In den letzten Jahren setzte die österreichische Familienpolitik wichtige Schritte zur Verbesserung der Vereinbarkeit von
Familie und Beruf sowie zur Erhöhung der Väterbeteiligung, etwa die Einführung von nicht übertragbaren Partnermonaten für
den Bezug von Kinderbetreuungsgeld, die Ergänzung der ursprünglichen Pauschalvarianten des Kinderbetreuungsgeldes um eine
einkommensabhängige Variante mit kurzer Bezugsdauer oder den Ausbau der Betreuungseinrichtungen für die unter 3-Jährigen und
der schulischen Nachmittagsbetreuung. Nach wie vor überwiegen allerdings in Österreich – gemessen an internationalen Vergleichszahlen
– die Geldleistungen. Im Zusammenspiel mit weiteren Regelungen wie etwa den Kinderbetreuungsgeldvarianten mit langer Bezugsdauer
sowie der im Durchschnitt deutlich geringeren Entlohnung von Frauen auf dem Erwerbsarbeitsmarkt und nicht zuletzt einer ausgeprägten
Skepsis in der Bevölkerung gegenüber einer Erwerbstätigkeit von Müttern mit kleinen Kindern unterstützt diese Struktur der
Familienleistungen tendenziell ein Familienmodell, in dem Mütter den größeren Teil der Betreuungsarbeit übernehmen und Väter
den größeren Teil der Erwerbsarbeit.
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch
Family Benefits in Austria – An Overview
In recent years Austrian family policy was aimed at improving individual work-life balances and increasing the participation
of fathers. This included introducing child care benefit months that cannot be transferred between partners, adding a short-term
income-dependent option to the original lump-sum child care benefit payments, creating additional child care facilities for
under-three-year-olds and offering afternoon care for school children. Nevertheless, monetary benefits are still considerably
more prevalent in Austria than in other countries. In combination with other schemes, such as long-term child care benefit
options, the substantially lower earnings on average of women in the labour market and, not least, marked popular scepticism
of working mothers with small children, the current structure of family benefits tends to bolster a family model which provides
for mothers to undertake most of the care duties and for fathers to pursue the role of main bread-winner.
Sowohl die Ausrichtung als auch das Instrumentarium der Familienpolitik unterscheiden sich beträchtlich zwischen den hier
untersuchten Ländern Deutschland, Frankreich, Niederlande, Schweden und Dänemark. Die traditionell geprägte deutsche Familienpolitik
wurde in den letzten Jahren mit dem Ziel der Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
auch für Männer in einigen Bereichen grundlegend reformiert. Die pronatalistische Familienpolitik Frankreichs zielt auf eine
gleichzeitige Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit und der Fertilität ab. In den Niederlanden fördert die Familienpolitik
ein Zuverdienermodell. In Schweden liegt der familienpolitische Fokus auf der Unterstützung der Frauenerwerbstätigkeit durch
Kinderbetreuungseinrichtungen, aber auch auf der Sicherstellung einer gewissen Väterbeteiligung sowie auf Armutsverringerung
durch großzügige monetäre Transfers. Die dänische Familienpolitik forciert den frühzeitigen Wiedereinstieg von Eltern in die
Berufstätigkeit. In jüngeren Reformen insbesondere der Freistellungsregelungen schlägt sich in einigen Ländern zunehmend das
Anliegen einer Steigerung der Väterbeteiligung nieder. Nicht zuletzt stehen im Zuge der krisenbedingten Konsolidierungsprogramme,
die in den meisten EU-Ländern seit Anfang der 2010er-Jahre umgesetzt werden, auch die Familienleistungen unter Druck.
Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 25.11.2014 0:00
Die Studie analysiert den Status quo der österreichischen Familienpolitik in den Bereichen direkte Geldleistungen, Steuererleichterungen,
Kinderbetreuung und Regelungen des Kinderbetreuungsgeldbezuges und vergleicht die Situation mit den Regelungen in ausgewählten
Ländern (Deutschland, Niederlande, Schweden, Dänemark, Frankreich, Großbritannien). Die Aufwendungen der öffentlichen Hand
für Familienpolitik sind in Österreich im OECD-Vergleich überdurchschnittlich hoch. Gemessen an wichtigen Erfolgsindikatoren
(z. B. Fertilitätsrate oder Armutsgefährdungsquote von Kindern) erzielt die österreichische Familienpolitik allerdings zum
Teil nur mäßige Ergebnisse. Auch ist die intrafamiliäre Arbeitsteilung zwischen Müttern und Vätern ungleicher als in vielen
Vergleichsländern. Dies wird unterstützt durch eine Reihe von Regelungen im Steuer- und Transfersystem, vor allem durch die
hohe Abgabenbelastung im unteren und mittleren Einkommensbereich. Auch das vor allem für unter 3-Jährige nach wie vor unzureichende
Angebot an Betreuungseinrichtungen bildet ein Hindernis für die Gleichstellung der Frauen auf dem Erwerbsarbeitsmarkt. In
den letzten Jahren hat die Familienpolitik wichtige Schritte zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie
zur Erhöhung der Väterbeteiligung gesetzt. So sollen etwa nicht übertragbare Partnermonate, eine einkommensabhängige Variante
mit kurzer Bezugsdauer für das Kinderbetreuungsgeld sowie der Ausbau der Betreuungseinrichtungen für die unter 3-Jährigen
und der schulischen Nachmittagsbetreuung Anreize und Rahmenbedingungen für eine gleichmäßigere Aufteilung der bezahlten wie
der unbezahlten Arbeit zwischen Müttern und Vätern deutlich verbessern. Weitere Investitionen in Quantität und Qualität der
Betreuungseinrichtungen, flankiert vom Abbau von die bestehende ungleiche intrafamiliäre Arbeitsteilung stützenden Regelungen
im Abgabensystem, würden die Müttererwerbs- und Väterbeteiligung weiter erhöhen.
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend
Abgeschlossen: 2014
Im Rahmen der Analyse des Status quo der Ausgestaltung der österreichischen Familienpolitik werden derenwichtigste Effekte
und Defizite herausgearbeitet. Der Überblick über das familienrelevante Steuer- und Transfersystem geht vor allem auf die
Geldleistungen einerseits (direkte monetäre Transfers, Maßnahmen zur Steuerentlastung von Familien) und auf Realtransfers
andererseits ein (Kinderbetreuungseinrichtungen). Ein knapper internationaler Vergleich der Ausgestaltung des familienpolitischen
Instrumentariums bezieht sich auf Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Großbritannien, Dänemark und Schweden, also Länder,
die jeweils für einen bestimmten Typ des Wohlfahrtsstaates im Allgemeinen bzw. ein bestimmtes familienpolitisches Modell im
Besonderen stehen. Schließlich werden zentrale Wirkungen der österreichischen Familienpolitik – auch im internationalen Vergleich
– herausgearbeitet (Ausmaß der horizontalen und vertikalen Umverteilung, Prävention und Verringerung von Kinder- und Frauenaltersarmut,
Ausmaß der Müttererwerbstätigkeit, intrafamiliäre Arbeitsteilung in Bezug auf bezahlte und unbezahlte Arbeit, da Ausmaß der
Väterbeteiligung). Abgerundet wird diese Wirkungsanalyse durch eine detaillierte Analyse der Anreizwirkungen des österreichischen
Steuer- und Transfersystems bezüglich der Erwerbsbeteiligung von Eltern und der intrafamiliären Arbeitsteilung.
Österreich verfügt über ein im internationalen Vergleich sehr gut ausgebautes System der Familienförderung. Obwohl rund 10%
des Volkseinkommens für familienpolitische Leistungen aufgewendet werden, ist die Armutsgefährdung für Familien mit mehreren
Kindern relativ groß, da die Mittel unabhängig von der Bedürftigkeit ausgeschüttet werden. Das Familienpaket 1993 bringt wohl
eine weitere Erhöhung der Leistungen, eine wesentliche Reduktion der Armutsgefährdung könnte aber nur durch eine stärkere
Berücksichtigung sozialer Gesichtspunkte erzielt werden.