6. September 2006 Transitarbeitsplätze als arbeitsmarktpolitisches Instrument. Ergebnisse der ESF-Evaluierung Hedwig LutzSozialökonomische Betriebe und gemeinnützige Beschäftigungsprojekte bieten Personen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt schwer vermittelbar sind, für einen begrenzten Zeitraum einen Arbeitsplatz, auf dem sie in geschütztem Rahmen ihre Arbeitsfähigkeiten weiterentwickeln, zusätzliche Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben sowie Erwerbserfahrung generieren können. Für die Finanzierung dieser Transitarbeitsplätze ist der Europäische Sozialfonds von besonderer Bedeutung: Mehr als die Hälfte aller Teilnahmen wurden in den Jahren 2000 bis 2003 durch den Europäischen Sozialfonds finanziell unterstützt. Diese beiden Instrumente der aktiven Arbeitsmarktpolitik erwiesen sich in der Evaluierung der ESF-Förderung (Ziel 3) als effektive Maßnahmen zur Integration von Benachteiligten ins Beschäftigungssystem: Die Beschäftigungszeiten der Geförderten wurden deutlich ausgeweitet. Die Wirkung war für Frauen stärker ausgeprägt als für Männer, für Ältere stärker als für Jüngere. Aufgrund ihrer Konzentration auf Personen mit gravierenden Vermittlungsproblemen sprechen die untersuchten Instrumente mehr als andere Interventionsansätze der Arbeitsmarktförderung arbeitsmarktfernere Personengruppen an, die sich ohne Intervention mit höherer Wahrscheinlichkeit aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen würden. Demzufolge ist eine der wesentlichen Wirkungen der Maßnahmen die Steigerung der Erwerbsbeteiligung der Geförderten. Daraus resultiert aber auch, dass die Ausweitung der Beschäftigung von einem vergleichsweise geringeren Rückgang der Arbeitslosigkeit begleitet war bzw. die offene Arbeitslosigkeit von Frauen unter 45 Jahren sogar stieg. Die Förderung von Transitarbeitsplätzen gilt allgemein als teurer als die von Schulungen (Kursen). Diese Einschätzung muss nach den Ergebnissen der Evaluierung relativiert werden: Sie sind für Benachteiligte im Nettoeffekt weniger kostspielig, weil den zusätzlichen Kosten die vermehrten Rückflüsse an Sozialabgaben an die öffentliche Hand gegenüberstehen. Speziell für sozialökonomische Betriebe ergibt sich im verfügbaren Betrachtungszeitraum von drei Jahren eine günstigere Kosten-Ertragsrelation als für Kursmaßnahmen. Dies gilt insbesondere für Männer und für Ältere. Allerdings werden die vergleichsweise hohen direkten Förderkosten so lange eine Beschränkung für den Einsatz von Transitarbeitsplätzen sein, als die fördernden Stellen, denen diese Kosten erwachsen, nicht mit den öffentlichen Stellen übereinstimmen, die den Hauptteil des finanziellen Nutzens aus der positiven Wirkung der Maßnahme ziehen. Aufgrund der positiven Wirkung für benachteiligte Personengruppen ist ein vermehrter Einsatz von Transitarbeitsplätzen unter Beibehaltung der Zielgruppenausrichtung jedenfalls empfehlenswert. Hier besteht noch beträchtlicher Spielraum für eine Ausweitung, ohne die Wirksamkeit zu beeinträchtigen. Dies gilt insbesondere dann, wenn zur Steigerung der Effektivität vermehrtes Augenmerk auf die Aktualität und Verwertbarkeit der vermittelten Inhalte gelegt wird.
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/2006 oder folgenden Studien von WIFO, EQUIIHS und L&R im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit: Hedwig Lutz, Helmut Mahringer, Andrea Pöschl (Koordination), Evaluierung Europäischer Sozialfonds 2000-2006: Ziel 3 Österreich. Aktualisierung der Halbzeitbewertung, http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=26491, http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=26492!
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