25. Juni 1999 Marktchancen für die österreichische Industrie Michael BöheimNach einem langen Aufholprozeß und erfolgreicher Integration in die Weltwirtschaft liegt heute die Produktivität der österreichischen Industrie in Europa im Spitzenfeld, der Weltmarktanteil der österreichischen Exporte hat langfristig steigende Tendenz. Die Dämpfung der Arbeitskostendynamik und stabilere Wechselkurse ermöglichten in jüngster Vergangenheit gemeinsam mit dem Strukturwandel und der Ostöffnung eine Verringerung des bisher hohen Defizites im Außenhandel mit Industriewaren. Die Veränderung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen stellt jedoch neue Herausforderungen an den Wandel der Industriestrukturen und die Organisation von Unternehmen. Ein Land mit überdurchschnittlicher Produktivität muß zumindest teilweise vom Technologienehmer zum Technologieentwickler werden, eine Industrie mit hohen Lohnkosten und anspruchsvollen Sozial- und Umweltstandards muß preiselastische Produktionssegmente und solche mit hohem Anteil an einfacher Arbeit auslagern und sich auf hochwertige Marktsegmente mit spezialisiertem Know-how und Eigenentwicklung konzentrieren. Industrienahe Dienstleistungen passen die Produktion an die immer differenzierteren Wünsche der Investoren an. In mehreren Teilen der Analyse zeigt sich, daß Österreich den Übergang vom Aufholprozeß zur Führungsposition noch nicht ganz vollzogen hat. An persistenten österreichischen Strukturschwächen, die eine nachhaltige Etablierung in der Gruppe der führenden Industrieländer bislang verzögern, sind die Überspezialisierung auf arbeitsintensive Industriezweige bei gleichzeitiger Unterspezialisierung auf forschungsintensive Industriezweige sowie die ungenügende Positionierung im Qualitätswettbewerb auf dem Weltmarkt zu nennen. Dennoch fällt eine Gesamtbeurteilung des Wirtschaftsstandortes durch international erfahrene Manager zufriedenstellend aus. Marktchancen für die österreichische Industrie bieten sich künftig:
Nach technologischen Kriterien werden für Österreich folgende Querschnittstechnologien als aussichtsreich eingestuft:
Nach Wettbewerbsfaktoren liegen die größten Chancen für eine österreichische Themenführerschaft demnach
Die wirtschaftspolitischen Schlußfolgerungen aus der Analyse sind vielschichtig. Erste wichtige Konsequenz ist, daß die österreichische Industrie konkurrenzfähig und erfolgreich ist; andererseits kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, daß Industriestruktur und makroökonomische Rahmenbedingungen sich rasch ändern und daher Industrie-, Innovations- und Arbeitsmarktpolitik gefordert sind. Als längerfristige wirtschaftspolitische Strategie zur bestmöglichen Realisierung des Zukunftspotentials der österreichischen Industrie ist an einen möglichst breiten und systemischen Ansatz unter Berücksichtigung der spezifischen institutionellen Rahmenbedingungen zu denken. Operationale Maßnahmen (Pilotprojekte, Stärkung der Mobilität zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Clusterbildung, anreizkompatible Förderungen) sollten diesen Prozeß unterstützen. Für die Wirtschaftspolitik gibt es nur wenige Möglichkeiten, Österreichs Ausgangsposition im Standortwettbewerb direkt zu verbessern. Die Rolle des Staates ist im wesentlichen auf die Gewährleistung bestmöglicher wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und auf punktuelle Interventionen bei Marktversagen beschränkt (Maßnahmen der Wirtschaftsförderung zur Herstellung anreizkompatibler Strukturen und Stärkung der Innovationsorientierung der österreichischen Wirtschaft). Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/1999! |