Familienpolitische Leistungen in Österreich im Überblick (Family Benefits in Austria – An Overview)
WIFO-Monatsberichte, 2015, 88(3), S.185-194
Online seit: 26.03.2015 0:00
 
In den letzten Jahren setzte die österreichische Familienpolitik wichtige Schritte zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie zur Erhöhung der Väterbeteiligung, etwa die Einführung von nicht übertragbaren Partnermonaten für den Bezug von Kinderbetreuungsgeld, die Ergänzung der ursprünglichen Pauschalvarianten des Kinderbetreuungsgeldes um eine einkommensabhängige Variante mit kurzer Bezugsdauer oder den Ausbau der Betreuungseinrichtungen für die unter 3-Jährigen und der schulischen Nachmittagsbetreuung. Nach wie vor überwiegen allerdings in Österreich – gemessen an internationalen Vergleichszahlen – die Geldleistungen. Im Zusammenspiel mit weiteren Regelungen wie etwa den Kinderbetreuungsgeldvarianten mit langer Bezugsdauer sowie der im Durchschnitt deutlich geringeren Entlohnung von Frauen auf dem Erwerbsarbeitsmarkt und nicht zuletzt einer ausgeprägten Skepsis in der Bevölkerung gegenüber einer Erwerbstätigkeit von Müttern mit kleinen Kindern unterstützt diese Struktur der Familienleistungen tendenziell ein Familienmodell, in dem Mütter den größeren Teil der Betreuungsarbeit übernehmen und Väter den größeren Teil der Erwerbsarbeit.
Keywords:Familienpolitik, Familienleistungen, Kinderbetreuungseinrichtungen, Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld, Väterbeteiligung
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch

Family Benefits in Austria – An Overview
In recent years Austrian family policy was aimed at improving individual work-life balances and increasing the participation of fathers. This included introducing child care benefit months that cannot be transferred between partners, adding a short-term income-dependent option to the original lump-sum child care benefit payments, creating additional child care facilities for under-three-year-olds and offering afternoon care for school children. Nevertheless, monetary benefits are still considerably more prevalent in Austria than in other countries. In combination with other schemes, such as long-term child care benefit options, the substantially lower earnings on average of women in the labour market and, not least, marked popular scepticism of working mothers with small children, the current structure of family benefits tends to bolster a family model which provides for mothers to undertake most of the care duties and for fathers to pursue the role of main bread-winner.

Verwandte Einträge

WIFO-Monatsberichte, 2015, 88(3), S.195-209
Online seit: 26.03.2015 0:00
 
Sowohl die Ausrichtung als auch das Instrumentarium der Familienpolitik unterscheiden sich beträchtlich zwischen den hier untersuchten Ländern Deutschland, Frankreich, Niederlande, Schweden und Dänemark. Die traditionell geprägte deutsche Familienpolitik wurde in den letzten Jahren mit dem Ziel der Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch für Männer in einigen Bereichen grundlegend reformiert. Die pronatalistische Familienpolitik Frankreichs zielt auf eine gleichzeitige Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit und der Fertilität ab. In den Niederlanden fördert die Familienpolitik ein Zuverdienermodell. In Schweden liegt der familienpolitische Fokus auf der Unterstützung der Frauenerwerbstätigkeit durch Kinderbetreuungseinrichtungen, aber auch auf der Sicherstellung einer gewissen Väterbeteiligung sowie auf Armutsverringerung durch großzügige monetäre Transfers. Die dänische Familienpolitik forciert den frühzeitigen Wiedereinstieg von Eltern in die Berufstätigkeit. In jüngeren Reformen insbesondere der Freistellungsregelungen schlägt sich in einigen Ländern zunehmend das Anliegen einer Steigerung der Väterbeteiligung nieder. Nicht zuletzt stehen im Zuge der krisenbedingten Konsolidierungsprogramme, die in den meisten EU-Ländern seit Anfang der 2010er-Jahre umgesetzt werden, auch die Familienleistungen unter Druck.
Familienpolitik in ausgewählten europäischen Ländern im Vergleich (Family Policy in Selected European Countries in Comparison)
Studien, Juli 2014, 82 Seiten
Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 25.11.2014 0:00
 
