Russisches Öl: Auswirkungen der EU-Sanktionen auf Österreich. Embargo oder Importzölle? (Russian Oil: Impact of EU Sanctions on Austria. Embargo or Import Tariffs?)
WIFO Research Briefs, 2022, (14), 21 Seiten
Online seit: 24.05.2022 0:00
Dieser Beitrag diskutiert die ökonomischen Auswirkungen einer Ausweitung der EU-Sanktionen auf Importe von Rohöl und verarbeiteten Mineralölprodukten aus Russland. Diese Sanktionen könnten in Form eines Öl-Embargos oder weniger restriktiv und dadurch mit unmittelbar weniger negativen Folgeeffekten für die Wirtschaft in der EU als Importzölle auferlegt werden. Russland ist (noch) ein bedeutender Lieferant von Erdöl und Erdölprodukten. Innerhalb der EU ist die Importabhängigkeit von russischen Öllieferungen sehr heterogen. Für Österreich ist Kasachstan das wichtigste Herkunftsland von Rohöl. Im Falle von russischen Gegenmaßnahmen sind EU-Ölimporte aus anderen GUS-Ländern gefährdet. Kurzfristig kommen vor allem die OPEC-Länder als alternative Lieferquelle in Betracht. Verarbeitete Mineralölprodukte, wie Benzin und Diesel, werden in Österreich fast ausschließlich aus anderen EU-Ländern – vor allem Deutschland – bezogen und nicht direkt aus Russland importiert. Allerdings besteht dadurch eine hohe indirekte Abhängigkeit. Eine Verknappung und in der Folge Verteuerung von Treibstoffen hätten negative Auswirkungen auf die Güter- und Personenbeförderung. Importzölle dürften im Vergleich zu einem Öl-Embargo mehrere Vorteile aufweisen. Durch eine graduelle Erhöhung verläuft die Anpassung der heimischen Wirtschaft über Preiseffekte besser als über eine unmittelbare Mengenreduktion. Zudem kann das Instrument flexibel und strategisch auf die wirtschaftliche und politische Dynamik des Konfliktes abgestimmt werden und führt in der EU neben höheren Preisen auch zu Zolleinnahmen. Als Folge eines Embargos oder einer Einführung eines äquivalenten Importzolles lassen Simulationsergebnisse für Österreich kurzfristig einen Anstieg der Inflationsrate um 0,5 bis 0,75 Prozentpunkte und eine Absenkung der Wirtschaftsleistung um 0,3% erwarten.
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen – Industrie-, Innovations- und internationale Ökonomie
Sprache:Deutsch

Russian Oil: Impact of EU Sanctions on Austria. Embargo or Import Tariffs?
This research brief discusses the economic impact of an extension of EU sanctions on imports of crude oil and processed mineral oil products from Russia. These sanctions could be imposed in the form of an oil embargo or less restrictively and thus with less immediate negative consequences for the EU economy as import tariffs. Russia is (still) a major supplier of crude oil and processed oil products. Within the EU, import dependence on Russian oil supplies is very heterogeneous. For Austria, Kazakhstan is the most important country of origin for crude oil. In the event of Russian countermeasures, EU oil imports from other CIS countries are at risk. In the short term, the OPEC countries play a major role as alternative oil suppliers. Austria imports processed mineral oil products, such as petrol and diesel, almost exclusively from other EU countries – primarily from Germany – and not directly from Russia. However, this creates an indirect dependency. A reduction and thus price increase of fossil fuels induces a negative impact on the transport of goods and passengers. Import tariffs are likely to have several advantages compared to an oil embargo. Through a gradual increase, the adjustment of the domestic economy through price effects performs better than a direct reduction in volume. Moreover, the instrument can be flexibly and strategically adapted to the economic and political dynamics of the conflict. In addition to higher prices import tariffs also generate customs revenues in the EU. As a consequence of an embargo or the introduction of an equivalent import tariff, simulation results for Austria suggest a short-term increase in the inflation rate by 0.5 to 0.75 percentage points and a reduction in economic output by 0.3 percent.