Trotz des einsetzenden Konjunkturabschwungs konnte die österreichische Privatversicherungswirtschaft das Wachstum des Prämienaufkommens
1991 und 1992 beschleunigen. In der Lebensversicherung stagnierte 1991 das Prämienvolumen, erst 1992 wurde eine deutliche
Verbesserung erzielt. Die kräftige Ausweitung der Versicherungsleistungen bedeutete 1991 in der Krankenversicherung sowie
den Schaden- und Unfallsparten eine beträchtliche Zunahme der Schadenquoten. Die Prämientarife stiegen stärker als der Verbraucherpreisindex.
In der Zusammensetzung der Kapitalanlagen hielt die Tendenz zu Wertpapieren als dominierender Anlageform an, der gegenläufige
Trend sinkender Anteile der Darlehen kam 1991 zum Stillstand. Das überdurchschnittliche Wachstum der Netto-Vermögenserträge
erhöhte deren Anteil an den Bruttoprämien auf ein Fünftel.
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch
Continued Expansion of the Insurance Industry
Growth of premium revenues in the Austrian insurance industry accelerated in 1991 and 1992, despite the cyclical slowdown
of overall economic activity. Life insurance premium revenues stagnated in 1991, but picked up strongly in the following year.
Damage ratios increased considerably in 1991 with the rising number of liability cases, particularly in health, accident and
physical damage insurance. Premium rates rose faster than the consumer price index. Capital portfolios shifted further towards
securities as the dominant form of investment, the corresponding decline in the share of loans levelled off in 1991. With
the above-average rise in net yields from assets their share in gross premium revenues moved up to one-fifth.
The insurance penetration remained at its low level (5.3 percent) throughout 2013, the consequence of a decline in revenues
from life insurance premium payments and below-average growth in the non-life and accident insurance business. With the first
contracts falling due and new business moving at a sluggish rate, revenues from payments into state-aided old age insurance
continued to fall. Persistently low yields from investment effectively prevented the surplus from investment income to grow
inspite of an increase in capital investments. Implementation of the EU's "Solvency-II" Directive was postponed to January
2016, although Austria will put into operation some of the measures covered by the second and third pillars of Solvency II
already in 2014.
Die Versicherungsdurchdringung verharrte 2013 auf niedrigem Niveau. Bestimmend dafür waren weiterhin der Rückgang der Prämieneinnahmen
in der Lebensversicherung und ein unterdurchschnittlicher Zuwachs in der Schaden-Unfallversicherung. Erste Vertragsabreifungen
und ein flaues Neugeschäft verstärkten die Abwärtsbewegung der Prämieneinzahlungen in die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge.
Das anhaltend niedrige Niveau der Renditen auf dem Kapitalmarkt verhinderte trotz steigender Kapitalanlagen ein Anwachsen
des Überschusses aus der Finanzgebarung. Die Umsetzung der EU-Richtlinie "Solvency II" wurde auf Jänner 2016 verschoben; Österreich
wird allerdings einige Maßnahmen aus der zweiten und dritten Säule von Solvency II bereits ab 2014 umsetzen.
Der Rückgang der Prämieneinnahmen in der Lebens- und Schaden-Unfallversicherung verminderte 2017 den Umsatz der österreichischen
Privatversicherungswirtschaft. Das weiterhin robuste Wachstum der privaten Krankenzusatzversicherung glich diese Entwicklung
nicht aus, insgesamt schrumpfte der österreichische Markt um 2,7%. Obwohl die günstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt positive
Impulse für das verfügbare Einkommen lieferte, wirkte die Abnahme der realen Pro-Kopf-Löhne nach Steuern und der Zinserträge
negativ auf die Nachfrage der Privathaushalte; das anhaltend niedrige Zinsniveau stärkte zudem deren Liquiditätspräferenz.
Gleichzeitig dämpften das Zinsumfeld und die Regulierung das Angebot an klassischen Lebensversicherungen. Die Versicherungsdurchdringung
gab dementsprechend weiter auf 4,6% des Bruttoinlandsproduktes nach. Gemäß einer aktuellen WIFO-Umfrage erwarten die Versicherungsunternehmen
für 2018 und 2019 eine Verbesserung der Geschäftslage in der Schaden-Unfallversicherung und eine anhaltend positive Dynamik
in der Krankenversicherung. In der Lebensversicherung wird sich der Rückgang der Prämieneinnahmen verlangsamen.
