9. März 2007 • Konjunkturhoch hält an • Marcus Scheiblecker

Nachdem das Wirtschaftswachstum im Jahr 2006 3,2% erreicht hatte, waren auch Anfang 2007 keinerlei Hinweise auf eine Abschwächung der Konjunktur zu verzeichnen. Die Unternehmensumfragen belegen das nach wie vor ausgezeichnete Wirtschaftsklima, die Investitionspläne für 2007 wurden deutlich nach oben korrigiert. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt verbessert sich erheblich. Dies stärkt das Konsumentenvertrauen und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Belebung des privaten Konsums, die den Konjunkturaufschwung verlängern kann.

Für die österreichische Wirtschaft verlief das Jahr 2006 überaus erfolgreich. Obwohl zwei Arbeitstage weniger zur Verfügung standen als im Jahr zuvor, expandierte das heimische BIP real um 3,2%. Dies war die höchste Wachstumsrate seit dem Jahr 2000 (+3,4%). Im IV. Quartal erhöhte sich das um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigte Bruttoinlandsprodukt real gegenüber der Vorperiode um 0,8% (III. Quartal +1,0%). Gegenüber dem Vorjahr betrug der Anstieg 3,3%.

Die Konjunkturimpulse kamen 2006 hauptsächlich aus dem Ausland. Die rege internationale Nachfrage ließ den heimischen Export kräftig expandieren (real +8,5%), vor allem die Güterausfuhr wuchs stark (+10,2%). Ihre Dynamik nahm im Vorperiodenvergleich seit Jahresbeginn leicht ab, beschleunigte sich aber im IV. Quartal neuerlich (+2,3%).

2006 sprang auch die Investitionsnachfrage an. Die Bruttoanlageinvestitionen nahmen real um 4,7% zu. Sowohl in Ausrüstungen (+5,3%) als auch in Bauten (+4,6%) wurde vermehrt investiert.

Während sich die Konjunktur in den USA abkühlt, herrscht in der EU nach wie vor Hochkonjunktur. Die Nachfrage nach Investitionen wird zur treibenden Kraft. Noch entwickelt sich der Konsum der privaten Haushalte schwach, die Rahmenbedingungen für ein Anspringen verbessern sich aber mit dem Fortdauern der günstigen Wirtschaftslage. Der Arbeitsmarkt profitiert in Europa mittlerweile vom Boom, sodass sich die Einkommenssituation verbessert. Die geringe Konsumnachfrage spiegelt sich in einer – für diese Konjunkturphase – ungewöhnlich niedrigen Inflation.

Auch die österreichische Wirtschaft befindet sich weiterhin auf Expansionskurs. Die Unternehmensumfragen deuten auf einen Fortbestand dieser Tendenz in den kommenden Monaten hin. Lediglich die Bauwirtschaft erwartet ein allmähliches Nachlassen der Dynamik.

Laut WIFO-Investitionstest wollen die Unternehmen ihren Kapitalstock abermals deutlich ausweiten, nachdem die Investitionsnachfrage bereits 2006 kräftig angezogen hat. Wichtigstes Investitionsmotiv vor allem der größeren Betriebe ist die Ausweitung der Kapazitäten. Nach einem hervorragenden Exportergebnis im Jahr 2006 wird sich die Expansion der Ausfuhr etwas beruhigen. Zwar dürfte sich der innereuropäische Handel nach wie vor rege entwickeln, die Nachfrage aus Übersee – in erster Linie aus den USA – wird aber nachlassen.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 2005200620052006
   III. QuartalIV. QuartalI. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. Quartal
   Veränderung gegen das Vorquartal in %
Real, saison- und arbeitstägig bereinigt

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

 

 

+0,6

+0,4

+0,3

+0,4

+0,5

+0,4

  Private Haushalte1)

 

 

+0,6

+0,5

+0,3

+0,5

+0,7

+0,5

  Staat

 

 

+0,4

+0,3

+0,3

–0,0

+0,0

+0,2

Bruttoinvestitionen

 

 

+0,3

+0,7

+0,9

+0,9

+0,6

+0,2

  Bruttoanlageinvestitionen

 

 

+0,5

+0,8

+1,2

+1,3

+1,3

+1,1

  Ausrüstungen

 

 

+0,9

+0,9

+0,9

+1,5

+1,9

+1,4

  Bauten

 

 

+0,4

+0,8

+1,3

+1,3

+1,2

+0,7

Exporte

 

 

+2,0

+1,7

+2,6

+1,8

+1,8

+1,9

  Waren

 

 