Die Studie analysiert den Status quo der österreichischen Familienpolitik in den Bereichen direkte Geldleistungen, Steuererleichterungen, Kinderbetreuung und Regelungen des Kinderbetreuungsgeldbezuges und vergleicht die Situation mit den Regelungen in ausgewählten Ländern (Deutschland, Niederlande, Schweden, Dänemark, Frankreich, Großbritannien). Die Aufwendungen der öffentlichen Hand für Familienpolitik sind in Österreich im OECD-Vergleich überdurchschnittlich hoch. Gemessen an wichtigen Erfolgsindikatoren (z. B. Fertilitätsrate oder Armutsgefährdungsquote von Kindern) erzielt die österreichische Familienpolitik allerdings zum Teil nur mäßige Ergebnisse. Auch ist die intrafamiliäre Arbeitsteilung zwischen Müttern und Vätern ungleicher als in vielen Vergleichsländern. Dies wird unterstützt durch eine Reihe von Regelungen im Steuer- und Transfersystem, vor allem durch die hohe Abgabenbelastung im unteren und mittleren Einkommensbereich. Auch das vor allem für unter 3-Jährige nach wie vor unzureichende Angebot an Betreuungseinrichtungen bildet ein Hindernis für die Gleichstellung der Frauen auf dem Erwerbsarbeitsmarkt. In den letzten Jahren hat die Familienpolitik wichtige Schritte zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie zur Erhöhung der Väterbeteiligung gesetzt. So sollen etwa nicht übertragbare Partnermonate, eine einkommensabhängige Variante mit kurzer Bezugsdauer für das Kinderbetreuungsgeld sowie der Ausbau der Betreuungseinrichtungen für die unter 3-Jährigen und der schulischen Nachmittagsbetreuung Anreize und Rahmenbedingungen für eine gleichmäßigere Aufteilung der bezahlten wie der unbezahlten Arbeit zwischen Müttern und Vätern deutlich verbessern. Weitere Investitionen in Quantität und Qualität der Betreuungseinrichtungen, flankiert vom Abbau von die bestehende ungleiche intrafamiliäre Arbeitsteilung stützenden Regelungen im Abgabensystem, würden die Müttererwerbs- und Väterbeteiligung weiter erhöhen.
Familienpolitik in Österreich – Status Quo und Eckpunkte für eine zeitgemäße Neuordnung (Family Policy in Austria: Status Quo and Cornerstones of Timely Reforms)
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend
Abgeschlossen: 2014
Im Rahmen der Analyse des Status quo der Ausgestaltung der österreichischen Familienpolitik werden derenwichtigste Effekte und Defizite herausgearbeitet. Der Überblick über das familienrelevante Steuer- und Transfersystem geht vor allem auf die Geldleistungen einerseits (direkte monetäre Transfers, Maßnahmen zur Steuerentlastung von Familien) und auf Realtransfers andererseits ein (Kinderbetreuungseinrichtungen). Ein knapper internationaler Vergleich der Ausgestaltung des familienpolitischen Instrumentariums bezieht sich auf Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Großbritannien, Dänemark und Schweden, also Länder, die jeweils für einen bestimmten Typ des Wohlfahrtsstaates im Allgemeinen bzw. ein bestimmtes familienpolitisches Modell im Besonderen stehen. Schließlich werden zentrale Wirkungen der österreichischen Familienpolitik – auch im internationalen Vergleich – herausgearbeitet (Ausmaß der horizontalen und vertikalen Umverteilung, Prävention und Verringerung von Kinder- und Frauenaltersarmut, Ausmaß der Müttererwerbstätigkeit, intrafamiliäre Arbeitsteilung in Bezug auf bezahlte und unbezahlte Arbeit, da Ausmaß der Väterbeteiligung). Abgerundet wird diese Wirkungsanalyse durch eine detaillierte Analyse der Anreizwirkungen des österreichischen Steuer- und Transfersystems bezüglich der Erwerbsbeteiligung von Eltern und der intrafamiliären Arbeitsteilung.
WIFO-Monatsberichte, 1968, 41(4), S.148-152
 
WIFO-Monatsberichte, 1966, 39(8), S.295-301
 
Die Effizienz der österreichischen Familienpolitik (Efficiency of Austrian Family Policy)
WIFO-Monatsberichte, 1992, 65(10), S.519-525
 
Österreich verfügt über ein im internationalen Vergleich sehr gut ausgebautes System der Familienförderung. Obwohl rund 10% des Volkseinkommens für familienpolitische Leistungen aufgewendet werden, ist die Armutsgefährdung für Familien mit mehreren Kindern relativ groß, da die Mittel unabhängig von der Bedürftigkeit ausgeschüttet werden. Das Familienpaket 1993 bringt wohl eine weitere Erhöhung der Leistungen, eine wesentliche Reduktion der Armutsgefährdung könnte aber nur durch eine stärkere Berücksichtigung sozialer Gesichtspunkte erzielt werden.