24. Juni 1999 Erholung der Weltwirtschaft Marcus ScheibleckerNach einer Beruhigung der Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten sind erste Anzeichen einer Erholung der Weltwirtschaft zu erkennen. Vor allem in Südostasien bessern sich die Aussichten etwas. Hingegen ist die Situation in Südamerika weiterhin labil, wenngleich auch hier die Kapitalabflüsse zum Erliegen gekommen sind. Während das Wachstum in den USA anhaltend robust scheint, entwickelt sich die Wirtschaft in Europa nach wie vor äußerst schwach. Vor allem in Deutschland und Italien ist die Konjunktur noch nicht angesprungen. Nach einer Beruhigung der Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten zeigen sich in den am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Volkswirtschaften Anzeichen einer Besserung der Wirtschaftslage. Der enorme Kapitalabfluß aus den Emerging Markets kam zum Erliegen und konnte teilweise sogar umgekehrt werden. Besonders ausgeprägt ist diese Entwicklung in den asiatischen Entwicklungs- und Schwellenländern. Unsicher ist, ob Japan tatsächlich die hartnäckige Rezession überwinden kann, wie die vorläufigen Berechnungen des japanischen Wirtschaftsplanungsamtes (EPA) für das I. Quartal 1999 zeigen (Wirtschaftswachstum fast 8% auf Jahresbasis). Südamerika leidet noch unter gravierenden Nachwirkungen der Finanzmarktturbulenzen, jedoch dürfte das seit kurzem wieder leicht sinkende Zinsniveau eine Stabilisierung in dieser Region ermöglichen. Während die Situation in Rußland unverändert kritisch ist, signalisieren Unternehmensbefragungen in der EU nach einer kurzfristigen Wachstumsabschwächung wieder eine Festigung des Vertrauens in die Erholung der Wirtschaft. Nach wie vor robust ist die Konjunktur in den USA, und auch die neuesten Wirtschaftsdaten lassen nicht auf eine beträchtliche Dämpfung schließen. Leichte Besserungsanzeichen in Südostasien Die Kapitalabflüsse aus Südostasien sind zum Stillstand gekommen, und erstmals ist wieder ein leichter Rückfluß der Finanzströme zu verzeichnen. Falls diese Tendenz anhält, wird 1999 ein geringes Wirtschaftswachstum möglich sein. Die Welle von Finanzmarktturbulenzen, die im Sommer 1997 in Südostasien eingesetzt hatte, zog die gesamte Region in Mitleidenschaft und hatte in diesem Raum einen Wachstumseinbruch zur Folge. Das infolge der deutlichen Abwertung hohe Zinsniveau und beträchtliche Preissteigerungen beendeten gemeinsam mit den Kapitalabflüssen abrupt die beachtliche Expansion der vorhergegangenen Jahre. 1998 schrumpfte die Wirtschaftsleistung dieser Länder um durchschnittlich 8%. In der Folge stieg die Arbeitslosenquote in den meisten Staaten rasant, mitunter traten erhebliche soziale Spannungen auf. Die südostasiatischen Länder haben sich noch nicht aus dieser tiefen Rezession gelöst, obwohl es erste Anzeichen einer leichten Besserung gibt. Die Kapitalflucht und der Währungsverfall scheinen vorerst gestoppt, und auch die Inflationsrate hat seit kurzem sinkende Tendenz. In jenen Ländern, in denen soziale Unruhen ein gravierendes Ausmaß erreichten wie etwa in Indonesien oder in denen noch erhebliche Strukturschwächen bestehen (Malaysia und Thailand), zeigt sich jedoch unmittelbar noch keine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Internationale Konjunkturbeobachter rechnen für das Jahr 1999 mit einer Stabilisierung. Wie schnell und nachhaltig der Erholungsprozeß voranschreitet, hängt auch von der nach wie vor bestehenden Abwertungsgefahr des chinesischen Yuan ab. In China selbst boomt die Wirtschaft weiterhin, wenn auch weniger als in den Vorjahren. Die Kapitalflucht blieb relativ gering, da in der Vergangenheit der Zufluß von Auslandskapital strenger Restriktion unterlegen war. Dämpfend wirkt Chinas Exportschwäche. Die chinesische Ausfuhr leidet nicht nur unter dem Ausfall der Nachfrage aus Südostasien in diesem Raum werden mehr als die Hälfte der Exporte abgesetzt , sondern auch unter der Konkurrenz aus diesem Raum, welcher durch Abwertungen erheblich an preisbestimmter Wettbewerbsfähigkeit hinzugewonnen hat. Zur Stützung der Exportwirtschaft gewährt die chinesische Zentralregierung Steuererleichterungen und Kreditbegünstigungen. Eine expansive Geld- und Fiskalpolitik (mit hohen öffentlichen Investitionen) soll wirtschaftlichen Abschwächungstendenzen entgegenwirken. Ein Wiedererstarken der Wirtschaft in Südostasien verbunden mit einer realen Aufwertung dieser Währungen würde den Druck auf den Yuan reduzieren und umgekehrt die Erholung in Südostasien nicht gefährden. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/1999! |