem sowohl auf der Arbeitnehmer- als auch auf der
Arbeitgeberseite hohen verbandlichen Organisations- bzw. Koordinationsgrad ("sozialpartnerschaftliche Gruppe") im Durchschnitt
hinsichtlich wichtiger makroökonomischer Größen tendenziell bessere Ergebnisse erzielen als andere Ländergruppen. Der Vergleich
der Periode vor und nach 2008 zeigt darüber hinaus, dass sich die Ländergruppe durch eine schnellere Krisenbewältigung auszeichnet.
Research group:Labour Economics, Income and Social Security
Language:German
Social Partnership, Institutions and the Economy. Developments Since the Crisis
The report discusses empirically relevant theories concerning the channels of influence between social partnership structures
and key macro-political figures, compares essential wage bargaining institutions in 16 European countries, and traces the
developments of their institutional corporatist structures on the basis of comparable indicators in the longer run and since
the outbreak of the crisis. A descriptive comparison of the countries with their different wage bargaining structures concerning
their macroeconomic performance indicates that the countries with a high degree of employer and employee organisation or coordination
("social partnership group"), on average achieve comparatively better outcomes regarding important macroeconomic indicators.
Furthermore, a comparison of the period before and after 2008 shows that these countries have overcome the negative effects
of the crisis more quickly.
Anhand von internationalen Daten zum korporatistischen Konzentrationsgrad der Lohnverhandlungen auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite
wurde der Zusammenhang mit einem zu beobachtenden sozialen Frieden im Arbeitsbereich untersucht. Demnach geht ein hoher Zentralisierungsgrad
auf der Arbeitnehmerseite kombiniert mit einem geringen Organisationsgrad auf der Arbeitgeberseite mit einem statistisch niedrigeren
Streikvolumen einher. Trotz der hohen statistischen Signifikanz der Parameter für den Zentralisierungsgrad kann nur ein kleiner
Teil der Gesamtvarianz der Daten zum Streikvolumen mit dem verwendeten Modell erklärt werden. Offenbar wird das Streikvolumen
von einer Vielzahl weiterer Faktoren beeinflusst, wie etwa gesetzlichen Regelungen oder landestypischen Gegebenheiten. Die
Schätzungen ergeben für Österreich allein auf Basis des Konzentrationsgrades bei Lohnverhandlungen ein hypothetisches Streikvolumen
von 1,9 Tagen je 1.000 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, das beinahe dem langjährigen Durchschnitt in Österreich entspricht.
Der Mittelwert des Konzentrationsgrades der beobachteten Länder (ohne Österreich) würde ein Streikvolumen von 8,2 Tagen, der
Median von 7,0 Arbeitstagen je 1.000 Beschäftigte ergeben. Exemplarisch wurden auch die damit einhergehenden möglichen Verluste
an gesamtwirtschaftlicher Wertschöpfung für Österreich berechnet.