25. November 2004 Ökonomische Analyse von schadensmindernden Maßnahmen im Hochwasserschutz Franz SinabellHochwasserereignisse sind unvermeidlich, die Gefahrenpotentiale können nur verringert und die Konsequenzen gemildert werden. Das WIFO identifiziert in einer aktuellen Untersuchung des Instrumentariums für den Hochwasserschutz insbesondere einen Mangel an Informationen über das Ausmaß der Gefährdung und die Entwicklung von Schäden aus ökonomischer Sicht. Auf welchen Flächen mit Überschwemmungen zu rechnen ist, ist oft unbekannt. Viele potentiell Betroffene kennen deshalb ihr Risiko nicht und setzen daher keine Maßnahmen zur Abwehr oder Begrenzung von Schäden. Die Verbesserung der Informationsgrundlage und ein kostengünstiger Zugang dazu sind zentrale öffentliche Aufgaben. Über die Verteilung der Werte in den gefährdeten Gebieten und den Wert von Objekten, die durch Verbauungsmaßnahmen geschützt sind, gibt es keine gesicherten Grundlagen. Genaue Daten, wie sie Versicherungsunternehmen zur Verfügung stehen, sind öffentlichen Entscheidungsträgern nicht zugänglich. Da aktive Maßnahmen zum Hochwasserschutz überwiegend aus Steuereinnahmen finanziert werden, fehlt damit eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Die aktive Einbindung der Versicherungswirtschaft kann diesen Mangel beseitigen. In Österreich ist der Hochwasserschutz zwar technisch sehr effektiv, die Maßnahmen sind jedoch nicht immer ökonomisch effizient. In der Schutzwasserwirtschaft ist neben technischen und naturwissenschaftlichen Modellen auch der Einsatz ökonomischer Modelle erforderlich, um jene Maßnahmen zu identifizieren, die das günstigste Verhältnis zwischen Kosten und vermiedenem Schaden aufweisen. Häufig lassen sich Schäden durch überlegtes Bauen und angepasste Nutzung mindern. Fehler in der Flächenwidmung können z. B. durch Rückwidmung beseitigt werden. Einfache Maßnahmen können zudem das Schadenspotential verringern (z. B. Rückschlagklappen in Kanalöffnungen). Durch gezielte ökonomische Anreize können die von Hochwässern Betroffenen zu schadensminderndem Verhalten angeleitet werden. Wichtige Daten über monetäre Schäden werden in Österreich lediglich zur Abwicklung von Förderungen aus dem Katastrophenfonds verwendet. Sie stehen nicht für weitere Analysen (z. B. zur Messung der Wirksamkeit von schadensmindernden Maßnahmen) zur Verfügung. Schadensdaten sollten systematisch erfasst werden und in die Entscheidungsfindung über Projekte zum Hochwasserschutz einfließen. Maßnahmen, die in einer Gemeinde zum Schutz vor Hochwasser beitragen, erhöhen häufig die Gefährdung von Gemeinden am Unterlauf der Gewässer geringfügig. Wenn entlang dieses Gewässers viele Maßnahmen gesetzt werden, summieren sich die geringfügigen Effekte zu schadensteigernden Auswirkungen. Solche negativen externen Effekte müssen nach dem Verursacherprinzip internalisiert werden. Dazu eignen sich Instrumente, wie sie in der Umweltpolitik angewandt werden. Die Deckung von Schäden durch Elementarereignisse muss verbessert werden. Die Schadenshöhe übersteigt vielfach die wirtschaftlichen Möglichkeiten der betroffenen Haushalte und Unternehmen, die meist ungenügend gegen Schäden durch Hochwasser versichert sind. Die Förderungen aus dem Katastrophenfonds decken ohne Rechtsanspruch nur einen Teil der Schäden. Dieser Mangel kann durch eine Pflichtversicherung beseitigt werden, wie sie etwa die Schweiz vorsieht. Auch andere Maßnahmen, z. B. die Anpassung der Funktionsweise des Katastrophenfonds, können hier zum Ziel führen.
Für Rückfragen stehen Ihnen die Autoren der Studie, Franz Sinabell (WIFO, Franz.Sinabell@wifo.ac.at) und Siegfried Trimmel (Büro für Raum- und Regionalplanung), bei der Veranstaltung "Flood Risk. Analyse der Hochwasserereignisse vom August 2002, Strategien und Maßnahmen" am 25. November 2004 ab 10.30 Uhr im Festsaal des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie, Radetzkystraße 2, 1030 Wien, gerne zur Verfügung.
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der folgenden WIFO-Studie: Franz Sinabell (WIFO), Siegfried Trimmel (Büro für Raum- und Regionalplanung), Ökonomische Analyse von schadensmindernden Maßnahmen im Hochwasserschutz, im Auftrag des Umweltbundesamtes, 81 Seiten, 35 Euro, Download 28 Euro: http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=25290!
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