Das Volumen der Einmalerläge halbierte sich 2016 in der klassischen Lebensversicherung nahezu. Die positiven Einkommensimpulse
der Steuerreform wurden vom niedrigen Zinsniveau überkompensiert, und die Privathaushalte scheuten vor Veranlagungen mit langer
Bindungsfrist zurück. Auf der Angebotsseite waren die Versicherer weniger bereit, langfristige Garantien zu übernehmen. Dadurch
lagen die Prämieneinnahmen in der Lebensversicherung um 9% unter dem Vorjahreswert. Das Prämienvolumen der gesamten Versicherungswirtschaft
sank um 1,8%. Das robuste Wachstum der privaten Krankenzusatzversicherung (+4,7%) und die Erholung der Schaden- und Unfallversicherung
(+1,7%) verhinderten den weiteren Rückgang der Versicherungsdurchdringung auf 4,9% nicht. Die Prognosen für die Jahre 2017
und 2018 erwarten eine abgeschwächte Fortsetzung dieser Entwicklung. Erste Erfahrungen mit Solvency II deckten von Land zu
Land abweichende Auslegungen des Regelwerkes auf. Im Stresstest 2016 erwies sich der Bestand an Solvenzkapital österreichischer
Versicherer als ausreichend hoch.
Die Prämieneinnahmen der privaten Versicherungswirtschaft nahmen im Jahr 2015 kaum zu (+0,2%), weil die Einnahmen der Lebensversicherung
rückläufig waren (–1,2%) und die Umsätze in der Schaden-Unfallversicherung nahezu stabil blieben (+0,4%). Die Versicherungsdurchdringung
sank in Österreich damit auf 5,1% des BIP, während auf dem europäischen Markt ein geringer Anstieg zu verzeichnen war. Die
Prognosen der Prämieneinnahmen in Österreich für die Jahre 2016 und 2017 sind verhalten. Seit Anfang 2016 gelten neue Vorschriften
zur Berechnung des Mindestkapitalerfordernisses für Versicherungsunternehmen. Die dazu vorgegebene risikolose Zinsstrukturkurve
der europäischen Versicherungsaufsicht wird in Zukunft Schwankungen des Eigenmittelbedarfs erzeugen. Die neuen Eigenmittelvorschriften
erzwingen eine konservative Veranlagungsstrategie mit niedrigen zu erwartenden Erträgen; sie werden 2016 in einem Stresstest
erprobt.
Dank stark steigender Einnahmen aus Einmalerlägen expandierte die Lebensversicherung im Jahr 2014 wieder. Hingegen war das
Prämienvolumen der Schaden-Unfallversicherung trotz steigender Vertragszahlen rückläufig. Die private Krankenversicherung
weitete das Versichertenkollektiv neuerlich aus; obwohl die Zahl der Schadensfälle stieg, blieben die Preiserhöhungen gedämpft.
Die Vorbereitung für die Umstellung der Berechnung zur Eigenmittelunterlegung auf Solvency II mit Anfang 2016 beschäftigte
die Versicherungswirtschaft, weil das neue Aufsichtsregime auch organisatorische Umstellungen verlangt. Die Regelungen der
1. und 2. Säule von Solvency II erhöhen die Fixkosten in der Versicherungswirtschaft und vergrößern damit Skalenvorteile.
Mit einer verhaltenen Ausweitung der Prämieneinnahmen um 1,1% blieb die österreichische Privatversicherungswirtschaft 2011
hinter dem Wachstum des nominellen BIP (+5%) zurück. Dabei zeigte die Branche ein gespaltenes Bild: Einerseits zogen die Prämieneinnahmen
in der Schaden-Unfallversicherung deutlich an (+7,2%), andererseits brach das Ergebnis in der Lebensversicherung überraschend
deutlich ein (–7,3%). Das schwierige Umfeld auf den Geld- und Kapitalmärkten wirkte sich 2011 auf die Finanzerträge der Versicherungswirtschaft
negativ aus und führte die Veranlagungsrendite auf versicherungswirtschaftliches Kapital näher an die Sekundärmarktrendite
für Bundesanleihen heran.
Die Entwicklung der Prämieneinnahmen der Versicherungswirtschaft machte in Österreich die Konjunkturbewegung zuletzt nur abgeschwächt
mit. Nach einer Stagnation im Krisenjahr 2009 folgte 2010 eine Ausweitung der Prämien, die unter dem Wachstum des nominellen
BIP blieb. Die Branche erwartet für 2011 eine leichte Abschwächung der Prämiendynamik. Jüngste Umfragen des WIFO zeigen sogar
ein noch pessimistischeres Bild. Verbunden mit steigenden Erträgen aus der Kapitalveranlagung wurden 2010 sowohl das versicherungstechnische
Ergebnis als auch das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit gesteigert.
