Universitäten lösen als zentrale Institutionen in der wissensbasierten Gesellschaft vielfältige Wirkungen aus. Eine Quantifizierung
dieser gesamtwirtschaftlichen Effekte bleibt aufgrund von methodischen und datenbezogenen Problemen aber oft bruchstückhaft.
In einem umfassenden Ansatz wurden sowohl kurzfristige mit dem Universitätsbetrieb verbundene als auch längerfristige Wirkungen
von Universitätsoutputs auf die Produktivität abgebildet. Wie ökonometrische Analysen der Wirkung der Forschungstätigkeit
an Universitäten und der Tätigkeit von Absolventen und Absolventinnen sowie Modellschätzungen der Nachfrage- und Produktivitätseffekte
zeigen, übersteigt das damit verbundene Steuer- und Abgabenaufkommen schon in einem relativ kurzen Zeitraum die für die Finanzierung
von Universitäten eingesetzten öffentlichen Mittel. Investitionen in Universitäten rentieren sich damit für den Staat.
Keywords:Wissensbasierte Ökonomie, Produktivitätseffekte von Wissen, ökonomische Effekte von Hochschulabsolventen und Hochschulabsolventinnen
Forschungsbereich:Industrie-, Innovations- und internationale Ökonomie – Regionalökonomie und räumliche Analyse
Sprache:Deutsch
Economic Effects of Universities
Universities produce a large variety of knowledge-related economic and social effects. Putting numbers on this impact remains
a challenge. This article presents a comprehensive approach to mapping not only short-term demand-related economic effects,
but also the longer-term impact of university outputs on productivity. Results from econometric studies as well as model-based
simulations to assess the impact of university research and graduates show that the revenues for government associated with
the impact of universities on the economy are higher than the public funding of universities even in the short term. Public
expenditure on universities is hence an investment which produces a positive rate of return for the government.
Hochschulen können die Wirtschaftsleistung ihrer Standorte sowohl direkt – über Produktion und Gehälter für den laufenden
Betrieb – als auch indirekt – über Innovationen, Technologietransfer, Spin-offs und Start-ups – beeinflussen. Basierend auf
einer ökonometrischen Paneldatenanalyse wurden erstmals für Österreich die Produktivitätswirkungen von Hochschulen auf ihre
Standortregionen geschätzt. Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten und positiven Zusammenhang zwischen der Größe einer
Hochschule relativ zur regionalen Wirtschaft und dem regionalen Produktivitätsniveau: Eine einmalige Erhöhung des Anteils
der Hochschulbeschäftigten an der Gesamtbeschäftigung einer NUTS-3-Region um 0,1 Prozentpunkt ist im Durchschnitt mit einem
kurzfristigen regionalen Produktivitätsanstieg um 0,3% bis 0,4% bzw. einem langfristigen Anstieg zwischen 0,6% und 0,9% verbunden.
Dies unterstreicht die Rolle von Hochschulen nicht nur für die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs insgesamt, sondern auch für
die Entwicklung der Wirtschaft in der jeweiligen Standortregion.
Die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter Forschenden in Hochschuleinrichtungen der EU zeigen die Heterogenität der
nationalen Hochschulsysteme auf. Die wahrgenommenen Unterschiede etwa hinsichtlich Doktoratsstudien, Karrierestrukturen und
Arbeitsbedingungen können in einem integrierten Forschungsraum asymmetrische Mobilität und Divergenzen in der Forschungsleistung
zur Folge haben. In Österreich sind Forschende mit den Arbeitsbedingungen überdurchschnittlich zufrieden, mit Ausnahme der
Karriereperspektiven. Auch die Umfrageergebnisse zu Doktoratsstudien deuten auf Verbesserungspotential hin.
Die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage in Hochschuleinrichtungen lassen keine Rückschlüsse auf eine Steigerung der Arbeitsmarktpartizipation
von Wissenschafterinnen im Europäischen Forschungsraum zu. Zudem finden sich deutliche Hinweise auf geschlechtsspezifische
Unterschiede zwischen den Arbeitsbedingungen und Karriereverläufen von Wissenschaftern und Wissenschafterinnen, auch zwischen
den EU-Ländern und verschiedenen Karrierestufen. Die solcherart divergierenden Rahmenbedingungen können in der Folge die akademische
Produktivität von Forscherinnen beeinträchtigen.