Die Abgabenhöhe ist in Österreich überdurchschnittlich, der Abstand zum EU-Durchschnitt hat sich vergrößert. Die Abgabenstruktur
weist einige Besonderheiten auf: Die Abgaben auf den Faktor Arbeit sind sowohl aus der Perspektive der unselbständig Beschäftigten
als auch der Arbeitgeber hoch und nehmen tendenziell zu; sie liegen deutlich über dem internationalen Durchschnitt. Der Beitrag
der Umweltsteuern zu den Gesamtabgaben bleibt unter dem EU-Durchschnitt, die effektive Steuerlast liegt im Mittelfeld. Auch
die Einnahmen aus Tabak- und Alkoholsteuern – als wichtige Lenkungssteuern – verlieren langfristig an Gewicht. Die Besteuerung
von Vermögen leistet einen geringen und – gegen den internationalen Trend – deutlich rückläufigen Beitrag zu den Gesamtabgabeneinnahmen.
Der nominelle Einkommensteuersatz ist hoch, die Steuersätze auf Kapitaleinkünfte sind durchschnittlich ebenso wie die nominelle
und die effektive Unternehmenssteuerbelastung. Nicht zuletzt ist eine zunehmende Komplexität und Intransparenz des Abgabensystems
zu beobachten. Aus diesen Befunden ergibt sich insbesondere bezüglich der Abgabenstruktur ein erheblicher Reformbedarf.
Forschungsbereich:Klima-, Umwelt- und Ressourcenökonomie – Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch
The Austrian Tax System – Status Quo
The tax burden in Austria is comparatively high, and the gap vis-à-vis the EU average has widened. The tax structure exhibits
a number of specific features: taxes on labour are high, both from the employee's and the employer's side, following an upward
trend and markedly exceeding the international average. The share of environmental taxes is below the EU average, their effective
burden corresponds to an intermediate position. Revenues from tobacco and alcohol taxes, major "sin taxes" aiming at influencing
private behaviour, are losing importance in the longer run. Taxation of wealth claims a rather small and – against the international
trend – significantly declining share of total tax revenues. Nominal tax rates on income are high, those on returns from capital
are about average, as is the nominal and effective corporate tax burden. Moreover, complexity and lack of transparency of
the tax system are on the rise. These findings call for a major overhaul of the system, notably of the composition of tax
revenues.
Ein zentrales Ziel einer Reform des österreichischen Abgabensystems sollte die Verbesserung der Abgabenstruktur sein. Dies
bedeutet die Umschichtung des gesamten Abgabenvolumens weg von bestimmten Steuerbasen (Entlastung) hin zu anderen Steuerbasen
(und damit auch deren höhere Besteuerung). Die stärkere Besteuerung bestimmter Steuerbasen sollte nicht nur der Erschließung
kurzfristiger Gegenfinanzierungspotentiale zur Kompensation von Steuerausfällen dienen. Vielmehr sollte das Leitprinzip einer
zukunftsfähigen Steuerpolitik sein, aufbauend auf einer Vision für ein "Abgabensystem 2025" in einem längerfristigen Stufenplan
die gesamte Abgabenlast schrittweise umzuschichten. Kern einer Abgabenstrukturreform ist eine Verringerung der hohen Abgabenbelastung
des Faktors Arbeit vor allem für niedrige und mittlere Arbeitseinkommen, die im Rahmen eines ökosozialen Abgabenreformkonzeptes
kompensiert wird durch die Anhebung von Umweltsteuern und bestimmten vermögensbezogenen Steuern sowie den Abbau von steuerlichen
Ausnahmen vor allem in der Einkommen- und der Umsatzsteuer. Unabhängig von der Abgabenstruktur kann die Abgabenquote umso
stärker gesenkt werden, je mehr es gleichzeitig gelingt, Einsparungspotentiale auf der Ausgabenseite zu realisieren, die parallel
zur Senkung der Abgaben auf den Faktor Arbeit die Ausgabenquote verringern.