Die Versicherungswirtschaft steigerte ihr Prämienvolumen 2008 nach zwei ungünstigen Jahren neuerlich um nur 1,4%. Wegen hoher
Abschreibungen brachen die Finanzerträge jedoch ein. Der Anstieg der Leistungen verflachte gegenüber den Vorjahren – besonders
in der Krankenzusatz- und der Schaden-Unfallversicherung –, sodass ein positives versicherungstechnisches Ergebnis erzielt
wurde. Deshalb blieben die Preise von Privatversicherungen 2008 weitgehend stabil. Die Finanzmarktkrise erhöhte den Druck
zur raschen Umsetzung von Solvency II, wobei die in einigen Testrunden entwickelten Rahmenbedingungen von der Regulierungsbehörde
deutlich verschärft wurden.
Nachdem das Prämienvolumen bereits im Vorjahr nur wenig gewachsen war, dämpfte die Stagnation der Lebensversicherung 2007
die Umsatzentwicklung der Privatversicherungswirtschaft 2007 neuerlich. Dementsprechend ging die Versicherungsdurchdringung
zurück. Die Struktur der Prämieneinnahmen verschob sich von der Lebensversicherung zur Kranken- und Schaden-Unfallversicherung.
Die beginnende Subprime-Krise verursachte vor allem in der Lebensversicherung einen überdurchschnittlichen Abschreibungsbedarf
und hinterließ dadurch bereits erste Spuren im Finanzergebnis. Vor diesem Hintergrund schrumpfte die Rendite auf versicherungswirtschaftliche
Kapitalanlagen.
Die Entwicklung der österreichischen Versicherungswirtschaft unterschied sich 2006 vom internationalen Trend: Auf dem Weltmarkt
verzeichnete die Lebensversicherung starke Zuwächse, während die Nicht-Lebensversicherung wesentlich geringere Steigerungsraten
aufwies. In Österreich war hingegen die Nicht-Lebensversicherung die treibende Kraft, während die Lebensversicherung das hohe
Ausgangsniveau des Vorjahres kaum übertraf. Die Zahlungen an Versicherte stiegen sowohl in der Lebens- als auch in der Schadenversicherung
deutlich. Entsprechende Anpassungen der versicherungstechnischen Rückstellungen ermöglichten den Unternehmen kontinuierliche
Gewinne.
Nach der verhaltenen Entwicklung des Jahres 2003 hat sich das Prämienwachstum in der Versicherungswirtschaft 2004 mehr als
verdoppelt. Für 2005 zeichnen Umfragen des WIFO ebenfalls ein optimistisches Bild. Der Aufschwung wurde sowohl durch die Lebens-
als auch durch die Schaden-Unfallversicherung getragen und mündete in einem neuen Höchstwert der Versicherungsdurchdringung.
Mit dem Wegfall von Echoeffekten fielen die Leistungen in der Lebensversicherung um nahezu ein Viertel geringer aus als im
Vorjahr; in der Kranken- und in der Schaden-Unfallversicherung stiegen sie mäßig. In allen Versicherungsabteilungen ermöglichte
das gute Veranlagungsergebnis sowohl eine deutliche Ausweitung der versicherungstechnischen Rückstellungen als auch ein hohes
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit.
Die Prämieneinnahmen der privaten Versicherungswirtschaft stiegen 2001 stärker als das nominelle Bruttoinlandsprodukt; damit
erreichte die Versicherungsdurchdringung einen neuen Höchstwert. Die Ursachen dieser Entwicklung sind sowohl die Zunahme versicherter
Risken als auch Prämienerhöhungen. Durch das Ausbleiben flächendeckender Katastrophen sank die Zahl der Schaden- und Leistungsfälle
in der Schaden-Unfallversicherung deutlich; die Schadenquote ging auf ein Normalmaß zurück. Erstmals sind die dämpfenden Effekte
niedriger Anleihezinsen und Kursverlusten auf den Aktienmärkten in der Rendite versicherungswirtschaftlicher Kapitalanlagen
zu beobachten. Der Abstand zur Sekundärmarktrendite verringerte sich allerdings nur in der Kranken- und in der Lebensversicherung.
