Qualifizierungsförderungen des AMS
Im Fokus der Evaluierung stehen die kausalen Effekte von Förderungen in den Jahren 2013 bis 2017 auf Erwerbsintegration und Einkommen der Geförderten in den sechs Jahren nach Förderzugang.
Die Studie zeigt, dass sich alle evaluierten Maßnahmen im Durchschnitt positiv auf die individuelle Arbeitsmarktbeteiligung und die Beschäftigungschancen der geförderten Arbeitslosen auswirken. Die Geförderten ziehen sich seltener aus Gründen wie Entmutigung oder vorzeitigem Pensionsübertritt aus dem Arbeitskräfteangebot zurück und sind langfristig signifikant besser in Beschäftigung integriert.
Kurs ist jedoch nicht gleich Kurs. Die vom AMS gesetzten Maßnahmen sind äußerst heterogen, sowohl in ihrer Ausgestaltung als auch in ihrer Wirkung. Längerfristige, fachliche Qualifizierung mit substanzieller Stärkung von Kompetenzen wirkt besonders stark. Das gilt sowohl für Aus- und Weiterbildung, die externe Bildungsträger im Auftrag und mit Finanzierung des AMS anbieten, als auch für Kurskostenbeihilfen, mit denen das AMS die Teilnahme an Kursen auf dem freien Bildungsmarkt unterstützt.
Die Ergebnisse legen zudem einen vermehrten Einsatz gezielter, arbeitsplatznaher Qualifizierung für konkrete Arbeitsplätze nahe, denn die bisher weniger häufig eingesetzten Instrumente "Arbeitsplatznahe Qualifizierung – AQUA" und besonders die Implacementstiftungen steigern die Reintegrationschancen der Arbeitsuchenden deutlich und können helfen Engpässe an qualifiziertem Personal zu überwinden.
Auch berufliche Orientierung, Basisqualifizierung und Training verbessern die Beschäftigungsperspektiven der Geförderten klar. Lediglich Kurse zur Unterstützung bei der Arbeitssuche ("Aktive Arbeitssuche") haben eine nur schwache Wirkung auf die künftigen Beschäftigungschancen. Dieses Instrument wurde in den letzten Jahren bereits seltener eingesetzt und könnte noch selektiver zur Anwendung kommen.
Im Vergleich nach Ausbildungsinhalt entfalten berufsbezogene Qualifizierungen die größte Beschäftigungswirkung, etwa Ausbildungen im technisch-handwerklichen Bereich, in Büro und Verwaltung und in den Bereichen Gesundheit und Soziales. Folglich bietet sich ein vermehrter Einsatz fachlicher Qualifizierung in zukunftsträchtigen Beschäftigungsbereichen wie MINT, Klimaschutz, Gesundheit, Pflege und frühkindliche Bildung besonders an.Die Vermittlung fachlicher Kompetenzen, intensivere bzw. längere Schulung, Arbeitsplatznähe, die Kooperation mit Unternehmen und die Kombination von Beschäftigung und Qualifizierung sind laut Studie Erfolgsfaktoren. Weiters kommt der längerfristigen, strategischen Planung der Schulungsangebote Bedeutung zu, wie die überdurchschnittlichen Reintegrationswirkungen von Kursen in Ausbildungszentren nahelegen.
Die über 15 in der Studie betrachteten Subgruppen von Arbeitslosen profitieren von den Qualifizierungsförderungen des AMS, aber nicht jede in gleichem Ausmaß. Auffällig ist, dass stärker benachteiligte Gruppen von den AMS-Kursen profitieren – z. B. Personen ab 45 Jahren oder mit gesundheitlichen Einschränkungen sowie mit geringer formaler Ausbildung. Qualifizierungsförderungen sollten demnach zwar zielgruppenorientiert eingesetzt werden, aber auch weiterhin und vor allem Arbeitslosen mit geringeren Arbeitsmarktaussichten zugutekommen.