Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose
Gemeinschaftsdiagnose #1-2022 – Von der Pandemie zur Energiekrise – Wirtschaft und Politik im Dauerstress (Joint Economic Forecast for the German Economy #1-2022 – From the Pandemic to the Energy Crisis – Economy and Politics in Permanent Stress)
Studien, April 2022, 96 Seiten
Auftraggeber: ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 20.10.2022 0:00
Die deutsche Wirtschaft steuert durch schwieriges Fahrwasser. Die Auftriebskräfte durch den Wegfall der Pandemiebeschränkungen, die Nachwehen der COVID-19-Krise und die Schockwellen durch den Krieg in der Ukraine sorgen für gegenläufige konjunkturelle Strömungen. Allen Einflüssen gemeinsam ist ihre preistreibende Wirkung. Im zurückliegenden Winterhalbjahr haben vor allem die Maßnahmen zum Infektionsschutz die Wirtschaftsleistung gedämpft. Unter der Voraussetzung, dass das Kriegsgeschehen in der Ukraine mit Blick auf die ökonomische Aktivität nicht weiter eskaliert, werden die konjunkturellen Auftriebskräfte ab dem Frühjahr die Oberhand gewinnen. Nach einem schwachen Jahresauftakt dürfte das Bruttoinlandsprodukt im II. Quartal zwar deutlich zulegen, ohne die Belastung durch den Krieg in der Ukraine würde das Plus aber kräftiger ausfallen. Insgesamt verzögert sich damit der Erholungsprozess abermals. Das Vorkrisenniveau der Wirtschaftsleistung wird demnach erst im III. Quartal des laufenden Jahres erreicht werden. Alles in allem erwarten die Institute einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 2,7% für dieses Jahr und 3,1% für nächstes Jahr. Im kommenden Jahr driftet die deutsche Wirtschaft in eine leichte Überauslastung. Maßgeblich dafür sind der hohe Auftragsüberhang in der Industrie sowie nachholende Konsumaktivität. Im Falle eines sofortigen Embargos für die Öl- und Gaslieferungen aus Russland in die Europäische Union würde hingegen die deutsche Wirtschaft in eine scharfe Rezession geraten. Der kumulierte Verlust an gesamtwirtschaftlicher Produktion dürfte sich in diesem Fall bereits in den beiden Jahren 2022 und 2023 auf rund 220 Mrd. € belaufen, was mehr als 6,5% der jährlichen Wirtschaftsleistung entspricht.
Keywords:Gemeinschaftsdiagnose, Konjunktur Deutschland
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch

Joint Economic Forecast for the German Economy #1-2022 – From the Pandemic to the Energy Crisis – Economy and Politics in Permanent Stress
The German economy is steering through difficult waters. The upward forces due to the abolition of pandemic restrictions, the aftermath of the COVID-19 crisis and the shock waves caused by the war in Ukraine are creating opposing economic currents. What all these influences have in common is their price-driving effect. In the past winter half-year, it was mainly the infection control measures that dampened economic performance. Provided that the war in Ukraine does not escalate economic activity any further, the economic upward forces will gain the upper hand from spring onwards. After a weak start to the year, GDP is likely to increase significantly in the second quarter, but without the burden of the war in Ukraine the increase would be stronger. Overall, however, the recovery process will be delayed once again. Accordingly, the pre-crisis level of economic output will not be reached until the third quarter of the current year. All in all, the institutes expect an increase in GDP of 2.7 percent for this year and 3.1 percent for next year. In the coming year, the German economy will drift into a slight overutilisation of capacity. This is mainly due to the high order backlog in industry and catch-up consumer activity. In the event of an immediate embargo on oil and gas deliveries from Russia to the European Union, on the other hand, the German economy would fall into a sharp recession. In this case, the cumulative loss of overall economic output would probably already amount to around 220 billion € in the two years 2022 and 2023, which corresponds to more than 6.5 percent of annual economic output.