Die EU-Wachstums- und Beschäftigungsstrategie "Europa 2020" definiert neue Rahmenbedingungen für die Wirtschaftspolitik der
Mitgliedsländer. Zentral sind dabei die nationalen Ziele in fünf Bereichen der Wirtschaftspolitik (Beschäftigung, Forschung
und Entwicklung, Bildung, Armut, Umwelt), der Stabilitäts- und Wachstumspakt, der Koordinationsprozess im Rahmen des "Europäischen
Semesters" mit der Vorgabe von Leitlinien für die nationale Wirtschaftspolitik, der Entwurf nationaler Reformprogramme, deren
Bewertung durch die europäische Ebene und ein neuer Prozess zur Überwachung makroökonomischer Ungleichgewichte. Vor dem Hintergrund
einer Status-quo-Bestimmung des Kurses der österreichischen Wirtschaftspolitik seit 1995 ("enger Wettbewerbsfähigkeitskurs")
wird anhand von potentiellen Ansatzpunkten der Spielraum der nationalen Wirtschaftspolitik identifiziert: Maßnahmen im Bereich
der Bildungs- und Innovationspolitik, Beschäftigungs- und Umweltpolitik würden eine Verbreiterung der Wachstumsquellen bewirken,
um ungenutzte Wachstumspotentiale in Österreich auszuschöpfen. In den potentiellen Ansatzpunkten gibt der neue europäische
Koordinationsprozess Leitlinien vor, Österreich behält aber wesentlichen Gestaltungsspielraum und findet im EU-Prozess Unterstützung
für wachstums- und beschäftigungsfördernde Reformen. Verbindlich sind die EU-Rahmenbedingungen hinsichtlich der Umweltziele
aufgrund der vertraglichen Verpflichtung zur Senkung der Treibhausgasemissionen.
Keywords:Europa 2020 EU 2020
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen – Industrie-, Innovations- und internationale Ökonomie
Sprache:Deutsch
Growth and Employment Policies in Austria in a New European Framework
With its accession to the European Union Austria ceded economic policy authority to the EU level. However, a large part of
those policy fields which are important for a growth strategy, such as education, innovation, labour market and social policies,
largely remain in the responsibility of national states. The economic crisis of 2008–2010 revealed the need for an enhanced
economic coordination within the EU, especially among euro area countries. The EU's growth and employment strategy "Europe
2020" has in part been formulated in response to these requirements. It establishes a new framework for the coordination of
national objectives, growth priorities and monitoring instruments. Within this framework, a key role is played by the national
objectives in five economic policy domains (employment, R&D, education, poverty, the environment), the stability and growth
pact, the coordination process under the "European semester" providing guidelines for national economic policies, the drafting
of national reform programmes and their evaluation as well as a new process for the surveillance of macroeconomic imbalances.