ifo Konjunkturprognose Frühjahr 2022: Folgen des russisch-ukrainischen Krieges dämpfen deutsche Konjunktur
Die Konjunktur in Deutschland wird in diesem Jahr von zwei sehr unterschiedlichen konjunkturellen Triebkräften geprägt. Auf der einen Seite dürften die vollen Auftragsbücher der Industrieunternehmen und die allmähliche Normalisierung der Corona-Situation der Konjunktur einen kräftigen Schub geben. Auf der anderen Seite dämpfen die Folgen des russisch-ukrainischen Krieges die Konjunktur über deutlich gestiegene Rohstoffpreise, die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland, zunehmende Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Vorprodukten sowie erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit. Um den Unwägbarkeiten im Hinblick auf den weiteren Verlauf des Krieges Rechnung zu tragen, wurden für die Prognose zwei Szenarien in Betracht gezogen. Das Basisszenario geht nur von einer vorübergehenden Zunahme der Rohstoffpreise, Lieferengpässe und Unsicherheit aus. Im Alternativszenario verschärft sich die Situation zunächst noch, bevor ab der Jahresmitte eine allmähliche Entspannung einsetzt. Unter diesen Annahmen dürfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr nur noch um 3,1% (Basisszenario) bzw. 2,2% (Alternativszenario) zulegen und damit spürbar weniger als bislang erwartet (3,7%). Im kommenden Jahr dürfte das Wachstum dann mit 3,3% (Basisszenario) bzw. 3,9% (Alternativszenario) höher liegen als in diesem Jahr. Die Verbraucherpreise werden in diesem Jahr mit 5,1% (Basisszenario) bzw. 6,1% (Alternativszenario) deutlich schneller steigen als bislang erwartet (3,3%). Im kommenden Jahr wird sich die Inflationsrate zwar wieder verlangsamen, aber mit etwa 2% immer noch deutlich höher sein als in den Jahren vor der Corona-Krise.