25. November 1996 • Aspekte ausländischen Eigentums im österreichischen Bankwesen • Franz R. Hahn

Die anhaltende "Abschottung" – sei es durch regulatorische Zugangsbeschränkungen oder durch "unattraktive" Marktbedingungen – verstärkte in der Vergangenheit das Desinteresse von ausländischen Banken am Finanzplatz Österreich. Seit Anfang der neunziger Jahre wurde jedoch der direkte Staatsbesitz wie der öffentliche Einfluß im österreichischen Bankenwesen signifikant reduziert. Die Eigentümerstruktur des österreichischen Bankensystems ist seither in einer grundlegenden Neuordnung begriffen. Mit der Liberalisierung des Kapitalverkehrs und der Teilnahme Österreichs am EWR haben sich die Voraussetzungen für den Marktzugang ausländischer Banken nachhaltig geändert.

Privates Eigentum, gleich welcher Eigentumsform, war durch die große Bedeutung des öffentlichen Eigentums und die De-facto-"Eigentümerlosigkeit" in den genossenschaftlich organisierten Sektoren und im Sparkassensektor im österreichischen Bankensystem eher die Ausnahme als die Regel. Die Frage des ausländischen Eigentums an Banken spielte daher in Österreich kaum eine Rolle. Die anhaltende "Abschottung" – sei es durch regulatorische Zugangsbeschränkungen oder durch "unattraktive" Marktbedingungen – verstärkte zusätzlich das Desinteresse von ausländischen Banken am Finanzplatz Österreich.

Abbildung 1: Ertragssituation der Auslandsbanken

Ertragssituation der Auslandsbanken

Q: OeNB.

Seit Anfang der neunziger Jahre wurde jedoch der direkte Staatsbesitz wie der öffentliche Einfluß im österreichischen Bankenwesen signifikant reduziert. Mit der Liberalisierung des Kapitalverkehrs und der Teilnahme Österreichs am EWR haben sich die Voraussetzungen für den Marktzugang ausländischer Banken grundlegend geändert. Mitte der neunziger Jahre erwarben erstmals ausländische Eigentümer substantielle Beteiligungen an größeren österreichischen Banken, im Rahmen der Privatisierung öffentlichen Eigentums an Großbanken traten erstmals internationale Interessenten auf.

Insgesamt sind zur Zeit rund 125 ausländische Banken in unterschiedlichem Ausmaß auf dem österreichischen Markt präsent. Darunter sind viele der größten europäischen Institute. Die regionale Herkunft der ausländischen Eigentümer ist insgesamt auf die EU konzentriert. Für den vergleichsweise engen österreichischen Finanzmarkt bedeutet das zweifellos eine wettbewerbspolitische Herausforderung. Eine wesentliche Eigenschaft dieser Entwicklung ist die jüngste Beteiligung ausländischer Eigentümer an Retail-Banken mit österreichischem Filialnetz (Schoeller, BAWAG, indirekt ÖVAG). Damit breitet sich der Auslandseinfluß von den bisher eher speziellen Geschäftsbereichen (Auslands- und Zwischenbankgeschäft) auf das Massengeschäft aus.

Zu den bemerkenswerten Ergebnissen der Performanceanalyse von ausländischen Banken in Österreich seit Anfang der neunziger Jahre gehört deren überdurchschnittlich hohe Ertragskraft. Banken mit ausländischem Mehrheitseigentum in Österreich konnten nicht nur ihre Erträge seit 1989 deutlich verbessern, sie bauten ihren Ertragsvorsprung gegenüber den Banken in mehrheitlich österreichischem Eigentum sogar weiter aus. Unter sonst gleichen Voraussetzungen weisen österreichische Banken mit ausländischem Eigentum zudem deutlich günstigere Ertragskennzahlen auf. So läßt der starke positive Effekt eines ausländischen Eigentümers auf die Eigenkapitalrentabilität auf eine stärkere Rentabilitätsorientierung von ausländischen Eigentümern bzw. auf eine straffere Kontrolle des Bankmanagments durch ausländische Eigentümer schließen.

Die aktuelle Diskussion der Eigentümerstruktur im österreichischen Bankwesen erscheint so in neuem Licht. Eine Begrenzung auf den engen Rahmen "inländisches versus ausländisches Eigentum" wäre jedoch unzulässig, bliebe dabei doch der wesentlich breitere Hintergrund des Zusammenhangs von Eigentümerstruktur, Bankperformance und gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsbedingungen unberücksichtigt.