WIFO Working Papers

Diskussionspapiere von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Konsulenten und Gästen des WIFO – Seit 2006 ausschließlich online verfügbar – Download kostenlos

Die WIFO Working Papers beruhen nicht notwendigerweise auf einer abgestimmten Position des WIFO. Die Autorinnen und Autoren wurden über die Richtlinien der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) zur Guten Wissenschaftlichen Praxis informiert, insbesondere bezüglich der Dokumentation aller Elemente, die für eine Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse notwendig sind.

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Stephan Schulmeister
Das "Vollgeldsystem". Notwendige Reform oder gefährliches Allheilmittel? (The "Sovereign Money System". Necessary Reform or Dangerous Panacea?)
WIFO Working Papers, 2016, (518), 28 Seiten
Online seit: 30.05.2016 0:00
Durch Kreditvergabe schaffen Banken Giralgeld, gewissermaßen "aus dem Nichts". Die Bewegung "Monetäre Modernisierung" sieht darin die Hauptursache der Schwankungen von Inflation und Konjunktur, der Staatsverschuldung, Spekulation und Finanzkrisen. Daher soll nur mehr die Notenbank das Recht haben, Geld zu schaffen und als "Geschenke" an die Regierungen in Umlauf zu bringen. Die Privaten deponieren ihr Geld bei einer Bank, es ist elektronisches "Vollgeld", das von der Bank nicht weiterverliehen werden kann. Eine Evaluierung dieses Konzepts ergibt: Erstens, mit der Geldmenge kann man weder die Inflation noch die Konjunktur steuern. Zweitens, durch Vollgeld lässt sich die Finanzspekulation nicht eindämmen. Drittens, das Vollgeldsystem würde die Kreditversorgung der Realwirtschaft massiv beeinträchtigen. Viertens, es würde die gesamtwirtschaftliche Nachfrage permanent dämpfen. Fünftens, das Vollgeldsystem würde die Macht der Notenbank in einer Weise ausweiten, wie es mit den Prinzipien einer Demokratie unvereinbar wäre. Ergänzend werden fünf Vorschläge präsentiert, wie destabilisierende Finanzspekulation innerhalb des bestehenden Geldsystems treffsicher eingedämmt werden kann.
Forschungsbereich:Industrie-, Innovations- und internationale Ökonomie
Sprache:Deutsch

The "Sovereign Money System". Necessary Reform or Dangerous Panacea?
Through credit allocation banks can create money "out of nothing". The movement for "sovereign money" (Vollgeld) considers this fact as the main cause of inflationary dynamics, business cycles, speculation, public debt and financial crises. Hence, only the central bank should have the right and the power to create money. It would bring it in circulation as a "gift" to the government. Private households and enterprises would deposit their money at banks. The latter are not allowed to lend this electronic sovereign money out. An evaluation of this idea yields the following results: First, it is in principle not possible to steer inflation or the business cycle through changing the quantity of money. Second, sovereign money cannot dampen financial speculation. Third, such a monetary system would strongly impair credit allocation to the real economy. Fourth, it would also dampen effective demand in the total economy over the long run. Fifth, this system would enlarge the – already great – power of central banks in a way which can hardly be reconciled with democratic principles.