Die gegenwärtige Bundesregierung sah sich unmittelbar nach ihrem Amtsantritt genötigt, die durch die Steuerreform 2000 und
das "Familienpaket" eingetretene Vergrößerung der Finanzierungslücke des Staatshaushaltes zu korrigieren. Damit kam sie nicht
nur den Verpflichtungen aus dem Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU nach, sondern sie reagierte auch auf die gute Wirtschaftslage,
die umgehende Maßnahmen geraten erscheinen ließ. Sie musste damit die gerade erst realisierte Entlastung der Bevölkerung sowohl
auf der Ausgaben- als auch auf der Einnahmenseite des Budgets weitgehend zurücknehmen. Innerhalb weniger Monate wurde die
Zielgröße für das Budgetdefizit im Jahr 2002 von –1,3% des BIP auf Null herabgesetzt. Eine so forcierte Konsolidierung konnte
auch die Verteilungsstruktur nicht unverändert lassen. Unter den zahlreichen Einzelmaßnahmen sind die Maßnahmen im Bereich
der Einkommen- und Verbrauchsteuern sowie der Pensionen am ehesten auf soziale Gruppen und Einkommenstufen zurechenbar. Dabei
zeigt sich, dass die Zurücknahme der Anfang 2000 eingetretenen Entlastungen vor allem im Bereich der mittleren und unteren,
jedoch nicht der untersten Stufen der Einkommenshierarchie relativ am stärksten ist. Das bezieht sich ganz besonders auf überdurchschnittlich
hohe Pensionen, die allein durch die Lohnsteueränderungen 2001 stärker belastet werden, als sie 2000 entlastet wurden. Bezüglich
der Zurechenbarkeit von Maßnahmen, die die Unternehmenserträge berühren, treten komplizierte Fragen der Inzidenzwirkung auf.
Außerdem sind in vielen Fällen Zweitrundeneffekte durch Überwälzung zu berücksichtigen. Die Konsolidierungsmaßnahmen der Bundesregierung
im Jahr 2000 zeigen Ansätze zu einer verteilungspolitischen Neuorientierung. Ein endgültiges Konzept ist jedoch bislang weder
in der Frage grundlegender Steuer- oder Pensionsreformen noch der Familienpolitik und der Behandlung von berufstätigen oder
im Haushalt tätigen Frauen noch in Bezug auf den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern zu erkennen.
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch
Distributive Effects Emanating from Austria's Budget Policy
Immediately upon taking office, the new Austrian government was forced to take action to narrow the growing gap in the financing
of the national budget which was caused by the 2000 tax reform and the family package. In doing so it not only complied with
its commitments under the EU's Stability and Growth Pact, but it also took advantage of the good economic situation which
made prompt action advisable. At the same time this meant cancelling most of the benefits granted to the population on the
expenditure and revenue side of the budget. The target for the 2002 budget deficit was reduced from –1.3 percent to 0 percent
of GDP in just a few months. In view of this rapidly accelerated pace of consolidation, the distributive structures were naturally
affected as well. The effect of the many individual measures on social groups and income strata can best be gauged when we
look at income and consumption taxes and pensions. Here we find that cuts were greatest, in relative terms, at the medium
and lower income levels, but not at the bottom of the income hierarchy. This applies most particularly to above-average pensions,
which will suffer a greater loss from wage tax changes in 2001 than they gained by the tax reform of 2000. In assessing measures
that affect company revenues we are confronted with complex issues of impact incidence, and we frequently need to consider
second-round effects due to the shifting potential. The consolidation measures taken by the Federal Government in 2000 show
signs of a refocus in the government's distribution policy. Nevertheless no ultimate concept has so far emerged, neither with
regard to basic tax and pension reforms, nor in family policy, in the treatment of gainfully employed women and housewives,
nor in the fiscal equalisation scheme for the federal and provincial governments.