Deutschland und Österreich, unterschiedlich große Nachbarn mit gleicher Sprache, sind zwar immer noch eng miteinander wirtschaftlich
verflochten. Dank EU-Mitgliedschaft, Ostöffnung und EU-Erweiterung hat sich Österreich aber zunehmend von Deutschland emanzipiert.
Seit Anfang der neunziger Jahre übertrifft das Wirtschaftswachstum in Österreich jenes in Deutschland um rund ½ Prozentpunkt
pro Jahr. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen: Der Hauptgrund dürfte in den Lasten der deutschen Wiedervereinigung zu finden
sein. Zum anderen konnte die deutsche Wirtschaft offenbar weniger gut als die österreichische die durch die fortschreitende
Integration Europas (Binnenmarkt und Währungsunion) und durch die Erweiterung der EU neu eröffneten Chancen ausschöpfen. Bereits
die Ostöffnung öffnete für Österreich ein neues "window of opportunities", das gut genutzt wurde. Teilweise dürfte auch die
asymmetrische Architektur der Makropolitik der WWU Deutschland (zu hohe Realzinsen, Fiskalregeln des Stabilitäts- und Wachstumspaktes)
vor größere Probleme stellen als Österreich. Letztlich könnten auch die negativen strukturellen Folgen der Globalisierung
(Outsourcing usw.) ein Grund für die Wachstumsschwäche in Deutschland sein. Da der Globalisierungseffekt aber gleichermaßen
für Österreich gilt, kann die Wachstumsdifferenz zwischen beiden Ländern durch diese These nicht erklärt werden.
Keywords:Deutschland, Österreich, Wirtschaftsvergleich, Globalisierung
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch
Why Does Austria's Economy Grow Faster than Germany's?
Germany and Austria, neighbours of different size and with the same language, still have close economic bonds, but the combined
effect of Austria joining the EU, the eastern opening and the EU's enlargement has made Austria grow increasingly separate
from Germany. Since the early 1990s, Austria's economic growth rate has been surpassing the German equivalent by ½ percentage
point per year. The reasons for this are manifold, but appear to be chiefly in the burden attending German reunification.
Also, the German business sector seems to have been less able than its Austrian counterpart to tap the new opportunities springing
from Europe's progressing integration (internal market and currency union) and the EU's enlargement. Already the eastern opening
opened up a new "window of opportunity" for Austria which the economy made full use of. In part, the asymmetric architecture
of EMU's macropolicy (excessive real interest rates, fiscal rules of the stability and growth pact) appears to pose greater
problems for Germany than for Austria. Lastly, the negative structural effects of globalisation (outsourcing, etc.) may have
been a reason for Germany's weak growth. However, since the globalisation effect also applies to Austria, the growth gap between
the two countries cannot be explained by this hypothesis.