+2,4

+2,1

+2,7

+2,3

+2,0

+2,3

  Dienstleistungen

 

 

+1,8

+1,7

–0,4

+1,5

+1,4

+1,4

Importe

 

 

+1,5

+1,3

+2,3

+1,5

+1,1

+0,5

  Waren

 

 

+1,7

+1,5

+1,7

+1,9

+1,2

+0,4

  Dienstleistungen

 

 

+1,0

+1,0

+3,4

+1,1

+1,3

+1,3

Bruttoinlandsprodukt

 

 

+0,9

+0,8

+0,7

+0,9

+1,0

+0,8

Sachgütererzeugung

 

 

+2,5

+2,0

+1,8

+2,0

+2,6

+2,4

         
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
Real, berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

+1,8

+1,6

+1,9

+2,3

+1,4

+1,8

+1,7

+1,4

  Private Haushalte1)

+1,7

+1,8

+2,0

+2,5

+1,3

+2,1

+2,2

+1,7

  Staat

+1,9

+0,9

+1,8

+1,8

+1,9

+0,8

+0,4

+0,4

Bruttoinvestitionen

–0,4

+4,3

+1,1

–2,7

+4,6

+5,0

+6,7

+1,4

  Bruttoanlageinvestitionen

+0,3

+4,7

+0,2

–0,6

+4,4

+3,2

+5,6

+5,5

  Ausrüstungen

+0,2

+5,3

+0,7

–2,6

+4,8

+3,8

+5,8

+6,7

  Bauten

+0,4

+4,6

–0,1

+0,8

+4,7

+3,0

+5,7

+4,8

Exporte

+6,4

+8,5

+6,4

+6,6

+10,7

+7,4

+6,9

+9,2

  Waren

+5,8

+10,2

+5,3

+5,7

+14,5

+6,9

+8,8

+10,9

  Dienstleistungen

+8,1

+3,9

+9,2

+9,6

+1,5

+9,0

+2,0

+3,8

Importe

+5,2

+6,8

+5,5

+1,9

+9,6

+5,6

+6,5

+5,7

  Waren

+5,9

+6,8

+6,4

+1,7

+10,3

+5,3

+6,1

+5,6

  Dienstleistungen

+2,6

+6,8

+2,5

+2,9

+6,7

+6,6

+7,7

+6,1

Bruttoinlandsprodukt

+2,0

+3,2

+2,1

+2,6

+2,9

+3,3

+3,4

+3,3

Sachgütererzeugung

+2,6

+7,4

+3,9

+7,0

+6,1

+6,1

+8,6

+8,5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt, nominell

+3,9

+4,6

+3,9

+4,2

+3,8

+4,9

+4,7

+4,9

Q: WIFO. –  1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Derzeit profitieren insbesondere die Sachgüterproduktion, die unternehmensnahen Dienstleistungen und die Bauwirtschaft von der lebhaften Konjunktur; dem Bausektor kommt zusätzlich das milde Wetter zugute. In diesen Wirtschaftsbereichen nimmt auch die Beschäftigung am stärksten zu. Weniger günstig ist der schneearme Winter für den Tourismus. Dennoch wurde in der ersten Hälfte der Wintersaison ein ebenso hervorragendes Nächtigungsergebnis wie im Vorjahr erreicht, die Umsätze nominell sogar leicht gesteigert.

Die Inflation blieb im Jänner trotz des kräftigen Wachstums der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage mit 1,6% relativ niedrig. Der dämpfende Effekt des frühen Winterschlussverkaufs glich den raschen Anstieg der Strom- und Gaspreise aus. Ein konjunkturbedingter Preisauftrieb war auch in den Teilindizes nicht festzustellen.

Außerordentlich stark fallen hingegen die Reaktionen auf dem Arbeitsmarkt aus. Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten – die ja auf eine Konjunkturbelebung üblicherweise mit Verzögerung reagiert – war im Februar um fast 79.000 höher als im Vorjahr. Dieser Zuwachs von 2,6% war der höchste seit 16 Jahren. Zugleich ging die Zahl der registrierten Arbeitslosen deutlich zurück (–35.000, –11,2%). Neben der hervorragenden Konjunktur begünstigte auch das milde Winterwetter diese Entwicklung. Die Arbeitslosenquote sank (nach nationaler Berechnungsmethode) auf 7,8% und lag damit um 1,1 Prozentpunkte unter der Quote des Vorjahres. Auch im Vergleich zum Vormonat war – basierend auf saisonbereinigten Werten – ein Rückgang festzustellen.

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr bzw. Vorquartal in %

Q: WIFO.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/2007!