Was halten die Menschen in Österreich von Green Finance?
Der vorliegende Bericht analysiert die Ergebnisse des OeNB-Barometers aus dem Jahr 2022, einer für Österreich repräsentativen Umfrage, zum Thema Green Finance bzw. nachhaltiger Finanzmarkt. Dieses stark wachsende Marktsegment gewinnt auch für die Finanzaufsicht an Bedeutung. Die Mehrheit der Befragten erwartet, dass sich ihre finanzielle Situation durch den Klimawandel in den nächsten 15 Jahren verschlechtern wird. Gleichzeitig deuten die Antworten auf eine überwiegend positive Meinung und Einstellung gegenüber nachhaltigeren Finanzprodukten bzw. Unternehmen hin. Solche Ansichten findet sich häufiger bei Frauen sowie bei Personen mit höherer Bildung, mittlerem Einkommen und ausgeprägterem Sparverhalten. Das Alter, der Beschäftigungsstatus, die Größe des Wohnorts sowie der Grad an Finanzbildung scheinen dagegen eine geringe Rolle zu spielen. Der Einfluss dieser und einiger weiterer soziodemografischen und einstellungsbezogenen Variablen konnte durch eine Regressionsanalyse weitgehend bestätigt werden. Die in der Umfrage geäußerten Präferenzen spiegeln nicht unbedingt die tatsächliche Nachfrage wider. Knapp ein Viertel der Befragten gibt an, sich bereits für grüne Finanzprodukte entschieden zu haben. Dies entspricht zwar in etwa den Ergebnissen vergleichbarer österreichischer und internationaler Studien, liegt aber deutlich über dem realen Marktanteil von Green Finance. Knapp die Hälfte der Befragten zeigt sich bereit, für nachhaltige Geldanlagen einen gewissen Informationsaufwand zu betreiben und ein knappes Viertel würde sogar finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Dazu in Widerspruch stehende Antworten deuten jedoch darauf hin, dass einige Befragte Schwierigkeiten haben, Green Finance und verwandte Konzepte zu verstehen. Dies unterstreicht die Bedeutung von nachhaltigkeitsspezifischer Finanzbildung. Eine klare absolute Mehrheit der Befragten wirft Finanzunternehmen sogenanntes Greenwashing vor. Irreführende Aussagen können das Vertrauen in den Finanzmarkt untergraben und damit dessen Stabilität gefährden. Greenwashing ist daher ein Thema für die Finanzaufsicht bzw. Finanzmarktregulierung.