3. Juni 2003 • Internationale Konjunkturflaute stellt Wirtschaft der MOEL auf die Probe • Josef Pöschl

Die fünf ostmitteleuropäischen EU-Beitrittsländer Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn (MOEL 5) gerieten 2001 und 2002 unter den Einfluss der internationalen Konjunkturschwäche; sie erzielten in Summe nicht mehr das hohe BIP-Wachstum des Jahres 2000 (+3,9%). Mit Wachstumsraten von über 2% war die Region 2001 und 2002 aber dennoch vergleichsweise erfolgreich. Dazu trug einerseits die Währungspolitik der einzelnen Länder bei, die trachtete, eine Aufwertung zu vermeiden; eine weitere Ursache war die Budgetpolitik, die teils ein hohes Defizit in Kauf nahm. Ausschlaggebend war schließlich auch ein Strukturfaktor: Wesentliche Teile der Wirtschaft sind inzwischen, meist dank ausländischer Direktinvestitionen, restrukturiert und modernisiert.

Jene Länder, die das BIP-Niveau des Jahres 1989 real noch nicht wieder erreicht haben, folgten dem internationalen Konjunkturmuster eines kräftigen Wachstums im Jahr 2000 und einer darauf folgenden Abschwächung nur eingeschränkt oder gar nicht.

Die Inflation hat sich in Osteuropa in den letzten Jahren allgemein verringert; in einigen Ländern (vor allem Tschechien) stagnierte der Verbraucherpreisindex über Monate hinweg oder war sogar leicht rückläufig.

Österreichs wirtschaftliche Verflechtung mit den östlichen Nachbarländern schreitet voran: Rund 17% der österreichischen Exporte gingen 2002 nach Osteuropa – gegenüber 13,5% im Jahr 1995. Ungarn und Tschechien sind die wichtigsten Handelspartner im Osten. Relativ schwach entwickelt ist der Warenaustausch mit Polen, der größten Volkswirtschaft dieser Region – ein Hinweis auf den großen Einfluss der unmittelbaren Nachbarschaft auf die Wirtschaftsbeziehungen. Österreich erzielte im Osthandel einen Überschuss von 3 Mrd. Euro; er resultierte hauptsächlich aus dem Warenaustausch mit Ungarn, Kroatien und Slowenien.

Übersicht 1: Prognose der Wirtschaftsentwicklung in den MOEL 2003 und 2004

 Bruttoinlandsprodukt1)Verbraucherpreise2)Arbeitslosenquote3)Leistungsbilanz
 2001200220032004200120022003200420012002200320042001200220032004

 

 Reale Veränderung gegen das Vorjahr in %Veränderung gegen das Vorjahr in %In %In % des BIP
                 

 

MOEL 7

+2,7

+2,7

+2,8

+3,5

+11,0

+6,9

+6,3

+5,9

12,9

13,8

13,7

13,9

–4,4

–3,9

–3,9

–4,0

 

  MOEL 5

+2,2

+2,1

+2,5

+3,3

+7,0

+4,0

+4,4

+4,5

14,5

15,3

15,3

15,2

–4,2

–4,0

–3,9

–4,1

 

  Tschechien

+3,1

+2,0

+2

+3

+4,7

+1,8

+1,6

+2

8,1

7,3

7,5

7,4

–5,7

–5,3

–5,3

–5,5

 

  Ungarn

+3,8

+3,3

+3,7

+4

+9,2

+5,3

+5,3

+5

5,7

5,8

6

6

–3,4

–4,0

–4,0

–3,8

 

  Polen

+1,0

+1,3

+2

+3

+5,5

+1,9

+2

+3

18,2

19,9

20

20

–3,9

–3,6

–3,7

–4,3

 

  Slowakei

+3,3

+4,4

+3,5

+4,5

+7,1

+3,3

+7

+7

19,2

18,5

18

17

–8,6

–8,2

–4,4

–3,2

 

  Slowenien

+2,9

+3,2

+3,3

+4

+8,4

+7,5

+6

+5,5

6,4

6,4

5,5

5,5

0,2

1,7

0,4

0,4

 

  Bulgarien

+4,1

+4,8

+4,5

+5

+7,4

+5,8

+4

+4

19,7

17,8

18

17

–6,2

–4,4

–3,1

–2,3

 

  Rumänien

+5,3

+4,9

+4

+4

+34,5

+22,5

+18

+15

6,6

8,4

8

9

–5,6

–3,4

–4,0

–4,5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kroatien

+3,8

+5,2

+4

+4,5

+4,9

+2,2

+3

+2,5

15,9

15,2

15

15

–3,2

–6,6

–3,8

–3,4

 

Mazedonien

–4,5

+0,3

+2

+3

+5,2

+1,5

+2

+4

30,5

31,9

30

30

–6,9

–8,8

–5,8

–5,6

 

Serbien und Montenegro

+5,1

+3

+4

+4

+89,0

+16,5

+15

+10

12,9

13,8

15

15

–5,9

–13,1

–11,8

–10,4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Russland

+5,0

+4,3

+4

+4

+21,6

+16,0

+12

+10

9,1

8,0

7,5

8

11,3

9,5

7,0

6,0

 

Ukraine

+9,2

+4,8

+4

+4

+12,0

+0,8

+10

+7

11,1

10,2

10

11

3,7

7,7

4,0

.

 

Q: Nationale Statistiken. 2002: vorläufige Zahlen, 2003 und 2004: Prognose des WIIW. –  1) Serbien und Montenegro: Bruttomaterialprodukt. –  2) Kroatien, Mazedonien: Einzelhandelspreise. –  3) Gemäß Labour-Force-Survey Konzept (Mikrozensus), Jahresdurchschnitt.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2003!