Die private Versicherungswirtschaft stand 1999 unter dem Einfluss der nach wie vor hohen Unsicherheit über das Ausmaß künftiger
staatlicher Pensionsleistungen. Ein Anstieg der Prämieneinnahmen (insgesamt +7,4%) wurde zwar in allen Versicherungszweigen
verzeichnet, die Einnahmen in der Lebensversicherung erhöhten sich jedoch besonders stark. In der Krankenversicherung bestehen
nach wie vor bei einer Marktdurchdringung von etwa einem Drittel der Bevölkerung Sättigungserscheinungen. Erstmals seit 1995
konnte durch Preissteigerungen der Rückgang der Zahl der Krankenzusatzversicherungen ausgeglichen werden. Sinkende Durchschnittsprämien
und steigende Schadenquoten bewirkten in der Kfz-Versicherung erneut eine Verschlechterung des versicherungstechnischen Ergebnisses.
In der österreichischen Versicherungswirtschaft sanken im Gefolge des Eintritts in den Binnenmarkt 1998 erstmals die Prämieneinnahmen
im gesamten Schaden- und Unfallbereich. Scharfer Wettbewerb war vor allem in der Kfz-Versicherung zu verzeichnen, die Durchschnittsprämie
ging 1998 gegenüber dem ersten Jahr des Binnenmarktes (1994) um insgesamt 16,7% zurück. Durch direkte Preiseffekte konnten
Konsumenten und Unternehmen, die Versicherungsprodukte als Vorleistungen beziehen, in der Kfz-Versicherung etwa 5,4 Mrd. S
an Prämienzahlungen einsparen. Die gesamten Prämieneinnahmen stiegen wegen des unerwartet guten Geschäftsverlaufs in der Lebensversicherung
leicht. Trotzdem verringern sich die Versicherungsdichte im Vorjahresvergleich. In der Veranlagungsstrategie österreichischer
Privatversicherungen ist erstmals eine markante Umschichtung zu Anteilswerten von Unternehmen festzustellen. Die Rendite versicherungswirtschaftlicher
Kapitalanlagen sank im Gefolge der allgemeinen Zinssenkung und der ungünstigen Entwicklung an der Wiener Börse leicht; sie
lag aber auch 1998 deutlich über der Sekundärmarktrendite.
Die Prämieneinnahmen der Privatversicherungen waren in Österreich 1997 um 4,4% niedriger als im Vorjahr. Diese Entwicklung
ist vor allem durch den Bereich Leben geprägt, der nach der steuerlich bedingten Steigerung von Einmalerlägen 1996 im Vorjahr
in eine Konsolidierungsphase trat. Preissenkungen und ein Rückgang der Zahl der Versicherungsnehmer in der Krankenzusatzversicherung
sowie der Wettbewerb mit Rabatten in der Kfz-Versicherung verstärkten diese Tendenz.
Mit +12,3% stiegen die Bruttoprämien in der österreichischen Versicherungswirtschaft 1993 deutlich rascher als das nominelle
Brutto-Inlandsprodukt. Für 1994 ist allerdings mit einer Abschwächung auf rund +3% zu rechnen. Die Geschäftslage in den einzelnen
Versicherungssparten ist sehr unterschiedlich: Während die Lebensversicherungen von einem Boom der Einmalerläge profitieren,
steigt in der Krankenversicherung die Schadensquote weiter. Im internationalen Produktivitätsvergleich nimmt die österreichische
Versicherungswirtschaft 1993 – im ersten Jahr des EWR – nur eine Position am unteren Ende der Rangliste ein. Das läßt auf
weiteren Rationalisierungsdruck in der Anpassung an die liberalisierten Marktbedingungen schließen.
Die österreichische Privatversicherungswirtschaft stand 1992 im Zeichen der Anpassung an die EWR-konformen Regeln zur Rechnungslegung.
1992 konnte mit einer Steigerung der Bruttoprämien um etwa 10% ein erfolgreiches Jahr verzeichnet werden. Erste Hochrechnungen
für 1993 deuten eine weitere Verbesserung an. Dem stand eine Erhöhung der Aufwendungen für Versicherungsfälle um 6,2% gegenüber.
Eine Ausnahme von dieser freundlichen Entwicklung sind die privaten Krankenversicherungen: Nach wie vor leidet dieser Bereich
unter den hohen Preissteigerungen für Gesundheitsleistungen.